Die etwas andere „Diabetes-Medizin“: Humor ist, wenn man trotzdem lacht

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Die etwas andere „Medizin“: Humor ist, wenn man trotzdem lacht | Foto: Lyndon Stratford – Gettyimages / GOLDMAN – stock.adobe.com
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Die etwas andere „Diabetes-Medizin“: Humor ist, wenn man trotzdem lacht

In unserer Umfrage zur Lebensqualität haben wir auch gefragt: „Was war bisher mein lustigster Moment mit Diabetes?“ Während sich die einen darüber empörten, fanden es andere eine gute Anregung, einmal darüber nachzudenken. Die meisten der Befragten bedankten sich für diese Frage: „Ich habe noch nie darüber nachgedacht – danke für die Frage“, „Ich nehme den Diabetes mit Humor und lasse meine Mitmenschen dies spüren :-)“.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Humor heilsam. Er kann Stress und Ängste abbauen, soziale Kontakte fördern und die psychische Gesundheit verbessern. Wenn wir lachen, werden in unserem Körper Endorphine, auch Glückshormone genannt, ausgeschüttet, die helfen, Stress abzubauen und eine positive Stimmung zu erzeugen. Studien zeigen, dass humorvolle Menschen Belastungen und Stress besser bewältigen und seltener unter psychischen Störungen leiden.

Humor ist eine Charaktereigenschaft und eine innere Lebenseinstellung. Die Humor-Forscherin Prof. Dr. Barbara Wild aus Stuttgart formuliert es so: „Humor ist eine wichtige Fähigkeit, um sich mit Ängsten, Aggressionen und anderen negativen Gefühlen auf eine positive und meist sozial verträgliche Art auseinander setzen zu können. Er hilft bei der inneren Distanzierung, die Situation von außen zu betrachten. (…) Um humorvoll zu sein, muss man etwas Distanz zu den Dingen, Menschen, Situationen haben [die einen beschäftigen]“.

Humor hilft: „Jung geblieben dank Verzögerungsinsulin“

Bei Diabetes helfen Humor, eine Prise Achtsamkeit und eine gewisse Gelassenheit, die täglichen Anforderungen des Diabetes gut zu bewältigen. So, wie eine Teilnehmerin es schilderte: „Wenn mir jemand sagt, wie jung ich aussehe, antworte ich, das komme daher, dass ich früher Verzögerungsinsulin gespritzt habe.“

Sehr viele Teilnehmer hatten schon lustige Erfahrungen im Zusammenhang mit Insulinpumpe oder CGM-System – und nicht selten schlagfertige Antworten: „Erstaunte Blicke wegen des Sensors und meine (nicht ernst gemeinte) Auskunft: Ich habe Kontakt zu einer außerirdischen Spezies“, „… als der Sensor für ein GPS-System gehalten wurde, womit mich meine Eltern überwachen“ oder „Was ist das an deinem Arm. Ich: GPS-Überwachung von meinem Mann. Dies hat man mir geglaubt:-)“.

Als mein Vorgesetzter fast vom Stuhl fiel

Ein gutes Beispiel für Humor ist es, wenn Menschen sich über die Unsicherheit oder dumme Fragen anderer zum Insulinspritzen nicht beleidigt fühlen, sondern diese gelassen berichten: „Zugschaffnerin mit vor Schreck entgleisten Gesichtszügen, als sie mich Insulin spritzen sah und auf eine Fahrkartenkontrolle verzichtete“ oder „Als mein Vorgesetzter beinahe vom Stuhl fiel, als ich mich spritzte“.

Ein Klassiker sind auch die Reaktionen anderer Menschen, die Insulin mit Rauschgift verwechseln: „Die erste Reaktion der Flughafensecurity auf meine Insulinpumpe. Die Dame war wegen meiner Pumpe derart nervös und verunsichert, dass sogar die anderen Reisenden lachen mussten.“ Auch gut: „Als mich ein anderer Gast im Restaurant gefragt hat, ob ich legal Drogen spritze?“

Diabetes-Technologie: „Bei dir piept’s wohl“

Es ist gut, Situationen, in denen ein Alarm des Sensors sehr unpassend ist, mit Humor zu nehmen: „Als mein Alarm losging inmitten der Firmungszeremonie meiner Tochter und alle dachten, es wäre Feueralarm, da er so laut war …“, „Die Pumpe klingelte bei der Hochzeit eines Freundes im falschen Moment“ oder „Als meine Insulinpumpe einen zu hohen Wert durch einen Klingelton angegeben hat, meinte meine Kollegin: Kein Anschluss unter dieser Nummer“.

Ein weiteres positives Beispiel: „Ich habe meine Freundin kennengelernt, als ihre Pumpe piepste und ich meine aus der Tasche holte und wir so feststellten, dass wir beide Diabetikerinnen sind“. Mit Humor nahm ein Teilnehmer auch die folgende Situation: „Bei der Anprobe meines Hochzeitsanzugs hat der Schneider den Schlauch meiner Insulinpumpe durchgeschnitten. War ihm total peinlich.“

„Darfst du das essen?“ – Umgang mit lästigen Fragen

Für die einen lästig, für die anderen witzig: die ewig wiederkehrende Frage, ob man wegen des Diabetes bestimmte Dinge oder Süßes nicht essen dürfe. Manchmal, so eine Teilnehmerin, schließe sie eine innere Wette mit sich ab, ob die Frage bei einer bestimmten Gelegenheit gestellt werde, und sich freue, wenn sie gewinne. Andere freuen sich, „Gummibärchen als ‚Medizin‘ auszuweisen“ oder berichten: „von Kohlenhydraten geträumt, die mich verfolgen“.

Witzig und ehrenwert ist auch Folgendes: „Dass mich ein Arzt im Krankenhaus mit meiner erworbenen Kompetenz für eine Kollegin gehalten hat“ oder „Als eine Endokrinologin sagte: ‚Sie sind gesünder als ein Gesunder‘, weil sie keine Werte über 200 mg/dl in CGM-Aufzeichnungen fand“. Diebisch gefreut hat sich ein Teilnehmer, als er seinem Diabetologen, der selbst an Diabetes erkrankt ist, hilfreiche Tipps gab.

Training hilft: Humor ist lernbar

Lassen wir noch einmal Prof. Dr. Barbara Wild zu Wort kommen. Sie ist der Meinung, dass Humor gerade im Umgang mit schwierigen und belastenden Dingen im Leben hilfreich sein kann. Mit dem Arzt und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen hat sie in einer Studie die Wirkung eines siebenwöchigen Humor-Trainings bei Herzpatienten untersucht. Dabei übten die Teilnehmer, ihren Ärger mit Humor zu verarbeiten. „Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Menschen im Laufe der Sitzungen weiterentwickelten“, fasst Wild zusammen.

Das Humor-Training scheint zu wirken, denn die Teilnehmer konnten danach besser mit Stress umgehen, waren leichter zu erheitern und ihre Stresswerte verbesserten sich. Von Hirschhausen, der die Stiftung „HUMOR HILFT HEILEN“ gegründet hat, bringt es auf den Punkt: „Humor kann man nicht als Pille einnehmen – nur eine humorvolle Haltung. Probieren Sie es aus!“

Schwerpunkt: Diabetes und Lebensfreude: So finden Sie die Balance

von Prof. Dr. Bernhard Kulzer

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (10) Seite 14-15

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