- Aus der Community
Bin ich schuld?
3 Minuten
Disclaimer: Vorab möchte ich klarstellen, dass ich mit diesem Beitrag niemanden angreifen möchte. Jeder Mensch hat eine eigene Meinung und Sicht der Dinge. Allerdings stieß ich vor kurzem auf ein Statement, welchem ich ganz und gar nicht zustimme und hierzu gerne meine Gedanken teilen möchte. Da mir dieses Thema persönlich nahegeht und ich weiß, dass es für viele Menschen mit Diabetes ebenfalls nicht leicht ist, mit der Erkrankung zu leben und der Stigmatisierung umzugehen.
Der Grund, weshalb ich mich mit dem Thema der Schuldzuweisung in den vergangenen Tagen intensiver auseinandergesetzt habe, ist der Blood-Sugar-Lounge-Beitrag von Michelle. Angeteasert wurde dieser mit dem Zitat: „Ich glaube, wir Menschen mit Diabetes tragen eine Mitschuld an dem Unwissen der anderen.“ Und auch der Text in der Beitragsbeschreibung verdeutlichte, dass laut Michelle Menschen mit Diabetes mit Schuld daran sind, dass sie immer mit Vorurteilen und Halbwissen konfrontiert werden. Diese Aussage ist meiner Meinung nach sehr gefährlich und schlichtweg falsch.

Das Thema und vor allem auch der Austausch dazu mit anderen Menschen mit Diabetes berührt mich beides sehr. Wieso? Ich selbst erhielt die Diagnose ziemlich spät (mit 23 Jahren, 2018) und war davor einer dieser unwissenden Menschen, gefüllt mit Vorurteilen zur Erkrankung „Diabetes mellitus“. Woher kamen diese Vorurteile? Eins kann ich euch versichern: NICHT von Menschen, die selbst mit dieser Krankheit leben.
Woher kommen Vorurteile wirklich?
Ich denke, dass die Antwort auf diese Frage relativ klar ist. Immer wieder müssen wir Kommentare wie „Davon bekommt man ja Diabetes!“ lesen, bekommen nur das Bild vom dicken, alten Menschen mit Typ-2-Diabetes vermittelt und hören Aussagen wie „Du bist viel zu jung, um Diabetes zu bekommen“. Ich erinnere mich auch an ein Posting der Bundesregierung zum Weltdiabetestag im Jahr 2019. Dort wurde ausschließlich von der „Volkskrankheit Diabetes“ gesprochen und in keinem Satz erwähnt, dass es zig verschiedene Typen gibt, die meist nur mit demselben Organ und Hormon zu tun haben.
Leider sind solche Artikel, Postings, Berichte oft auch in der Perspektive eines Vorwurfes geschrieben. Anstatt präventiv zu formulieren, wird direkt mit Stigma, Vorurteilen und „mit dem Finger auf jemanden zeigen“ gearbeitet. Dass eine Erkrankung wie der Diabetes mellitus so immer mehr als negativ beurteilt und das Krankheitsbild je nachdem auch mit Fehlinformationen verbunden wird, wundert mich nicht mehr.
Also, kann ich dann mit dieser Ausgangssituation erwarten, dass mein Umfeld perfekt und richtig aufgeklärt ist? Nein. Sind daran die Menschen, die mit der Krankheit leben, schuld? Nein. Denn genau diese Menschen sind meist diejenigen, die unermüdlich über das Krankheitsbild aufklären.

Was bedeutet „Schuld“?
Ich persönlich empfinde das Wort „Schuld“ als sehr starkes, schweres Wort. Habe ich Schuld an etwas, so bedeutet es für mich, dass ich irgendetwas verbockt habe – Fehlverhalten, Regelbruch, Konsequenzen.
Aber mal die Subjektivität beiseite. Was bedeutet „Schuld“ eigentlich? In der Ethik wird der Begriff (unter anderem) als Verstoß gegen eine geltende Norm, Recht oder eine Regel definiert. Durch diesen Verstoß macht man sich selbst somit schuldig.
Nun frage ich mich: Kam mit der Diagnose eine Regel, die besagt, dass ich mein Umfeld aufklären muss? Ich denke, das kann man vorerst verneinen. Allerdings finde ich es sehr wichtig, dass mein näheres Umfeld, also Mitbewohner*innen, Familienmitglieder, Partner*innen usw., wissen, was im Notfall zu tun ist. Ich finde, dafür muss zunächst auch gar keine umfängliche Aufklärung über die Krankheit im Allgemeinen stattfinden. Die kurze Schulung zum Notfallmedikament und der Hinweis, dass man mir in einer Unterzuckerung doch bitte kein Insulin spritzen soll, genügen hier.

Kleiner Tipp: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Gegenüber meist hellhörig werden, sobald sie das Wort „Notfallmedikament“ hören. Auch wenn davor vielleicht über den Diabetes gespaßt wurde oder der ein oder andere unpassende Kommentar kam. Sobald man die Gefahr und die Dringlichkeit des sofortigen Handelns bei einer schweren Unterzuckerung betont, vergeht den meisten direkt der Spaß und sie hören zu.
Im zweiten Teil dieser Beitragsreihe möchte ich gerne näher darauf eingehen, wer denn aus meiner Sicht nun wirklich „Schuld“ an Vorurteilen und Fehl- bzw. Halbwissen hat. Ich möchte aber auch berichten, wie ich als Mensch mit Diabetes damit umgehe und vielleicht auch etwas daran ändern kann. Ebenso, was Außenstehende, also Menschen ohne Diabetes, tun oder daraus lernen können.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 7 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 2 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig