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Ich hatte das Glück, gleich im Anschluss an meine Rückkehr aus den USA einen Job in Deutschland zu finden. Allerdings war zum Beginn meiner neuen Tätigkeit im April die Corona-Situation schon so zugespitzt, dass ich sofort im Homeoffice gestartet habe. Was am Anfang noch sehr bequem für mich erschien, wurde über die Wochen immer mehr zur Zerreißprobe.
Aufgewacht, erhöhter Wert. Mist, ich bin sowieso schon zu spät dran. Ab ins Bad, um den Bolus kümmere ich mich später. Fertig machen, Sachen packen, ab ins Auto. Verdammt, Bolus vergessen. Schnell während der Fahrt abgeben oder warten, bis ich im Büro bin? Lieber warten. Im Büro Computer hochfahren, Mails beantworten, nach 30 Minuten bemerken, dass ich immer noch nicht gebolt habe. Okay, jetzt kümmere ich mich darum.
Dieses Szenario kam früher öfter vor, als ich noch „klassische Bürojobs“ hatte. Im Homeoffice änderte sich die Situation ein bisschen (auch schon weit vor Corona). Die morgendliche Hektik fällt weg, da ich mir natürlich das „Schickmachen“ spare. Jogginghose und Haarklammer sind meine besten Freunde geworden. So bleibt mehr Zeit, um sich um den Diabetes zu kümmern. Außerdem liegt alles neben mir in meinem „Sugarcase“ und ich muss nicht, wie sonst im Büro, in meiner Handtasche kramen.
In einem Beruf, in dem man kreativ arbeitet und nicht nur routinierte Arbeiten hat, kommt es oft vor, dass die Gedanken abdriften. In Büro-Zeiten bin ich mir dann meistens einen Kaffee holen gegangen oder einfach mal kurz raus an die frische Luft, um mir dort Gedanken zu machen. Im Homeoffice möchte ich das vermeiden, da ich Angst habe, dann ganz in privaten Dingen zu versinken. Dies ist eine zusätzliche Belastung. Ich hatte schon immer die Befürchtung, dass alles außerhalb meines Schreibtisches mich sofort ablenken könnte. Deshalb verlasse ich mein Zimmer nicht selten erst nach Arbeitsende.
Um auf dem Laufenden zu bleiben, lasse ich gelegentlich neben der Arbeit die Live-Streams von Bundesministerium oder Robert Koch-Institut laufen. In diesem Moment bin ich hin- und hergerissen zwischen fokussiert arbeiten oder die aktuelle Lage verfolgen. Natürlich mache ich mir nach der Live-Übertragung auch noch lange Gedanken dazu und bespreche die Situation auch privat mit meinem Lebenspartner und Eltern. Ich versuche, mich während der Arbeit nicht zu sehr davon ablenken zu lassen. Allerdings möchte ich zu diesem wichtigen Thema natürlich auch auf dem Laufenden bleiben.
Egal in welchem Unternehmen ich arbeitete: Im Büro gab es einen klaren Ablauf, wenn die Mittagspause anstand. Ich musste meinen Arbeitsplatz verlassen, um mir in der Stadt etwas zu essen zu besorgen oder in die unternehmenseigene Kantine zu gehen. Im Homeoffice schnappe ich mir meistens nur schnell etwas zu essen oder bestelle und esse am Computer. Das ist eine Marotte, die ich schon vor Corona-Homeoffice-Zeiten hatte. Gerne wird dann auch mal der Bolus vergessen oder aufgeschoben. Meistens kann ich jedoch extrem hohe Werte noch rechtzeitig abfangen und hole den ausgelassenen Bolus kurze Zeit später nach.
Auch wenn ich, wie früher, einen oder zwei Tage Homeoffice pro Woche sehr genieße, geht mir das dauerhafte Von-zu-Hause-Arbeiten eher auf die Nerven. Nicht wegen der Arbeit an sich, sondern wegen meiner eigenen Einstellung dazu. Mir gefällt die Kaffee-Maschine direkt am Schreibtisch und ich sitze lieber in Jogginghose als im Business-Look vor dem PC, trotzdem möchte ich diese Situation nicht auf Dauer haben. Deshalb würde ich auch nie eine Stelle antreten, die nur „remote“ ist.
Jedoch ist diese Möglichkeit in der aktuellen Situation natürlich immer noch besser, als jemanden anzustecken oder sich anzustecken oder im schlimmsten Fall gar nicht zu arbeiten.
Bezüglich meines Diabetes-Managements ist es einfach eine Gewöhnungssache, die ich in meinen Alttag implementieren muss. Wenn die routinierten Abläufe einstudiert sind und der Diabetes sich an die neuen Gewohnheiten anpasst, gibt es nur noch wenige Schwierigkeiten, die durch diese Situation hervorgerufen werden.
Langsam kehrt wieder mehr Normalität in die Corona-Krisensituation ein. Dennoch hat die Selbstisolation für viele Menschen große Probleme gemacht. Über eine Studie zum Thema hat Kathy berichtet: Die psychische Belastung durch die Coronapandemie: ein Thema für die Forschung
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