Einsamkeit schadet der Gesundheit – was tun?

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Einsamkeit schadet der Gesundheit – was tun?

Miteinander in Verbindung bleiben – das ist im Moment nicht einfach, manchmal sogar unmöglich. Noch mehr Menschen als sonst fühlen sich in der Corona-Pandemie einsam. Einsamkeit ist aber nicht nur ein Gefühl, sondern kann sich auf unsere Gesundheit auswirken. Forscher aus Bielefeld vergleichen die schädliche Wirkung von Einsamkeit mit dem Rauchen von 15 Zigaretten täglich! Deshalb gibt es das Projekt “(Gem)einsam durch Corona” samt Website mit vielen praktischen Tipps, die helfen, Einsamkeitsgefühle zu reduzieren.

Dr. Sebastian Bamberg, Professor für Psychologie am Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld, erklärt, dass Einsamkeit mit dem täglichen Konsum von 15 Zigaretten verglichen werden könne: „Soziale Kontakte beeinflussen unsere Persönlichkeit, indem sie die soziale Identität beeinflussen. Normen, die in einer Gruppe vorherrschen, bestimmen, welche Meinungen und Aktivitäten uns wichtig sind und wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten. All diese Faktoren wirken sich auf unsere Gesundheit aus.“ Um gesund zu bleiben, sei es daher notwendig, tragfähige soziale Bindungen aufzubauen.

Tipps gegen Einsamkeit:

Einsam(er) durch Corona

Doch gerade während der Corona-Pandemie erleben viele Menschen Einsamkeit: Ältere Menschen oder Patientinnen und Patienten in Einrichtungen, die keinen Besuch bekommen dürfen oder wollen, aber auch Studierende, die isoliert Onlinevorlesungen verfolgen, und viele andere Menschen, die ihren Hobbys oder sonstigen Routinen wegen der Schließungen nicht nachgehen können und bei denen die damit verbundenen sozialen Kontakte entfallen.

Auf www.einsam-durch-corona.de: Tipps gegen die Einsamkeit

Im Projekt „(Gem)einsam durch Corona“ wurden psychologische, sozialwissenschaftliche und digitalisierungsbezogene Kompetenzen vereint, um in dieser Situation Lösungsangebote zusammenzutragen, deren Wirksamkeit zu bewerten und bekannt zu machen. Professor Dr. Udo Seelmeyer, Lehrgebiet Sozialarbeitswissenschaft an der FH Bielefeld, forscht dazu, wie digitale Angebote in der Sozialen Arbeit hilfreich eingesetzt werden können.

Ein gemeinsames Ergebnis des Projekts ist die Internetseite www.einsam-durch-corona.de, die grundsätzlich in das Thema einführt und eine Vielzahl an ganz praktischen Tipps präsentiert, wie sich Einsamkeitsgefühle reduzieren lassen. Die meisten der Vorschläge lassen sich relativ einfach umsetzen. Sie richten sich an die Betroffenen selbst, aber ebenso an Personen, die einsame Menschen betreuen, beispielsweise in Kliniken oder Seniorenheimen. Zu diesen Maßnahmen gegen Einsamkeit zählen ganz klassische Briefkontakte, Ideen für die Ermöglichung persönlicher Kontakte unter Coronabedingungen, digitale Kommunikation, oder Vorschläge, wie sich auch unter den gegenwärtigen Einschränkungen Gemeinschaftserlebnisse im Kontext von Sport und Bewegung, musikalischen und kreativen Angeboten umsetzen lassen.

Mit dabei: wissenschaftlicher Erkenntnisse

Auch ihre wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Einsamkeit erörtern die beiden Professoren auf der Seite. Denn zu Beginn des Projekts haben Seelmeyer und Bamberg sich gefragt, was wirklich gegen Gefühle von Einsamkeit und sozialer Isolation hilft. Sebastian Bamberg erläutert: „Auf diese Frage konzentriert sich die empirische Wirkungsforschung. Hier sind sogenannte Meta-Analysen der wissenschaftliche Gold-Standard zur Beantwortung der Frage, ob eine Maßnahme wirksam ist oder nicht. Eine Meta-Analyse ist eine statistische, quantitative Zusammenfassung der Ergebnisse vorliegender empirischer Evaluationsstudien.“

Udo Seelmeyer führt fort: „Für unsere Frage besonders relevant ist eine Meta-Analyse von den vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Masi, Chen, Hawkley und Cacioppo aus dem Jahr 2011. Sie haben Befunde aus 40 Interventionsstudien zusammengefasst, in denen empirisch überprüft wurde, wie wirksam verschiedene Maßnahmen zur Reduktion von Einsamkeitsgefühlen sind. Anhand dieser und weiterer wissenschaftlicher Erkenntnisse haben wir mit einer breiten Suchstrategie Maßnahmen und Ideen aus verschiedenen Medienquellen zusammengestellt und vergleichbare Interventionen zusammengefasst und bewertet.“ Ihr wissenschaftliches Vorgehen wollen die beiden Professoren auf der Internetseite auch Laien zugänglich machen. Außerdem haben sie eine Vorlage erarbeitet, mit der Nutzerinnen und Nutzer eigene Interventionen erarbeiten können.

Unterstützung und Hintergrund

Als Praxis- und Netzwerkpartner wurde das Projekt zudem durch die Stabsstelle „Technische Assistenz und Digitale Teilhabe” (TADiT) der von Bodelschwingh‘ schen Stiftungen Bethel unterstützt, die vielfältige Erfahrungen und Ideen aus der eigenen Praxis der Alten- und Behindertenhilfe eingebracht hat. Die technische Umsetzung wurde in Kooperation mit der Webagentur .comspace erarbeitet, die es übernommen hat, die Ergebnisse des Projektes ansprechend aufzubereiten und darzustellen. Außerdem dankt Udo Seelmeyer den drei Studierenden Hannes Breder, Zeynep Emir und Judith Marie Reuter: „Durch ihre sehr engagierte Mitarbeit konnte das Projekt schnell und erfolgreich umgesetzt werden.“

Das Projekt wird von der Initiative „Innovationen gegen die Corona-Krise“ zentral von der FH Bielefeld gefördert. Als Reaktion auf die anhaltende Covid-19-Pandemie hatte die Hochschule diese interne Förderung bereits im Frühjahr ausgeschrieben. Insgesamt werden 13 Projekte gefördert.


Quelle: Fachhochschule Bielefeld

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  • tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 23 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 4 Tagen, 6 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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