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Noch bevor das aktuelle Monatsthema „Spotted: Diabetes“ überhaupt offiziell bekanntgegeben wurde, merkte ich schon Ende Mai, dass ich in diesem Sommer genau darauf keine Lust habe – auf das Angeguckt- und Angesprochenwerden. Und noch viel weniger auf das „unauffällige“ Diskutieren hinter meinem Rücken und der Annahme, dass ich zu einem Statement verpflichtet sei.
Im letzten Sommer hatte ich meinen Dexcom-Sensor noch ganz frisch und trug ihn nur an der empfohlenen Setzstelle am Bauch. Da sich in meinem Kleiderschrank weder Crop-Tops noch Bikinis befinden, blieb er die ganzen warmen Monate versteckt. Das Einzige, was hin und wieder zu sehen war, war die Kanüle vom Infusionsset der Insulinpumpe, wenn ich sie am Arm trug – meistens war aber auch die zumindest halb unter einem T-Shirt-Ärmel versteckt.
Über die letzten Monate begann ich, meinen Sensor auch immer wieder am Arm zu tragen, und irgendwie bekam ich gar nicht so richtig mit, dass die Klamottenschichten darüber immer weniger wurden und er auf einmal nicht mehr versteckt war. Ich habe damit auch (eigentlich) gar keine Probleme. Ich bin froh, diese Technik nutzen zu können, und fühle mich dadurch nicht „gebrandmarkt“ oder weniger schön. Und ich nehme sie im Alltag nahezu gar nicht wahr.
Am 30. Mai stand dann das erste Open-Air-Konzert in diesem Jahr für mich an. Und während ich noch von Freundinnen darauf hingewiesen wurde, dass in direkter Nähe zu uns eine Frau mit FreeStyle Libre am Arm stand – worüber ich mich freute, weil ich sie damit „gespotted“ hatte –, fingen hinter mir Leute an, zu beratschlagen, was das an meinen Armen sei. Denn: Links saß mein Dexcom-Sensor, rechts das Infusionsset meiner Insulinpumpe mit dem dazugehörogen Schlauch, der in meinem Ärmel verschwand. Doppelte Aufregung, doppelte Ratlosigkeit bei den fremden Personen. Und dazwischen: Ich mit x-facher Bocklosigkeit, jetzt irgendwem irgendwas zu erklären.
Als ich noch dachte, ich hätte irgendwie auf dem Konzert einen „schlechten Tag“ erwischt, saß ich ein paar Wochen später in einem Restaurant, als die Kellnerin die anderen Gäste am Tisch begrüßte und bei mir stoppte und auf den Sensor am Arm starrte. Wortlos und eindeutig voller Erwartung auf eine Erklärung meinerseits. Ich ratterte auf Knopfdruck mein Programm runter: „Gewebezuckersensor hier, Insulinpumpe da, ja, nee, tut nicht mehr weh als das ständige Piksen vorher, mhm, mir liegt einfach was am Überleben, ja, hihi.“ Es war der Moment, in dem ich hätte gute Aufklärung leisten können, aber ich wollte nicht. Schon gar nicht wollte ich mich dazu genötigt fühlen.
Erst vor ein paar Tagen ergab sich die nächste Situation. Dieses Mal mit einer ganz höflichen Frage, ob die Person wissen dürfte, was das ist. Und auch wenn meine Erklärung geduldiger ausfiel – ich hatte keinen Bock. Aber ich stellte mir gleichzeitig die Frage: Sollte ich diesen „Bock“ nicht haben? Ihn wenigstens vorspielen können? Wie kann ich immer dafür plädieren, dass es wichtig ist, den Diabetes greifbar zu machen, wenn ich nicht mal zwei, drei vernünftige Sätze darüber sagen kann?
Die Spitze meines Wunsches, im Moment „ungespotted“ zu bleiben, war, als ich bei über 20 Grad eine lange Bluse angezogen haben, weil ich an dem Tag keine Lust auf auch nur einen Blick hatte. Irgendwie erschreckt mich das. Andererseits ist es wahrscheinlich gar nicht dramatisch und nach Ablauf des Sensors setze ich den nächsten wieder am Bauch.
Wie ist das eigentlich, eine Insulinpumpe zu tragen? Von Tragepositionen und Bequemlichkeit erzählt Carolin in ihrem Beitrag „Insulinpumpentragekomfort?“
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