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“Hast Du das in der Zeitung gelesen?”, fragte mich meine Frau Gaby. “Die Versicherungsbeiträge sind schon wieder gestiegen, am meisten die für die Rechtsschutzversicherung.” “Das wundert mich in keinster Weise, denn Verklagen gehört ja zum Handwerk, zumindest für Rechtsanwälte”, meinte ich lapidar.
Ganze Heerscharen sind mittlerweile ja damit beschäftigt, Schadensersatzansprüche für dieses und jenes herauszuholen. Für mich ist das nichts Neues, denn seit Jahren steigt die Anzahl der Schadensersatzprozesse auch gegen Ärzte. Ein in der Geburtshilfe tätiger Kollege von mir meinte unlängst, dass es heute fast üblich sei, wenn der Sprössling schlechte Noten mit nach Hause bringe, den Geburtshelfer zu verklagen, weil die Geburt nicht glatt verlaufen sein könnte und die schlechten Schulnoten davon die Folgen seien. Vielleicht etwas übertrieben, dachte ich mir, aber es ist was Wahres dran.
Für viele Erkrankungen und Probleme wird versucht, einen dafür Verantwortlichen zu finden. Und das Bewusstsein, dass der freundliche Patient von heute irgendwann eine Schadensersatzklage einreichen könnte, beeinträchtigt nicht zuletzt das Arzt-Patienten-Verhältnis immens. Genau deswegen dokumentieren wir alle Behandlungsabläufe mit riesigem Aufwand von morgens bis abends, statt uns mehr den Patienten zuzuwenden.
Früher war das offenbar nicht so. So meinte unlängst mein Chefarzt stöhnend: “Ach, früher, als wir noch Halbgötter in Weiß waren, war es echt eine schöne Zeit.” Natürlich meinte er das nur im Spaß, aber früher war es doch so, dass man ärztlich Handelnden einfach sein Vertrauen schenkte, während man heute, am besten noch direkt mit dem Handy, googelt, was das Internet dazu sagt.
Andererseits passieren wirklich Fehler und zu denen muss man als Arzt auch stehen. Denn Ärzte sind auch nur Menschen. Aber in der Mehrzahl der Fälle darf man davon ausgehen, dass Ärzte sorgfältig nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Das sehen auch die Gerichte so, denn die meisten Schadensersatzprozesse werden nicht gewonnen, sondern kosten nur Arbeit und Nerven. Gaby schaute mich mitleidig an und sagte: “Ja, ja, ich verstehe dich ja. Es gilt halt immer noch: Augen auf bei der Berufswahl.”
von Dr. Hans Langer
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (12) Seite 82
5 Minuten
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