AUSLANDSSTUDIUM MIT DIABETES? Da!

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AUSLANDSSTUDIUM MIT DIABETES? Da!

Moskau? Was hat mich denn nur da geritten? Und dann auch noch im Winter? In den Wochen vor dem Abflug, im August 2012, machte sich in mir blanke Panik breit. Ein ganzes Semester sollte ich also in diesem bitterkalten, fremden Land verbringen. Bereut habe ich es bis heute nicht!

RUSSLAND – EIN ENIGMA

Klar, ein Semester im Ausland bringt jede Menge Herausforderungen mit sich. Vor allem, wenn es in ein Land geht, das schon Winston Churchill als „ein Rätsel umgeben von einem Mysterium, innerhalb eines Geheimnisses“ beschrieben hat. Im Vorfeld wurden mir Horror-Geschichten erzählt, wie etwa, dass ein Drittel der Medikamente in Russland Fälschungen seien. Im Wohnheim gäbe es außerdem keine Kühlschränke, man solle statt dessen die Fensterbänke benutzen. Von innen! Brrr! Für einen Menschen mit Diabetes Typ 1 klingt das nicht gerade wie Musik in den Ohren.

Nach Rücksprache mit Ärzten und Krankenkasse habe ich mich deshalb entschlossen, meinen Bedarf für das gesamte Semester von Deutschland aus mitzunehmen, um möglichst unabhängig zu sein. Tausende Telefonate mit dem russischen Konsulat konnten nicht klären, wie viele Medikamente ich überhaupt einführen durfte. Also flog ich mit einem etwas mulmigen Gefühl und dem Handgepäck voller Insulin nach Moskau. Alles ging gut und wir kamen im Wohnheim an, wo ich voller Erleichterung doch einen riesigen Kühlschrank in meinem Zimmer vorfand. So mussten die 10 FRIO-Taschen, die ich mir zur Kühlung besorgt hatte, gar nicht zum Einsatz kommen.

Mein Diabetologe hatte mir vor Abflug noch die warmen Worte „Na, ob Sie den Diabetes in Moskau besser in den Griff kriegen, sehen wir dann wohl hinterher …“ auf den Weg gegeben. Das war natürlich nicht besonders motivierend. Einen russischen Diabetologen habe ich in der Zeit nicht aufgesucht, sondern einen Allgemeinmediziner im European Medical Center. Dieser sprach dann tatsächlich wunderbares Englisch und konnte mir alle Fragen ausreichend beantworten. Ansonsten war ich auf mich allein gestellt.

EINE NEUE HEIMAT

Aber das war überhaupt nicht schlimm! Denn so weit weg die Heimat auch war, das Wohnheim Studencheskaya war mein neues Zuhause. Mit den tollen Menschen, die ich hier kennen lernte, verbrachte ich fast jede freie Minute. Gemeinsam kämpften wir uns durch das Uni-Chaos, den Metro-Dschungel und trotz spärlicher Russisch-Kenntnisse fanden wir uns irgendwie zurecht. Das Diabetes-Monster spielte in dieser Zeit gewiss nicht die Hauptrolle. Bei nächtlichen Unterzuckerungen schlich ich mich auf den Flur, um meine liebe Zimmergenossin nicht aufzuwecken. Die merkte dann erst morgens beim Frühstück, dass das ganze Müsli verschwunden war! 😉

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VIELE, VIELE KOHLENHYDRATE

Die russische Küche fand ich nahrhaft, deftig und lecker! In der Mensa gab es meist Fleisch, Kohl und Kartoffeln in jeder erdenklichen Variation, es wurde also ordentlich Insulin verbraucht. Mein Low-Carb-Liebling ist und bleibt die Rote-Bete-Suppe Borschtsch und mein absolutes Fast-Food-Highlight war der Hotdog mit Kartoffelpüree im Wrap. Klingt furchtbar, ich träume aber immer noch manchmal davon!

DER ULTIMATIVE HÄRTETEST

Tatsächlich denke ich oft an die Zeit in Moskau zurück, weil sie für mich eine so wertvolle Erfahrung war. Manchmal wirkte Moskau wie ein anderer Planet und gefühlt wollte nichts so recht im ersten Anlauf funktionieren. Aber letzten Endes habe ich doch alles hinbekommen, ohne dass ich oder mein Insulin erfroren sind. Und vor allem habe ich mir selbst bewiesen, dass ich auch mit Diabetes all meine Träume verwirklichen kann. Denn wer ein Semester in Russland überlebt, der schafft wirklich alles! 😉

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