- Eltern und Kind
Stress lass nach!
3 Minuten
Stress hat viele Gesichter und kann die Diabeteseinstellung beeinflussen. Stress kann aber auch durch den Diabetes verursacht werden. Darüber schreibt Dr. Gundula Ernst in dieser Ausgabe – und im nächsten Diabetes-Eltern-Journal geht es um konkrete Maßnahmen, mit denen es gelingt, den Stress zu reduzieren.
Unsere Reaktion auf Stress ist ein uraltes Muster unserer Gene, das wir bis heute wie alle anderen Säugetiere in uns tragen. Bei Bedrohungen wird es aktiviert und setzt zur Sicherung des Überlebens eine ganze Kaskade von körperlichen Reaktionen in Gang. So wird beispielsweise durch das Hormon Adrenalin der Herzschlag und die Atmung beschleunigt, gespeicherte Glukose und Fettsäuren werden freigesetzt und die Muskeln werden angespannt.
Dies alles dient dazu, den Körper blitzschnell auf eine Kampf- oder Fluchtreaktion vorzubereiten. Funktionen, die in der Situation nicht direkt für das Überleben benötigt werden (z. B. die Verdauung), werden gedrosselt.
Krankheiten und Stress sind eng miteinander verbunden. So ist Stress bei einigen Krankheiten ursächlich an ihrer Entstehung beteiligt. Bei anderen Krankheiten ist er zwar nicht für die Entstehung verantwortlich, beeinflusst aber den weiteren Krankheitsverlauf, und bei fast allen chronischen Krankheiten führt die tägliche Therapie zumindest hin und wieder zu Stress. Was wissen wir über den Zusammenhang von Stress und Diabetes?
Stress als Ursache des Typ-1-Diabetes?
Nach der Diagnose des Diabetes beginnen die meisten Familien, nach Erklärungen für den Ausbruch der Erkrankung zu suchen. Nicht selten stoßen sie dabei auf Belastungen und Konflikte im Vorfeld der Diagnosestellung und machen sich Vorwürfe, die Erkrankung dadurch verschuldet zu haben. Auch in älteren Büchern findet man teilweise die Meinung, dass Typ-1-Diabetes durch anhaltende emotionale Konflikte oder gravierende Verlusterlebnisse verursacht wird.
Diese Meinung ist heute so nicht mehr haltbar. Zwar fand man bei einer großen schwedischen Studie Hinweise darauf, dass erheblicher psychischer Stress vor allem in den ersten zwei Lebensjahren das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöhen konnte, aber Stress ist dabei keinesfalls der einzige Einflussfaktor. Damit ein Diabetes entsteht, müssen viele Faktoren zusammenkommen. Insbesondere eine Stressbelastung direkt vor der Diagnosestellung kann höchstens eine ohnehin bevorstehende Manifestation beschleunigen.
Aber selbst wenn Stress verantwortlich für den Diabetes wäre, ist niemandem mit Schuldgefühlen geholfen. Starke Schuldgefühle oder Schuldvorwürfe gegen andere verhindern, dass man sich mit der neuen Situation auseinandersetzt und Wege findet, damit umzugehen.
Stress als Einflussfaktor auf den Verlauf des Diabetes?
Die meisten Menschen mit Diabetes machen die Erfahrung, dass Stress den Dia-
betes beeinflusst: Die Blutzuckerwerte schwanken stärker und der Insulinbedarf ist schwerer zu kalkulieren. Dies ist durch die körperlichen Vorgänge bei der Stressreaktion gut erklärbar:
- Durch die Ausschüttung von Glukagon kommt es zu einem kurzen, schnellen Anstieg des Blutzuckers.
- Durch die Hemmung der Verdauungstätigkeit wird Glukose aus den Mahlzeiten nicht oder nur verlangsamt ins Blut abgegeben, was die Gefahr von Hypoglykämien erhöht.
- Bei langanhaltendem Stress wird vermehrt Kortisol (“körpereigenes Kortison”) ausgeschüttet, das u. a. die Wirksamkeit des Insulins reduziert und über verschiedene Wege zu einem Anstieg der HbA1c-Werte führen kann.
Auch indirekt hat Stress Einfluss auf den Diabetes. Unter Stress isst man unregelmäßiger und unkontrollierter und führt die Therapie nicht so gewissenhaft durch wie sonst. Wie Stress genau wirkt, ist aber schwer vorhersagbar und kann von Person zu Person und auch von Ereignis zu Ereignis sehr unterschiedlich ausfallen.
Diabetes als Ursache von Stress?
Über die Frage, ob Diabetes Stress verursacht, müssen Sie vermutlich nicht lange nachdenken. Spontan werden Ihnen viele Situationen einfallen, in denen Sie Stress erlebt haben. Rechts sind typische Stresssituationen zusammengestellt.
Die tägliche Umsetzung der sachgerechten Therapie bei gleichzeitiger Gewährleistung eines möglichst “normalen Kinderlebens” stellt sehr hohe Anforderungen an die Familien. Neue Technologien wie die kontinuierliche Glukosemessung unterstützen zwar, setzen die Familien teilweise aber noch mehr unter Druck. So ist es nicht verwunderlich, dass Eltern, insbesondere Mütter, von chronisch kranken Kindern, häufiger unter Ängsten, Depressionen und Posttraumatischen Belastungsstörungen leiden als Eltern ohne diese zusätzliche Belastung.
Maßnahmen gegen Stress
Der Abbau von Stress ist für das eigene Wohlergehen wichtig – und für das des Kindes. Selbst kleine Kinder merken, wenn ihre Eltern unter Druck stehen und reagieren selbst mit Stresssymptomen. Dies kann einen gefährlichen Teufelskreis in Gang setzen: Die Herausforderungen der Erkrankung führen zu Stresssymptomen -> Der Stress wirkt sich negativ auf die Stoffwechsellage aus -> Die schlechten Glukosewerte führen zu Stress -> … Mehr dazu in der nächsten Ausgabe
- Angst und Verzweiflung bei der Diagnosestellung
- Herausforderungen der täglichen sachgerechten Therapie mit Glukosemessungen, Insulindosierung, Einschätzung der Nahrungsaufnahme und anderer Einflussfaktoren
- Überforderung durch den ständigen Entscheidungsdruck
- Umsetzung der Therapie gegen den Willen des Kindes
- Hilflosigkeit und Resignation, wenn die Werte schlecht sind
- Schuldgefühle bei Therapiefehlern
- Sorge wegen akuter Komplikationen und langfristiger Folgen
- Zweifel, ob das Kind selbst bzw. andere es schaffen, die Therapie alleine umzusetzen
- Kampf gegen Ausgrenzung in Kita, Schule, Freundeskreis und Sportverein
- Auseinandersetzung mit Krankenkassen und anderen Einrichtungen
- Anpassung des Familienlebens (z. B. Einschränkung der Berufstätigkeit, finanzielle Belastungen, Änderung der Zukunftsplanung, Vernachlässigung von Geschwisterkindern)
von Dipl.-Psych Dr. Gundula Ernst
Medizinische Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover
Kontakt:
E-Mail: ernst.gundula@mh-hannover.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 11 (1) Seite 14-15
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig