Positive und negative Veränderungen durch den Diabetes

4 Minuten

Community-Beitrag
Positive und negative Veränderungen durch den Diabetes

Ich möchte hier erst einmal allen den „Wind aus den Segeln“ nehmen und vorab ganz klar feststellen, dass die Diagnose Diabetes, sei es Typ 1 oder Typ 2, für niemanden, egal welches Alter und Geschlecht, etwas Gutes ist, was man jemandem wünscht. Ich wünsche es niemandem! Aber wir sind nun einmal alle betroffen, können uns zwar versuchen zu wehren, doch früher oder später werden wir es akzeptieren müssen. Wir müssen damit leben und das schaffen wir auch. ☺
Doch mit der Zeit, so war es zumindest bei mir, legen sich Hass, Wut und Verzweiflung und die ganz große Frage „Warum?“. Man gewöhnt sich an seine Krankheit. Wenn man darüber nachdenkt, ob denn sein Diabetes auch „positive“ Veränderungen mit sich gebracht haben könnte, klingt das erst einmal absurd – ich weiß. Doch mir sind trotzdem ein paar Sachen zu den „positiven Veränderungen“ als auch einige Punkte zu den „negativen Veränderungen“ eingefallen.

+ Positive Veränderungen

„Ernährungs-Experte“

Wir sind alle irgendwie, ob gewollt oder ungewollt, zu kleinen „Ernährungs-Experten“ geworden.
Die Wortvorgabe unseres Smartphones/Handys/Internetbrowsers hat das Wort „Kohlenhydrate (KH)“, wahrscheinlich schon dauerhaft gespeichert. Außerdem checken wir die Nahrungsmitteltabellen auf der Verpackung sämtlicher Produkte. Wir wissen, ob Reis, Kartoffeln oder Nudeln mehr Kohlenhydrate haben und dass Fette länger brauchen, bis sie zersetzt werden. Nicht, dass wir uns jetzt mit Medizin-Studenten oder Ernährungsexperten gleichstellen können, aber für das „Normalwissen“ eines Menschen in Sachen Ernährung wissen wir meist relativ viel. 😉

Bild 1- Fette

„Kontakte“

Ob Freundschaften, neue Bekanntschaften oder eben „nur“ der Austausch mit Gleichgesinnten.
Während unserer Diabetes-Laufbahn kommen wir sicherlich alle mal in Kontakt mit einem oder mehreren anderen Diabetikern. Das ist auch gut so, denn der Austausch ist nicht nur schön, sondern kann auch hilfreich sein. Keiner versteht uns besser als jemand, der schon einmal in der gleichen Situation war bzw. tagtäglich dasselbe durchmacht. Zudem gibt es heutzutage noch zusätzliche Möglichkeiten im Internet. Egal welches Einstiegsalter man hat, ob als Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder Senior, fast jeder hat ein Smartphone oder einen Internetanschluss. Es gibt mittlerweile etliche Gruppen zum Austauschen, sei es auf Facebook, Twitter oder eben Foren wie die Blood Sugar Lounge. Wobei man nicht vergessen darf, dass auch Treffen außerhalb des World Wide Webs möglich sind. Sei es bei Veranstaltungen wie dem Camp D, Diabetes-Messen und Diabetes-Veranstaltungen oder aber Feiern von z.B. der Blood Sugar Lounge.

– Negative Veränderungen

„24-Stunden-Kontrolle“

Zurzeit läuft der Diabetes gut in meinem Tempo mit. Ich freue mich wirklich darüber, denn es ist und wird nicht immer so sein. Dass man mit dem Diabetes eine Aufgabe bekommt, die uns 24 Stunden, jeden Tag, für den Rest unseres Lebens, Aufmerksamkeit kostet, DAS hat man uns leider nicht erzählt. Auch wenn uns das nicht bewusst auffällt, aber ständig müssen wir mitdenken: „ Habe ich alles eingepackt? Ist da noch aktives Insulin? Wann muss ich wieder den Katheter wechseln? Wo liegt das Messgerät? Wie viele Einheiten spritze/bole ich dafür? Hat der Kuchen-Bolus von heute Nachmittag gestimmt?“ Und das sind nur ein paar Fragen, die mir soeben in den Kopf geschossen sind. Unser Gehirn läuft auf Hochtouren und es fällt uns gar nicht mehr auf. Wie entspannt wohl unser Alltag wäre, wenn wir uns nicht ständig Gedanken um unseren Diabetes machen müssten. Hachja!

