Homeoffice – Fluch oder Segen?

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Homeoffice – Fluch oder Segen?

Ich hatte das Glück, gleich im Anschluss an meine Rückkehr aus den USA einen Job in Deutschland zu finden. Allerdings war zum Beginn meiner neuen Tätigkeit im April die Corona-Situation schon so zugespitzt, dass ich sofort im Homeoffice gestartet habe. Was am Anfang noch sehr bequem für mich erschien, wurde über die Wochen immer mehr zur Zerreißprobe.

Morgenroutine

Aufgewacht, erhöhter Wert. Mist, ich bin sowieso schon zu spät dran. Ab ins Bad, um den Bolus kümmere ich mich später. Fertig machen, Sachen packen, ab ins Auto. Verdammt, Bolus vergessen. Schnell während der Fahrt abgeben oder warten, bis ich im Büro bin? Lieber warten. Im Büro Computer hochfahren, Mails beantworten, nach 30 Minuten bemerken, dass ich immer noch nicht gebolt habe. Okay, jetzt kümmere ich mich darum.

Dieses Szenario kam früher öfter vor, als ich noch „klassische Bürojobs“ hatte. Im Homeoffice änderte sich die Situation ein bisschen (auch schon weit vor Corona). Die morgendliche Hektik fällt weg, da ich mir natürlich das „Schickmachen“ spare. Jogginghose und Haarklammer sind meine besten Freunde geworden. So bleibt mehr Zeit, um sich um den Diabetes zu kümmern. Außerdem liegt alles neben mir in meinem „Sugarcase“ und ich muss nicht, wie sonst im Büro, in meiner Handtasche kramen.

Quelle: Nadja Thümling

Ablenkung

In einem Beruf, in dem man kreativ arbeitet und nicht nur routinierte Arbeiten hat, kommt es oft vor, dass die Gedanken abdriften. In Büro-Zeiten bin ich mir dann meistens einen Kaffee holen gegangen oder einfach mal kurz raus an die frische Luft, um mir dort Gedanken zu machen. Im Homeoffice möchte ich das vermeiden, da ich Angst habe, dann ganz in privaten Dingen zu versinken. Dies ist eine zusätzliche Belastung. Ich hatte schon immer die Befürchtung, dass alles außerhalb meines Schreibtisches mich sofort ablenken könnte. Deshalb verlasse ich mein Zimmer nicht selten erst nach Arbeitsende.

Corona im Hintergrund

Um auf dem Laufenden zu bleiben, lasse ich gelegentlich neben der Arbeit die Live-Streams von Bundesministerium oder Robert Koch-Institut laufen. In diesem Moment bin ich hin- und hergerissen zwischen fokussiert arbeiten oder die aktuelle Lage verfolgen. Natürlich mache ich mir nach der Live-Übertragung auch noch lange Gedanken dazu und bespreche die Situation auch privat mit meinem Lebenspartner und Eltern. Ich versuche, mich während der Arbeit nicht zu sehr davon ablenken zu lassen. Allerdings möchte ich zu diesem wichtigen Thema natürlich auch auf dem Laufenden bleiben.

Quelle: Nadja Thümling

Mittagspause

Egal in welchem Unternehmen ich arbeitete: Im Büro gab es einen klaren Ablauf, wenn die Mittagspause anstand. Ich musste meinen Arbeitsplatz verlassen, um mir in der Stadt etwas zu essen zu besorgen oder in die unternehmenseigene Kantine zu gehen. Im Homeoffice schnappe ich mir meistens nur schnell etwas zu essen oder bestelle und esse am Computer. Das ist eine Marotte, die ich schon vor Corona-Homeoffice-Zeiten hatte. Gerne wird dann auch mal der Bolus vergessen oder aufgeschoben. Meistens kann ich jedoch extrem hohe Werte noch rechtzeitig abfangen und hole den ausgelassenen Bolus kurze Zeit später nach.

Quelle: Pixabay

Fazit

Auch wenn ich, wie früher, einen oder zwei Tage Homeoffice pro Woche sehr genieße, geht mir das dauerhafte Von-zu-Hause-Arbeiten eher auf die Nerven. Nicht wegen der Arbeit an sich, sondern wegen meiner eigenen Einstellung dazu. Mir gefällt die Kaffee-Maschine direkt am Schreibtisch und ich sitze lieber in Jogginghose als im Business-Look vor dem PC, trotzdem möchte ich diese Situation nicht auf Dauer haben. Deshalb würde ich auch nie eine Stelle antreten, die nur „remote“ ist.

Jedoch ist diese Möglichkeit in der aktuellen Situation natürlich immer noch besser, als jemanden anzustecken oder sich anzustecken oder im schlimmsten Fall gar nicht zu arbeiten.

Bezüglich meines Diabetes-Managements ist es einfach eine Gewöhnungssache, die ich in meinen Alttag implementieren muss. Wenn die routinierten Abläufe einstudiert sind und der Diabetes sich an die neuen Gewohnheiten anpasst, gibt es nur noch wenige Schwierigkeiten, die durch diese Situation hervorgerufen werden.


Langsam kehrt wieder mehr Normalität in die Corona-Krisensituation ein. Dennoch hat die Selbstisolation für viele Menschen große Probleme gemacht. Über eine Studie zum Thema hat Kathy berichtet: Die psychische Belastung durch die Coronapandemie: ein Thema für die Forschung

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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