Keine Typfrage: Leben mit Diabetes ist anstrengend

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Keine Typfrage: Leben mit Diabetes ist anstrengend

Typ 1, Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes, MODY, Typ 3: Diabetes kommt in vielen Formen. Klar sind die Unterschiede wichtig, um aus den möglichen Therapien die passende auszuwählen, aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten – im Alltag und in den Themen, die für Gespräche mit Diabetolog:innen als wichtig eingestuft werden.

Zuckerfrust beim Einkaufen

Letztens, beim Wocheneinkauf im Supermarkt. Ich gehe wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nach – Zutatenlisten und Nährwertangaben lesen. Ein neuer Joghurt im Kühlregal fängt meinen Blick und ich nehme ihn genauer unter die Lupe. 14 Gramm Kohlenhydrate auf 100 Gramm. „So ein Blödsinn, da kann ich ja gleich Schokolade essen“, denke ich mir und stelle den Becher einigermaßen erbost wieder zurück zu seinen überzuckerten Artgenossen.

Quelle: Pixabay

Zufallsbegegnung im Supermarkt

Da spricht mich eine ältere Dame an: „Schmeckt der gut? Sieht ja nicht schlecht aus?“ Ich habe meinen Frust noch nicht ganz verdaut: „Keine Ahnung, aber da ist viel mehr Zucker drin als nötig. Als Diabetikerin ist es mir das nicht wert.“ Sie schaut mich überrascht an: „Ach, haben Sie auch Diabetes? Ich ja auch, da muss man ja immer auf so viel achten… Und wenn dann auch noch die Menschen um einen herum ständig in Frage stellen, was man isst, hilft das auch nicht weiter.“

Erfahrungsaustausch nebenbei

Wir unterhalten uns noch ein bisschen, sie empfiehlt mir ein paar ihrer Lieblingsjoghurts und eine dunkle Schokolade mit besonders wenigen Kohlenhydraten. Ich erfahre, dass sie Diabetes Typ 2 hat, aber auch spritzt. Dass sie sich Sorgen über Folgeschäden macht, es oft schwer findet, Portionen richtig einzuschätzen und zu berechnen, gerade wenn sie auswärts isst, und dass sie vor allem unterwegs Angst vor „Hypos“ hat. Themen, mit denen auch ich mich mit Typ-1-Diabetes beschäftige.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Klar, Typ-2-Diabetes lässt sich noch viel stärker als Typ-1-Diabetes über den Lebensstil, insbesondere Ernährung und Bewegung, beeinflussen. Aber wer schon mal irgendeine Art von Diät gemacht hat, weiß, wie schwer es ist, Gewohnheiten zu verändern. Wie war das nochmal mit den guten Vorsätzen zum neuen Jahr? Und Ernährung und Bewegung sind ja auch bei Diabetes Typ 1 wichtige Bestandteile der Therapie – meist auch genau die, die die größte Herausforderung darstellen. Kuchen „runterzuspritzen“ fühlt sich oft einfacher an, als ihn nicht zu essen.

Quelle: Pixabay

Gemeinsame Themen

Eine aktuelle Studie zeigt, was mir meine Zufallsbegegnung im Supermarkt vor Augen geführt hat: Wenn Menschen mit Diabetes ihre Hauptthemen zusammenfassen müssen, gibt es riesige Überschneidungen über die Diabetes-Formen hinweg. In einem Fragebogen, den Patient:innen in Großbritannien und den USA vor Terminen in der Diabetes-Ambulanz ausgefüllt haben, nannten sowohl die 31 Menschen mit Typ-1- als auch die 18 Studienteilnehmer:innen mit Typ-2-Diabetes als häufigstes Thema, das sie beschäftigt, die emotionale und psychosoziale Belastung, die das Leben mit Diabetes mit sich bringt (87% Diabetes Typ 1, 100% Typ 2). Das war gefolgt davon, bestimmte Aspekte des eigenen Diabetesmanagements verbessern zu wollen (61% Diabetes Typ 1, 39% Typ 2), dem Wunsch nach mehr Unterstützung durch das soziale Umfeld (26% Diabetes Typ 1, 39% Typ 2) und, über einzelne Behandlungsmethoden zu sprechen (26% Diabetes Typ 1, 22% Typ 2).

#wirsindviele

Eigentlich logisch – wir alle haben eine nicht ganz kooperationsfreudige Bauchspeicheldrüse, deren Arbeit wir selbst übernehmen müssen. Uns allen schlagen immer wieder Vorurteile und anstrengende Fragen entgegen. Und eine „Hypo“ ist anstrengend und fühlt sich nicht gut an, egal ob ich ein:e Sportler:in mit funktionierender Bauchspeicheldrüse bin, die sich zu sehr ausgepowert hat, oder ein Mensch mit irgendeiner Art von Diabetes. Eigentlich könnten wir uns gegenseitig viel mehr und besser unterstützen, als uns vielleicht oft bewusst ist. Denn #wirsindviele und zusammen sind wir stärker!


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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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