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Ich möchte hier erst einmal allen den „Wind aus den Segeln“ nehmen und vorab ganz klar feststellen, dass die Diagnose Diabetes, sei es Typ 1 oder Typ 2, für niemanden, egal welches Alter und Geschlecht, etwas Gutes ist, was man jemandem wünscht. Ich wünsche es niemandem! Aber wir sind nun einmal alle betroffen, können uns zwar versuchen zu wehren, doch früher oder später werden wir es akzeptieren müssen. Wir müssen damit leben und das schaffen wir auch. ☺
Doch mit der Zeit, so war es zumindest bei mir, legen sich Hass, Wut und Verzweiflung und die ganz große Frage „Warum?“. Man gewöhnt sich an seine Krankheit. Wenn man darüber nachdenkt, ob denn sein Diabetes auch „positive“ Veränderungen mit sich gebracht haben könnte, klingt das erst einmal absurd – ich weiß. Doch mir sind trotzdem ein paar Sachen zu den „positiven Veränderungen“ als auch einige Punkte zu den „negativen Veränderungen“ eingefallen.
Wir sind alle irgendwie, ob gewollt oder ungewollt, zu kleinen „Ernährungs-Experten“ geworden.
Die Wortvorgabe unseres Smartphones/Handys/Internetbrowsers hat das Wort „Kohlenhydrate (KH)“, wahrscheinlich schon dauerhaft gespeichert. Außerdem checken wir die Nahrungsmitteltabellen auf der Verpackung sämtlicher Produkte. Wir wissen, ob Reis, Kartoffeln oder Nudeln mehr Kohlenhydrate haben und dass Fette länger brauchen, bis sie zersetzt werden. Nicht, dass wir uns jetzt mit Medizin-Studenten oder Ernährungsexperten gleichstellen können, aber für das „Normalwissen“ eines Menschen in Sachen Ernährung wissen wir meist relativ viel. 😉
Ob Freundschaften, neue Bekanntschaften oder eben „nur“ der Austausch mit Gleichgesinnten.
Während unserer Diabetes-Laufbahn kommen wir sicherlich alle mal in Kontakt mit einem oder mehreren anderen Diabetikern. Das ist auch gut so, denn der Austausch ist nicht nur schön, sondern kann auch hilfreich sein. Keiner versteht uns besser als jemand, der schon einmal in der gleichen Situation war bzw. tagtäglich dasselbe durchmacht. Zudem gibt es heutzutage noch zusätzliche Möglichkeiten im Internet. Egal welches Einstiegsalter man hat, ob als Kind, Jugendlicher, Erwachsener oder Senior, fast jeder hat ein Smartphone oder einen Internetanschluss. Es gibt mittlerweile etliche Gruppen zum Austauschen, sei es auf Facebook, Twitter oder eben Foren wie die Blood Sugar Lounge. Wobei man nicht vergessen darf, dass auch Treffen außerhalb des World Wide Webs möglich sind. Sei es bei Veranstaltungen wie dem Camp D, Diabetes-Messen und Diabetes-Veranstaltungen oder aber Feiern von z.B. der Blood Sugar Lounge.
Zurzeit läuft der Diabetes gut in meinem Tempo mit. Ich freue mich wirklich darüber, denn es ist und wird nicht immer so sein. Dass man mit dem Diabetes eine Aufgabe bekommt, die uns 24 Stunden, jeden Tag, für den Rest unseres Lebens, Aufmerksamkeit kostet, DAS hat man uns leider nicht erzählt. Auch wenn uns das nicht bewusst auffällt, aber ständig müssen wir mitdenken: „ Habe ich alles eingepackt? Ist da noch aktives Insulin? Wann muss ich wieder den Katheter wechseln? Wo liegt das Messgerät? Wie viele Einheiten spritze/bole ich dafür? Hat der Kuchen-Bolus von heute Nachmittag gestimmt?“ Und das sind nur ein paar Fragen, die mir soeben in den Kopf geschossen sind. Unser Gehirn läuft auf Hochtouren und es fällt uns gar nicht mehr auf. Wie entspannt wohl unser Alltag wäre, wenn wir uns nicht ständig Gedanken um unseren Diabetes machen müssten. Hachja!
Ich gehörte noch nie zu den Typen, die sich wegen irgendetwas einschränken lassen haben. Das war auch schon vor der Diagnose Diabetes so. Was ich unbedingt wollte, versuchte ich mir zu erfüllen oder zu bewältigen, egal ob mit Diabetes, gebrochenem Arm oder sonst einem Hindernis. Schließlich bin ich „normal“ so wie alle anderen Menschen auch, nur mit dem Extra Diabetes. Man darf sich nicht als „anders“ sehen, eher als normal mit „Spezial Effekt“! Doch manchmal, so sehr man auch will und möchte, versucht und probiert, hat auch schon mir mein gewisses Extra einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich möchte nicht sagen, dass der Diabetes stärker war, aber meine Gesundheit geht eben immer vor. Es bringt mir nichts, wenn meine Blutzucker-Werte seit 5 Stunden bei 16 mmol/l (288 mg/dl) „abhängen“ und ich trotz der hohen Werte Sport machen möchte. Dann muss ich nachgeben, es verschieben und der Gesundheit und dem Diabetes den Vortritt lassen. So ist zwar mein geplanter Sport-Ausflug gestrichen, aber ich schütze meine Gesundheit, sodass ich noch in vielen weiteren Jahren die Möglichkeit habe, Sport zu treiben.
Ja, ich habe manchmal „Platzangst“, aber nur auf die freien und unbenutzten Hautstellen meines Körpers bezogen. Dass meine Finger, nach 10 Jahren Diabetes, schon etwas in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist nicht zu verleugnen. Doch wenn es z.B. bei mir um die Kanülen-/Spritz-/Bolus-Stellen geht, herrscht langsam Platzmangel. Ein Hoch auf meine Haut, dass sie bisher so gut mitgespielt hat. Doch ich frage mich, was wird noch kommen? Wo pikse ich meine Nadel hin, wenn ich 70 Jahre alt bin, also gealtert und vielleicht auch schon ein bisschen „schrumpelig“? Wie sehen dann wohl meine Finger aus? Einerseits sage ich mir, das sind alles Themen, für die jeder eine Lösung finden wird, andererseits macht es mir durchaus Angst, mir vorzustellen, dass ich jetzt erst ein paar Jahre dabei bin. Das bedeutet dann, wenn alles gut läuft und ich alt und runzelig werden darf, dass das jetzt erst der Anfang einer, hoffentlich, langen Reise ist. Die Reise nach der Suche der aussterbenden Spritzstellen…, aber wir lassen uns überraschen, was bis dahin die Forschung zustande gebracht hat.
Fällt euch denn noch eine weitere negative oder positive Veränderung ein? Dann schreibt es einfach in einem Kommentar unter den Beitrag hier. ☺
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