- Psyche
Kurzzeit-Verhaltenstherapie schützt Diabetespatienten vor Depression
3 Minuten
Jeder dritte Diabetespatient läuft Gefahr, eine Depression zu entwickeln. Die neue Kurzzeit-Verhaltenstherapie „DIAMOS – Diabetesmotivation stärken“ schützt Betroffene erfolgreich vor der psychischen Erkrankung. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) aus Anlass einer Studie hin, die jetzt in Diabetes Care veröffentlicht wurde. Depressionen sind für Diabetespatienten gefährlich, weil sie die Stoffwechselerkrankung häufig verschlechtern.
Für die Studie, die vom Forschungsministerium gefördert wurde, teilten die Forscher 214 Patienten mit Diabetes Typ1 und Typ 2 nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe nahm für fünf Sitzungen an einer Diabetesschulung teil, die über Therapie, Ernährung, Bewegung und soziale Aspekte informierte. Die zweite Gruppe unterzog sich einer DIAMOS-Gruppentherapie, die von Psychologen angeleitet wurde und aus fünf Kursbausteinen à 90 Minuten bestand. Zudem wurden die Teilnehmer vier Mal im Laufe eines Jahres telefonisch kontaktiert. Das Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim hat das Therapieprogramm DIAMOS speziell für Menschen mit Diabetes entwickelt, die Anzeichen einer erhöhten Depressivität zeigen.
Häufig Stressquelle: mangelnde Fähigkeit ‚Nein‘ zu sagen
Ziel des Programms ist es, die Depressivität zu reduzieren und den Ausbruch einer behandlungsbedürftigen Depressionen zu verhindern. Gemeinsam mit dem Berater sollen Teilnehmer in fünf Schritten Probleme im Zusammenhang mit dem Diabetes identifizieren, Lösungsstrategien erarbeiten, negative Einstellungen verändern und Ressourcen aktivieren.
„Zu häufigen Stressquellen zählt etwa die mangelnde Fähigkeit, ‚Nein‘ zu sagen oder ein übertrieben perfektionistischer Umgang mit Diabetes“, erläutert Studienleiter Privatdozent Dr. phil. Dipl. Psych. Bernhard Kulzer. Auch die Verheimlichung des Diabetes am Arbeitsplatz kann stark belasten, weiß der DDG Experte. „Am Ende der DIAMOS-Intervention steht eine Vereinbarung über konkrete Schritte, wie man die Belastungen im Alltag reduzieren kann“, so Kulzer.
Verbessertes Selbstmanagement und höhere Zufriedenheit
Nach zwölf Monaten analysierten die Forscher, wie sich die Diabetesschulung beziehungsweise die Intervention auf die Teilnehmer ausgewirkt hatten. Dafür wurden unter anderem folgende Faktoren untersucht: depressive Symptome, diabetesbezogener Stress, Diabetes-Selbstmanagement und Zufriedenheit. „Sowohl die Diabetesschulung als auch die DIAMOS-Kurzzeittherapie verbesserten das Selbstmanagement und die Zufriedenheit der Patienten in vergleichbarem Maße“, bilanziert Kulzer.
„Aber was die Reduktion depressiver Symptome und diabetesbezogener Belastungen betrifft, war DIAMOS eindeutig effektiver als die Schulung.“ So lag die Wahrscheinlichkeit, eine behandlungsbedürftige Depression zu entwickeln, bei den Teilnehmern der Kurzzeit-Therapie 37 Prozent niedriger. „Damit beugt DIAMOS erwiesenermaßen einer schweren Depression vor“, so Professor Dr. med. Norbert Hermanns, Erstautor der Studie.
„Der Diabetes läuft nicht mehr nebenbei, er wird zur Last, kostet mehr Energie als zuvor“
Wie erkennen Betroffene, ob sie Gefahr laufen, an einer Depression zu erkranken? Aufmerksamkeit ist angebracht, wenn sich die Einstellung zur Erkrankung ins Negative wandelt. „Der Diabetes läuft nicht mehr nebenbei, er wird zur Last, kostet mehr Energie als zuvor“, beschreibt Kulzer erste Anzeichen. Auch auf der kognitiven Ebene dominiert Abwehr. „Man denkt über das Diabetesmanagement in zunehmend negativen Kategorien: Das Messen nervt, man will die Blutzuckerwerte gar nicht mehr sehen und betrachtet die Therapie zunehmend als Last“, erläutert der Fachpsychologe.
Auch Verhaltensänderungen können Warnzeichen sein
Auch Verhaltensänderungen können Warnzeichen für eine Depression sein. Die Patienten kümmern sich weniger um ihre Therapie, um Bewegung und Ernährung. „Bis die Betroffenen das Insulin nicht mehr nach dem gewohnten Schema spritzen, sondern in unregelmäßigen Abständen“, so Kulzer. Spätestens jetzt wird es für die Gesundheit gefährlich, weil die Blutzuckerwerte steigen und entgleisen können. Erhöhte Werte wiederum beeinträchtigen das Wohlbefinden, was den Umgang mit der Krankheit weiter verschlechtert – ein Negativkreislauf entsteht.
Erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen
Zudem gibt es Hinweise, die sich auch in der Studie zeigten, dass eine andauernde Depressivität entzündliche Prozesse verstärkt. Dies könnte erklären, warum depressive Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko aufweisen, Folgeerkrankungen des Diabetes zu bekommen und eine deutlich kürzere Lebenserwartung haben. „Das ist eine der Hauptgründe, warum eine erhöhte Depressivität bei Diabetespatienten so ernst zu nehmen ist“, so Kulzer.
Wer Anzeichen einer Depression bemerkt, sollte seinen Hausarzt oder Diabetologen aufsuchen. Ein Fragebogen-Test, der unter www.diabetes-psychologie.de/downloads/PAID.pdf zum Download bereitsteht, gibt eine erste Orientierung, ob eine Gefährdung vorliegt.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 11 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 6 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig