Kinder mit Typ-1-Diabetes sind wahre Helden

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Kinder mit Typ-1-Diabetes sind wahre Helden

Vorweg: Mir ist bewusst, dass ich für den folgenden Text durchaus mit negativen Kommentaren rechnen muss. Zunächst, weil dieser Text von Eltern handelt und dem Umgang mit ihren Kindern mit Diabetes und ich schlichtweg noch keine Kinder habe. Trotzdem sind mir die folgenden Worte wichtig und ich wünsche mir, dass sie als Denkanstoß verstanden werden und nicht als Vorwurf!

Ich trete immer wieder in Kontakt mit Eltern, deren Kinder an Diabetes erkrankt sind. Durch meinen eigenen Bekanntenkreis, die Community hier, aber auch durch Veranstaltungen bei mir vor Ort.

Die große Angst

Eine Sache fällt mir dabei immer wieder auf. Einige Eltern scheinen vor Angst um ihr Kind unter solch einem Druck zu stehen, dass sie ihrem Kind jeglichen Raum zum Atmen und Leben nehmen. Blutzuckerwerte scheinen dann wie Schulleistungen beurteilt zu werden. Bei einem guten Wert ist das Kind brav, doch bei einem „schlechten“ Wert eben auch böse. Die Kinder dürfen nicht alleine auf Geburtstagsfeiern oder eben nicht alles essen, was ihre Freunde dort in sich „reinschaufeln“ dürfen. Schullandheim-Aufenthalte sind schon fast kategorisch ausgeschlossen. Und manche Eltern testen ihre Kinder in der Nacht stündlich, weil sie dem CGM des Kindes nicht trauen.

Wenn ich solche Berichte zu Ohren bekomme, möchte ich die Elternteile immer umarmen und gleichzeitig ganz fest schütteln.

Keine Vorwürfe, keine Verurteilungen!

Wie gesagt: Ich möchte hier niemandem Vorwürfe machen oder eine Verhaltensweise verurteilen. Auch, weil mir bewusst ist, wie die Kontrolltermine bei den Diabetologen und Krankenhäusern ablaufen können. Ich weiß, dass es bei solchen Terminen durchaus vorkommen kann, dass jegliche Horror-Szenarien durchgespielt werden und dadurch eventuell Raum für Verständnis fehlt. 

Quelle: Patrick Fore on Unsplash

Deshalb möchte ich euch heute sagen: Ihr seid Eltern von kleinen und gleichzeitig ganz großen Helden. Ich fände es so toll, wenn ihr das ihnen auch vermitteln könntet.

Denn ich denke, mit jeder negativen Bewertung über hohe Werte bewertet ihr das Kind negativ. Mit jedem kontrollierten oder gar verbotenen Kindergeburtstag gebt ihr dem Kind das Gefühl, nicht gut genug zu sein, und ihr schließt es aus.

Seid mutiger!

Ich wünsche mir, das ihr euren Kindern Mut schenkt, mit dieser Krankheit zu leben. Ein Wert über 300mg/dl (16,7mmo/l) ist nichts Schönes, keine Frage. Aber auch mir passiert es, nach über 20 Jahren als Diabetikerin, dass ich mich verschätze und ein paar Stunden nach dem Essen mit kaltem Wasser und einem Korrekturbolus auf der Couch hänge, aber das Sushi ist trotzdem immer wieder grandios.

Das soll nicht heißen, dass Blutzuckerwerte egal sind und man darüber hinwegschauen sollte. Aber meiner Meinung nach ist die Stärkung des Selbstbewusstsein für eure Kinder lebenswichtiger als ein gutes oder vorzeigbares HbA1c.

Die Gefahr von psychischen Erkrankungen

Diabetiker haben im Vergleich zu Nichtdiabetikern ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken, wie es in den Praxisempfehlungen Psychosoziales und Diabetes der Deutschen Diabetes Gesellschaft heißt, auch Essstörungen und Diabetes treten oft zusammen auf.

Dies kann durch eine negativ geprägte Selbstwahrnehmung um ein Vielfaches begünstigt werden. Wird der Selbstwert jedoch gepflegt und zum Wachsen gebracht, entsteht eine Art Immunisierung gegen Selbstzweifel und eine schlechte Selbstwahrnehmung, wie Daniel Goleman in seinem Buch „Emotionale Intelligenz“ schreibt.

Wenn ich an mich selbst denke, vermute ich, dass sich euer Kind, eure Kinder mit einem hohen Blutzuckerwert schon schlecht genug fühlen werden. Wenn es von einem Geburtstag kommt, fragt es, ob die Torte geschmeckt hat und der Tag toll war, und nicht, warum der Blutzucker ist, wie er ist. Schaut mit dem Kind auf die schönen Momente des Tages.

Gut für eure Kinder = gut für euch

Ich kann mir vorstellen, dass als Bonus für all die Stärke, die ihr euren Kindern schenkt, ihr euch gleich mit entlastet. Ja, euer Kind ist krank. Ja, es ist eine Krankheit, die einem manchmal schreckliche Gefühle schenkt. Aber trotzdem wird es – so meine Erfahrung aus der Community – euer Kind nicht behindern; es wird dadurch Stärken erlernen und ihr könnt noch stolzer sagen, dass es euer kleiner ganz großer Held ist!


Über ihren Wunsch für mehr gegenseitige Wertschätzung schreibt Jasmin auch in ihrem Beitrag Schenkt anderen doch bitte etwas Empathie!

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  • tako111 postete ein Update vor 1 Tag, 4 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 1 Tag, 6 Stunden

    Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 11 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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