Kolumne | Zum guten Schluss: Die eigenen Fähigkeiten zählen

2 Minuten

© Christian Mentzel
Kolumne | Zum guten Schluss: Die eigenen Fähigkeiten zählen

In ihrem aktuellen Kolumnen-Beitrag macht sich Jana Einser Gedanken darüber, ob Sonderbehandlungen für Menschen mit Typ-1-Diabetes – bspw. mehr Zeit für Prüfungen – gerecht sind oder es nicht zeitgemäßer wäre, dass generell alle ihren Fähigkeiten entsprechend lernen könnn sollten.

Brauche ich als Mensch mit Typ-1-Diabetes, oder auch mit jedem anderen Typ, im Alltag eine besondere Behandlung? Das frage ich mich immer wieder, wenn ich lese, dass Kinder mit Diabetes mehr Zeit für Klassenarbeiten bekommen als Kinder ohne die chronische Krankheit. Auch von Prüfungen im Studium wird das immer wieder berichtet, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Als ich in der Schule war, wäre in meiner Familie und auch in den Schulen, in denen ich war, niemand auf solch eine Idee gekommen. Für meine Eltern und mich war klar, dass ich die Schule durchlaufe wie meine Klassenkameradinnen und -kameraden – ohne Sonderbehandlung. Warum? Zugegeben, ich bin relativ gescheit auf die Welt gekommen, wie mir immer wieder gesagt wird.

Das hat mir in der Schule auf jeden Fall die Sache erleichtert. Aber falls ich in einer Klassenarbeit mal eine Unterzuckerung gehabt haben sollte, wäre das eben so gewesen. Auch manchem Mitschüler oder mancher Mitschülerin ging es sicher während einer Klassenarbeit aus anderen Gründen hin und wieder nicht gut. Hinzu kommt, dass ich damals meine Blut- oder Gewebezuckerwerte gar nicht messen konnte und so auch keine Unterzuckerung hätte belegen können. Aber es war eben auch nie ein Thema.

Wenn der Diabetes manches Mal eine solche Sonderrolle zugesprochen bekommt, wenn es um Prüfungen geht, warum dürfen dann nicht auch Kinder, die vielleicht immer länger benötigen zum Lösen einer Aufgabe, mehr Zeit für die Klassenarbeiten bekommen? Das wäre dann doch nur gerecht, oder? Eine solche Diskussion wird es aber wohl in unserer an Leistung orientierten Gesellschaft nicht geben. Da versuchen sehr viele, immer das Beste für sich herauszuholen, egal, ob andere wegen möglicher Einschränkungen auf der Strecke bleiben.

Das finde ich schade! Denn wäre es nicht schön, wenn jedes Kind, jeder Jugendliche und jeder Erwachsene nur nach seinen Fähigkeiten lernen könnte – und dabei immer das im Blick haben, was man kann, nicht, was man nicht kann? Bewertungen im Sinne von Noten, die oft sowieso nichts über die Fähig- und Fertigkeiten aussagen, wären dann nicht mehr nötig und auch nicht mehr sinnvoll. Wie viel freier wäre das Leben für jeden Einzelnen – und wie zufriedener könnten wir alle leben!

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

 von Jana Einser

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2024; 72 (7) Seite 82

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Aufmerksam bleiben: Wenn die Technik bei der AID-Therapie ausfällt

Die Therapie mit einem AID-System ist für viele Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Erleichterung und in gewissem Sinne ein Neuanfang. Ziel ist, die Werte möglichst stabil im Zielbereich zu halten und gleichzeitig die Belastung im Alltag zu senken. Doch was tun, wenn die Technik einmal ausfällt? Darauf gibt Diabetes-Beraterin Juliane Ehrmann Antworten.
Aufmerksam bleiben: Wenn die Technik bei der AID-Therapie ausfällt | Foto: Andrii Iemelianenko – stock.adobe.com

3 Minuten

Rezept für Tomatensalat mit Edamame

Frisch, bunt und proteinreich: Dieser Tomatensalat mit Edamame vereint knackige Kirschtomaten, aromatischen Schnittlauch und zarte Sojabohnen – ein schneller, gesunder Genuss für den kleinen Hunger zwischendurch!
Rezept für Tomatensalat mit Edamame | Foto: MedTriX/Bernhard und Gabi Kölsch

2 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Anzeige

Recor Medical

Das Verfahren der renalen Denervierung kann helfen, den Blutdruck effektiv zu senken.

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen