- Soziales und Recht
Kein Problem bei guter Diabeteseinstellung
3 Minuten
Bei guter Wahrnehmung von Unterzuckerungen sowie stabiler Stoffwechsellage sieht die Bundesanstalt für Straßenwesen kein Hindernis für eine Fahreignung.
Gut eingestellte und geschulte Patienten mit Diabetes können Pkws, aber auch Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen oder Personentransportfahrzeuge sicher lenken. Zu dieser Aussage kommt die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in ihrer neuen Begutachtungsleitlinie, die soeben erschienen ist. Voraussetzung für die Fahreignung ist eine zuverlässige, rechtzeitige Wahrnehmung von Unterzuckerungen sowie eine stabile Stoffwechsellage.
Erleidet eine Person innerhalb eines Jahres mehr als ein Mal eine so schwere Unterzuckerung, dass fremde Hilfe erforderlich ist, darf sie zunächst nicht mehr fahren. „Die neue Regelung ist ebenso vernünftig wie praxisnah und daher zu begrüßen“, sagt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Leitlinie: Die Kriterien für Diabetes wurden komplett überarbeitet
Die Begutachtungsleitlinien der BASt definieren Vorgaben für zahlreiche Krankheiten, die ärztliche Gutachter berücksichtigen müssen, wenn sie die Fahreignung der Betroffenen bewerten sollen. Die Leitlinien werden fortlaufend aktualisiert und sind zuletzt am 1. Mai in neuer Fassung erschienen.
„Dabei wurden die Kriterien für Diabetes komplett überarbeitet“, erklärt Rechtsanwalt Oliver Ebert, Vorsitzender des Ausschusses Soziales der DDG und Redaktionsmitglied des Diabetes-Journals. Das Gremium hat bei der Neufassung eng mit der BASt zusammengearbeitet und konnte so sicherstellen, dass sowohl die diabetologisch-fachliche Erfahrung wie auch die Interessen der Betroffenen hinreichend berücksichtigt sind.
Therapien mit niedrigen und hohem Risiko
Grundsätzlich unterscheidet die Richtlinie zwischen Therapien mit einem niedrigen und Therapien mit einem hohem Risiko für schwere Unterzuckerungen. Zu den Therapieformen mit niedrigem Hypoglykämierisiko zählen Ernährungsumstellung und Bewegung, Biduanide, Resorptionshemmer, Insulinsensitizer, DPP-4-Hemmer und GLP 1 Analoga. „Mit einem höheren Hypoglykämierisiko verbunden sind dagegen Sulfonylharnstoffe, ihre Analoga und Insulin“, so Dr. Hermann Finck, der für den Ausschuss Soziales maßgeblich an der Neufassung mitgewirkt hat.
Für Diabetespatienten, die einem niedrigen Hypoglykämierisiko unterliegen und ein Fahrzeug der Klasse 1 fahren möchten, gilt: Sofern ihr Stoffwechsel stabil ist und keine Folgeschäden vorliegen, können sie ohne Einschränkung Auto oder Motorrad fahren. „Im Fall einer Therapie mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen ist Pkw- oder Motorradfahren nach medikamentöser Einstellung durch den Arzt und einer Schulung möglich“, so Siegel. Darüber hinaus wird empfohlen, den Blutzuckerspiegel vor Fahrtantritt zu kontrollieren.
Strengere Anforderungen für Fahrzeugen der Klasse 2
Für das Steuern von Fahrzeugen der Klasse 2 – etwa Lkws, Taxis oder Omnibusse – gelten strengere Anforderungen. Zunächst muss der Patient nachweisen, dass er seinen Stoffwechsel in den zurückliegenden drei Monaten stabil halten konnte. „Behandelt er seine Erkrankung mit Diät oder Bewegung, sollte er sich auch durch einen Facharzt für Innere Medizin oder Diabetologen begutachten lassen“, erläutert Siegel.
Nimmt der Betroffene Medikamente mit niedrigem Hypoglykämierisiko ein, sind regelmäßige ärztliche Kontrollen sowie eine Nachbegutachtung durch einen Facharzt für Innere Medizin oder Diabetologen vorgeschrieben. Im Fall einer Therapie mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin sehen die Richtlinien neben ärztlichen Kontrollen eine fachärztliche Begutachtung alle drei Jahre vor. „Dabei ist auch die Fahrzeugnutzung zu berücksichtigen“, erläutert Finck. „Termindruck, Arbeitszeiten oder etwa das Fahren nur auf dem Betriebsgelände beeinflussen das Gefährdungspotenzial.“
Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zur vorherigen Richtlinie: Sie stufte insulinpflichtige Diabetespatienten „als in der Regel nicht in der Lage“ ein, den Anforderungen zum Führen von Kraftfahrzeugen der Gruppe 2 gerecht zu werden – Ausnahmen erforderten ein ausführliches Gutachten.
Einschränkung der Fahreignung auch durch Folgeschäden
Neben Hypoglykämien gehören auch Folgeschäden des Diabetes zu den Faktoren, die eine Fahreignung einschränken können. „Erkrankungen der Augen, Nieren, Nerven oder Gefäße erfordern ein gesondertes verkehrsmedizinisches Gutachten“, betont Ebert. Bei einer Netzhauterkrankung, einer Retinopathie, muss das Sehvermögen regelmäßig überprüft werden. Kann ein Patient aufgrund von Stoffwechselstörungen oder Hypoglykämien zunächst nicht mehr fahren, lässt sich die Fahreignung durch Training oder Therapieänderungen wieder herstellen.
Eine , kann man auf der Liste von Ärzten, die als verkehrsmedizinische Gutachter arbeiten Website der DDG unter dem Menüpunkt „Arztsuche“ erstellen – dafür einfach bei „verkehrsmedizinische Gutachter“ ein Häkchen setzen und „Suchen“ anklicken.
Hier finden Sie die vollständige Stellungnahme der DDG zu den neuen Begutachtungsleitlinien.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 6 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 1 Stunde
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 1 Stunde
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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