- Aus der Community
DIAlog – der Geburtstag
3 Minuten

„Hey.“
Wir sehen uns an. Ich reiche das Stück Kuchen rüber. „Happy Birthday.“
„Danke.“
Stille. Dann setzt er wieder an.
„Alles gut bei dir?“
Kann mir einen genervten Blick nicht verkneifen.
„Bei der Nacht? Was war da bitte los?“
Schulterzucken und ein zerknautschtes „Sorry“.
Ich seufze. Wollte ihm heute eigentlich ausnahmsweise nicht böse sein. Ist nicht immer leicht.
Ich lasse meinen Blick schweifen. Seit dem letzten Mal sieht es schon deutlich besser aus – wir haben die Wände neu gestrichen. Zweimal, um genau zu sein, weil der Diabetes erst die falsche Farbe gekauft hatte. Ich kann ihn echt keine Sekunde aus den Augen lassen.
Heute sieht er aber ganz süß aus, mit dem kleinen Geburtstagshut auf dem Kopf.
Er hat mich ganz verwundert angestarrt, als ich ihm erzähle, dass ich gerne unser Jubiläum feiern will.
„Warum?“, hat er gefragt, „warum willst du dich darüber freuen, dass es mich gibt?“
Und während wir hier sitzen, kann ich keine zufriedenstellende Antwort finden. Ist es der Stolz darauf, schon ein kleines Jahrzehnt überstanden zu haben?
Ich sehe ihn an. „So lange schon?“
„Scheint so. Kannst du dich noch an die erste Spritze erinnern?“
„Klar. Nette Krankenschwester. Hungriges, kleines Mädchen. Ein kleiner Pikser in den Oberschenkel für eine Scheibe Toast mit Käse und Butter. Erschien mir damals wie ein fairer Tausch.“
„Und seitdem sind wir immer zu zweit.“
Wir lächeln uns an.
Wie wird es in der Zukunft?
Dann fragt er mich plötzlich: „Hast du Angst?“
„Vor dir? Nein, dich kann ich schaffen.“ Ich wähle meine Worte mit Bedacht.
Wenn andere ungläubig sagen, sie könnten sowas ja nicht, dann kann ich nur antworten: „Doch.“
Wenn man keine Wahl mehr hat, kann man plötzlich vieles.
Trotzdem bleiben sie natürlich, die kleinen Sorgen.
„Ich hab’ nur Angst, dass du eines Tages noch mehr Schaden anrichtest. Wenn ich nicht aufpasse. Verstehst du?“, fahre ich fort.
„Ich kann dir nicht das Gegenteil versprechen.“
„Ich weiß.“
Ich betrachte ihn. Er sieht bedrückt aus, als würde es ihm tatsächlich leid tun. Auch wenn es natürlich oft anstrengend ist, ist er nun mal so unberechenbar wie das Leben.
Und wenn ich hier mit ihm sitze und Geburtstag feiere, dann nicht, weil ich ihn so gerne habe.
Ich feiere, weil ich nicht mit Trauer und Melancholie an die Zeit vor ihm denke, sondern mit Erleichterung an die Zeit mit ihm.
Denn wir kennen alle die Floskeln, die man einander zuwirft, um schwierige Situationen erträglicher erscheinen zu lassen: Halt durch, du hast schon so viel geschafft, bald ist es zu Ende, es wird besser.
Doch bei chronischen Krankheiten gibt es kein Ende, dem man entgegenblicken konnte, kein Ablaufdatum.
Stattdessen gibt es einen Morgen.
Und die Krankheit reiht sich in eine Liste des Alltäglichen ein.
Irgendwann hört man unweigerlich auf, sich an „Warums?“ aufzuhängen – man hinterfragt ja auch nicht das Zähneputzen oder Wäschewaschen oder Einkaufengehen. Mal hat man mehr und mal weniger Lust darauf, aber sie sind nun mal notwendig.
Die kleinen Erfolge
Manchmal, in den kleinen Momenten, wenn ich eine Insulinpumpe oder einen Sensor in der Öffentlichkeit aufblitzen sehe und mich kurz mit der fremden Person verbunden fühle oder wenn ich trotz Einladung zum Brunch, Familienbesuch und nächtlichen Keksebackens einen perfekten Wert habe, ja, dann fühlt sich der Diabetes weniger wie eine Bürde und mehr wie ein alter Bekannter an.
Denn ich habe es geschafft und es geht noch viel weiter.
Auch wenn ich mich gerne mit dem Diabetes so lauthals streite, bis alle andern Organe besorgt zu uns rüberschauen, so ist er nun mal meine Selbstverständlichkeit.
Ich schiebe das Stück Kuchen näher an ihn ran.
„Komm, iss. Ich hab auch schon Insulin abgegeben.“
Für all die gesunden Jahre, die noch folgen.
Der Weg, sich mit seinem Diabetes anzufreunden, ist schwer und ein ewiges Auf und Ab. Katharina erzählt von den 5 Phasen der Trauer: der Weg zur Akzeptanz!
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Leben mit Diabetes
Mehnert-Medaille für Erika Späth: 70 Jahre konsequentes Diabetes-Management

5 Minuten
- Behandlung
Balanceakt: Typ-1-Diabetes früher diagnostizieren und behandeln – aber wie?

4 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
gingergirl postete ein Update vor 1 Tag, 18 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 2 Tagen, 22 Stunden
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-