Geburtstag? Nein. Viel besser!

2 Minuten

Geburtstag? Nein. Viel besser!

Wer schon einmal für ein Diabetes-Hilfsmittel einen Antrag auf Kostenerstattung bei der Krankenkasse eingereicht hat, der weiß, dass dazu viel Durchhaltevermögen und Geduld notwendig ist. Umso größer fällt die Freude aus, wenn man das Gerät dann endlich in Händen hält, weiß Alex Adabei zu berichten.

Kindergeburtstag. Die Fünfjährige sitzt glücklich inmitten von Geschenken und Fetzen von buntem Papier. Eine Freundin von mir ist auch da. Plötzlich sagt sie – und grinst dabei breit: „Ich habe heute auch irgendwie Geburtstag. Vielleicht ist es sogar besser.“ Warum das? Es stellt sich heraus, dass sie gerade von ihrer Diabetologin kommt.

Sie sitzt im Wartezimmer, als ein junger Mann mit einem großen Paket durch die Tür tritt. „Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten?“ tönen die Wartenden um ihn her. „Nein“, sagt er. „Für eine hier ist das besser als Weihnachten. Über Weihnachtsgeschenke freut man sich oft nur kurz, aber über das, was hier drin ist, freut man sich viel länger.“ Meine Freundin lacht, denn sie weiß ja, dass sie heute ihre Insulinpumpe bekommen soll und dass die bestimmt in dem Paket ist, das der junge Mann so kunstvoll auf seinen Fingern balanciert.

Diabetiker: Sehr abhängig von gesundheitspolitischen Entwicklungen

Auf diesen Tag hat sie über ein Jahr gewartet. Zweimal ist der Antrag für die Pumpe abgelehnt worden, und es blieb nichts anderes übrig, als es erneut zu versuchen … und zu warten – ihre Werte fuhren derweil Schlitten mit ihr. Ich kann mich gut daran erinnern, was sie wegen ihres Diabetes schon mitgemacht hat: Die Umstellung vom Basal­insulin Tresiba (mit dem sie gut zurechtgekommen war) auf ein anderes, weil die Preisverhandlungen mit dem Hersteller gescheitert waren.

Auch ihr Blutzuckermessgerät musste sie schon einmal unfreiwillig tauschen, weil ihr nur noch kostengünstigere Teststreifen verschrieben wurden. All das zeigt, wie sehr Diabetiker abhängig sind von gesundheitspolitischen Entwicklungen und wie sehr sie darauf hoffen müssen, dass in ihrem Sinn entschieden wird.

Merine Freundin hat nun erst einmal genug von Kassen-Anträgen

Nun aber ist die Pumpe da. Der junge Mann hat selbst Typ-1-Diabetes. Er erklärt ihr alles ganz genau und lässt sie auch gleich viel selbst ausprobieren. Und er kann natürlich ganz genau verstehen, was es für meine Freundin bedeutet, nun endlich eine Pumpe zu haben und damit hoffentlich eine bessere Einstellung zu erreichen.

„Und jetzt noch das FreeStyle Libre, oder?“ frage ich sie inmitten der trubeligen Geburtstagsgesellschaft. „Nein“, sagt sie. Auch wenn immer mehr Krankenkassen die Kosten übernehmen, hat sie jetzt erst einmal genug von Anträgen – und vom Warten auf die Entscheidung.


von Alex Adabei

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (10) Seite 82

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert