- Soziales und Recht
Erfolgloses Werben für das Verbot
3 Minuten
Der "Goldene Windbeutel" der Verbraucher-Organisation Foodwatch lenkt zuverlässig die Aufmerksamkeit darauf, was bei der Werbung für Lebensmittel in Deutschland schiefläuft. In diesem Jahr haben laut Organisatoren über 50 000 Verbraucherinnen und Verbraucher über den unwillkommenen Publikumspreis abgestimmt. Mit rund 28 Prozent aller Stimmen ging der Goldene Windbeutel 2023 an die "Pom-Bär Ofen Minis"von Intersnack Deutschland. Es handelt sich um Chips in Bärenform und einen lachenden Bären auf der Verpackung, beworben mit der Aussage "50 Prozent weniger Fett". Was wie ein Erfolg im Kampf um gesündere Kinderlebensmittel klingt, veranschaulicht in Wahrheit das Problem: Denn die fröhlichen Bären haben es in sich, sie enthalten gleichzeitig sechsmal so viel Zuckerwie das nicht als fettreduziert beworbene Original, kritisiert Foodwatch. Immerhin: Die fettreduzierte Variante hat einen 20 Prozent geringeren Gehalt an Kalorien als die Original-Pom-Bären.
Abgeschwächten Entwurf ins Spiel gebracht
Mit ihrem Zucker- und auch Salzgehalt erfüllen die "Pom-Bär Ofen Minis" in den Geschmacksrichtungen "Paprika" und "Sour Cream Style" nicht das Nährwert-Profil der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für gesunde Lebensmittelim Zusammenhang mit Werbung an Kinder. Das sieht für Kategorie 3, herzhafte Snacks, nämlich überhaupt keinen zugesetzten Zucker und auch keine Süßstoffe vor, für den Natrium-Gehalt gilt die Grenze 0,1 Gramm pro 100 Gramm. Damit wären sie vom Werbeverbot betroffen, das Bundesernährungsminister Cem Özdemir wie im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbart derzeit erarbeitet – und zwar auch in der abgeschwächten Version, die der Minister Ende Juni in einem Interview mit der Rheinischen Post beschrieben hat. Denn das WHO-Nährwert-Profil als Bewertungsbasis ist darin unverändert enthalten.
Welche Werbemaßnahmen aber genau von dem Gesetz betroffen sein sollen, hat sich seit dem ersten Referenten-Entwurf aus dem Februar 2023 geändert: Ging es damals um Spots in Fernsehsendungen in der Zeit von 6 bis 23 Uhr, sind es beim geänderten Entwurf in der Woche nur noch die Zeiten von 17 bis 22 Uhr.Am Wochenende soll weniger erlaubt sein als in der Woche, aber immer noch mehr als im Ursprungs-Entwurf: Am Samstag wäre nach dem Entwurf Werbung für ungesunde Produkte zwischen 8 und 11 Uhr sowie 17 und 22 Uhr verboten, am Sonntag zwischen 8 und 22 Uhr.
Änderungen gab es auch bei den Regeln für Plakatwerbung und für das Sponsoring: Bei Ersterem fallen Bannmeilen von 100 Metern rund um Spielplätze und Freizeit-Einrichtungen weg, die rund um Kitas und Schulen stehen nach wie vor im Gesetz-Entwurf. Besteht ein Sponsoring aus Werbung mit einem Unternehmenslogo auf Banden von Sportstadien oder Trikots von Kindermannschaften, soll das laut aktuellem Entwurf erlaubt sein, nicht aber die Abbildung der Produkte. Davon betroffen wären zum Beispiel Softdrink-Flaschen auf den Presse-Konferenzen von Fußballern. Nach wie vor sollen laut Özdemir auch Influencer von den geplanten Regelungen betroffen sein, man wolle "alle gängigen Kanäle" im Internet einbeziehen.
FDP blockiert Weg ins Parlament
Hintergrund der öffentlich gemachten Änderungen am Gesetz-Entwurf ist die Kritik insbesondere auch innerhalb der Ampelkoalition. Im Rahmen der üblichen Abstimmung des Entwurfs zwischen den Ministerien hat die FDP auf Rot geschaltet, ohne ein Einvernehmen der gesamten Bundesregierung kann das Gesetz aber nicht den nächsten Schritt gehen undim Bundestag beraten werden. "Wir haben Anregungen und Kritik einfließen lassen und unseren Entwurf entsprechend präzisiert", verteidigte Özdemir die Neufassung tapfer in dem Interview. Von dieser Präzisierung wenig begeistert zeigte sich die Stiftung Kindergesundheit in einer Stellungnahme: "Es ist nicht zielführend, Plakatwerbung in der Nähe von Spielplätzen und Freizeit-Einrichtungen weiterhin zu erlauben", sagte der Stiftungsvorsitzende Prof. Dr. Berthold Koletzko dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Auch mit den gekürzten Verbotszeiten für Fernsehwerbung zeigte er sich unzufrieden: "Wenn man Kinder und ihre Gesundheit wirkungsvoll schützen will, sollten die Zeiten von 6 bis 23 Uhr wochentags und am Wochenende eingeschlossen werden", sagte er.
Die FDP dagegen hat auch den abgeschwächten Entwurf massiv kritisiert. "Solange Cem Özdemir keinen sinnvollen und praktikablen Gesetzesvorschlag abgibt, werden wir das parlamentarische Verfahren nicht einleiten", attackierte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Gero Hocker Ende Juli in einem Interview mit "Bild". Ein Gesetz müsse "anstatt pauschaler Verbote" vor allem auf mehr Bewegung und Ernährungsbildung setzen, um Kinder vor den Gefahren extremen Übergewichts zu schützen, forderte er. Diese Punkte sind allerdings gar nicht Gegenstand des Gesetzes-Vorhabens, das ja den Auftrag des Koalitionsvertrags abarbeitet, eben genau ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel einzuführen. Werbung spiele als Ursache für Übergewicht eine untergeordnete Rolle, so Hocker, darauf abzielende Verbote seien nur eine "Scheinlösung, die kein Gramm Fett verschwinden lässt".
Schon in seinem Interview Ende Juni hatte Özdemir sich weiter verhandlungsbereit gezeigt. "Wir präsentieren einen guten Vorschlag, der gerne noch ergänzt werden darf. Dann werden wir schnell ins Kabinett kommen", gab er einen vagen Ausblick.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig