Impftermin mit „Typ 1“: HbA1c? Nie gehört!

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Impftermin mit „Typ 1“: HbA1c? Nie gehört!

Anruf bei der „Elf-Sechs, Elf-Sieben“ (116-117), der Nummer für die COVID-19-Impfung. „Ich habe Typ-1-Diabetes mit einem schlechten HbA1c-Wert von 8,2 % und will mich impfen lassen.“ Angela Monecke über ihren Selbstversuch, als Berlinerin mit Typ-1-Diabetes und hoher Priorität für die Corona-Impfung einen Impftermin zu bekommen.

Laut Impfverordnung vom 8. Februar 2021 gehöre ich jetzt zur zweiten Gruppe „Schutzimpfung mit hoher Priorität“. Das sind Menschen, die „das 70. Lebensjahr vollendet haben“ – was mich nicht betrifft –, plus diejenigen Personen, „bei denen ein sehr hohes oder hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 besteht“. Dazu zähle ich.

Typ 1, Typ 2? Auf den Langzeitblutzucker kommt es an

In der Impfverordnung sind unter Punkt f) „Personen mit Diabetes mellitus (mit HbA1c ≥ 58 mmol/mol oder ≥ 7,5 Prozent)“ angeführt. Der Diabetestyp (Typ 1, Typ 2) spielt also keine Rolle, entscheidend ist (sofern nicht ohnehin ein höheres Alter vorliegt) ein schlechter Langzeitblutzuckerwert.

„Sie sind dann in der Gruppe Diabetes und Niereninsuffizienz?“, fragt mich die Mitarbeiterin der Impf-Hotline, genauer der Servicestelle des Bundesgesundheitsministeriums. Nein, bin ich nicht. Die chronische Nierenerkrankung ist aber auch in der zweiten Gruppe mit hoher Priorität zu finden (Punkt h). Agnieszka Wedig, 38, aus Leipzig, zählt hier etwa dazu: Sie ist doppeltransplantiert (Bauchspeicheldrüse/Niere) und seit mehreren Wochen gegen Corona geimpft. Ihre behandelnde Nephrologin hatte ihr den frei gewordenen Impftermin geblockt.

Zähes Telefonat: HbA1c-Wert ist hier ein Fremdwort

„In welche Gruppe gehören Sie dann?“ Das „Corona“-Telefonat bleibt zäh. Da ich die Impfverordnung zufällig im Detail kenne, kann ich diese Frage, die eigentlich ich hätte stellen müssen, richtig beantworten. Was sich schon zu Beginn des Gesprächs abzeichnet: Der HbA1c-Wert ist hier ein Fremdwort. Mein Berliner Wohnort macht die Sache noch komplizierter. Denn in der Hauptstadt kann sich nur impfen lassen, wer ein Einladungsschreiben erhalten hat (eine Online-Terminbuchung ist für Berliner bislang nicht möglich), das den benötigten Impfcode für die Terminbuchung enthält.

Eigentlich eine gute Sache – sofern man mit einem schlecht eingestellten Diabetes nicht jünger als 65 ist, dann nämlich wird man gar nicht erst angeschrieben. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und die Kassenärztliche Vereinigung Berlin z. B. verschicken ihre Einladungen derzeit nur an ältere Personen ab dem 65. Lebensjahr. Versuchen könnte ich es noch über eine stark frequentierte Mailadresse für „Härtefälle“, lasse es aber dann doch lieber sein.

Verbesserte Diabetes-Einstellung kostet Platz in Impfgruppe 2

Vor wenigen Tagen, nach meiner stationären Diabeteseinstellung im Februar, war ich wieder bei meinem Diabetologen. Und wow! Mein HbA1c liegt jetzt bei 7,2 Prozent – nach vielen Monaten über 8 Prozent. Damit gehöre ich allerdings ab sofort nicht mehr der priorisierten zweiten Impfgruppe an. Ironie? Schon. Doch wie mag sich das Ganze wohl für die vielen Älteren und chronisch Kranken anfühlen, die noch nicht geimpft sind, weil es bei ihnen derzeit keine freien Termine oder keine Impfstoffe vor Ort gibt?


Autorin:

Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (4) Seite 44-45

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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