 „Willenskraft“

Ich gehörte noch nie zu den Typen, die sich wegen irgendetwas einschränken lassen haben. Das war auch schon vor der Diagnose Diabetes so. Was ich unbedingt wollte, versuchte ich mir zu erfüllen oder zu bewältigen, egal ob mit Diabetes, gebrochenem Arm oder sonst einem Hindernis. Schließlich bin ich „normal“ so wie alle anderen Menschen auch, nur mit dem Extra Diabetes. Man darf sich nicht als „anders“ sehen, eher als normal mit „Spezial Effekt“! Doch manchmal, so sehr man auch will und möchte, versucht und probiert, hat auch schon mir mein gewisses Extra einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich möchte nicht sagen, dass der Diabetes stärker war, aber meine Gesundheit geht eben immer vor. Es bringt mir nichts, wenn meine Blutzucker-Werte seit 5 Stunden bei 16 mmol/l (288 mg/dl) „abhängen“ und ich trotz der hohen Werte Sport machen möchte. Dann muss ich nachgeben, es verschieben und der Gesundheit und dem Diabetes den Vortritt lassen. So ist zwar mein geplanter Sport-Ausflug gestrichen, aber ich schütze meine Gesundheit, sodass ich noch in vielen weiteren Jahren die Möglichkeit habe, Sport zu treiben.

Bild 2 - Entscheidung

„Platzprobleme“

Ja, ich habe manchmal „Platzangst“, aber nur auf die freien und unbenutzten Hautstellen meines Körpers bezogen. Dass meine Finger, nach 10 Jahren Diabetes, schon etwas in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist nicht zu verleugnen. Doch wenn es z.B. bei mir um die Kanülen-/Spritz-/Bolus-Stellen geht, herrscht langsam Platzmangel. Ein Hoch auf meine Haut, dass sie bisher so gut mitgespielt hat. Doch ich frage mich, was wird noch kommen? Wo pikse ich meine Nadel hin, wenn ich 70 Jahre alt bin, also gealtert und vielleicht auch schon ein bisschen „schrumpelig“? Wie sehen dann wohl meine Finger aus? Einerseits sage ich mir, das sind alles Themen, für die jeder eine Lösung finden wird, andererseits macht es mir durchaus Angst, mir vorzustellen, dass ich jetzt erst ein paar Jahre dabei bin. Das bedeutet dann, wenn alles gut läuft und ich alt und runzelig werden darf, dass das jetzt erst der Anfang einer, hoffentlich, langen Reise ist. Die Reise nach der Suche der aussterbenden Spritzstellen…, aber wir lassen uns überraschen, was bis dahin die Forschung zustande gebracht hat.

Fällt euch denn noch eine weitere negative oder positive Veränderung ein? Dann schreibt es einfach in einem Kommentar unter den Beitrag hier. ☺

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025

Die neue Magazin-Ausgabe ist ab sofort erhältlich: Dr. Katrin Kraatz/Prof. Dr. Thomas Haak aus der Chefredaktion stellt die Themen des Diabetes-Anker-Magazins 11/2025 vor. U.a. geht es um Wochen-Insuline, die nun auf den Markt kommen, den Schutz der Nieren bei Diabetes und um blutzuckerfreundliches Backen für die Adventszeit.
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025 | Foto: MedTriX

4 Minuten

Jetzt mitmachen: Umfrage zum Digitalisierungs- und Technologie-Report (dt-report) 2026 gestartet

Jetzt mitmachen: Umfrage zum Digitalisierungs- und Technologie-Report (dt-report) 2026 gestartet | Foto: diateam GmbH

3 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände