Meilensteine bringen Therapie des Diabetes voran

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© Katrin Kraatz/MedTriX
Meilensteine bringen Therapie des Diabetes voran

Vieles wurde in den letzten Jahrzehnten entwickelt, um das Leben mit Diabetes einfacher zu machen. Dieser Evolution der Diabetes-Therapie widmet sich die neue Veranstaltungsreihe “Meilensteine der modernen Diabetologie”. Den Auftakt machten die Insulinpumpen.

Es ist wichtig, dass man die Menschen auch damit abholt – mit ihren Sorgen und Nöten.” Damit begrüßte Dr. Jens Kröger die Menschen, die zur neuen Veranstaltung “Meilensteine der modernen Diabetologie” Anfang November 2023 nach Berlin in die Hauptstadtrepräsentanz der Telekom gekommen waren. Der Vorstandsvorsitzende der Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe bedauerte, dass alle angefragten Personen aus der Politik ihre Teilnahme abgesagt hatten. Seine Konsequenz: “Wir müssen immer dafür sorgen, dass der Diabetes, dass die Menschen mit Diabetes im Fokus stehen”, da die Politik es nicht tue.

Auch Prof. Dr. Andreas Neu betonte, wie wichtig für ihn der gemeinsame Einsatz ist: “Seit 15 Jahren arbeiten diabetesDE und Deutsche Diabetes Gesellschaft gemeinsam. (…) Wir tun dies, weil wir um die Bürde des Diabetes wissen.” Neu ist Past Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. “Das Leben mit Diabetes bedeutet nach wie vor eine Herausforderung.”

Meilensteine bringen Therapie des Diabetes voran – Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, eröffnete die "Meilensteine der modernen Diabetologie". | Foto: Katrin Kraatz/MedTriX
Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, eröffnete die “Meilensteine der modernen Diabetologie”. | Foto: Katrin Kraatz/MedTriX
Meilensteine bringen Therapie des Diabetes voran – Menschen mit Diabetes hatten als Podium die große Hauptbühne. Hier berichtete Ivo Rettig über seine Alpen-Überquerung. | Foto: Katrin Kraatz/MedTriX
Menschen mit Diabetes hatten als Podium die große Hauptbühne. Hier berichtete Ivo Rettig über seine Alpen-Überquerung. | Foto: Katrin Kraatz/MedTriX

40 Jahre Insulinpumpe

Viel getan hat sich aber in der Therapie. Genau das wollte die Veranstaltung, die der Auftakt für ein jährlich wiederkehrendes Event war, deutlich machen. Im Mittelpunkt 2023 standen die Insulinpumpen. Kröger: “Als die ersten Insulinpumpen vor etwa 40 Jahren zum Einsatz kamen, waren sie noch so groß wie Kofferradios.” Und heute? “Mehr als 80 Prozent der Kleinkinder benutzen eine Insulinpumpe”, berichtete Kinderarzt Neu. Mehr als 70 Prozent sind mit einem System zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID-System) versorgt, also einer Insulinpumpe, die über einen Rechen-Algorithmus mit einem System zum kontinuierlichen Glukose-Monitoring (CGM-System) verbunden ist. Das Knollennasen-Männchen mit AID-System (Bild links) hat Bildhauer Jonas Kötz aus Hamburg extra für die Veranstaltung hergestellt.

“Wirklich Meilensteine erlebt”

86 Jahre, Typ-1-Diabetes seit 1968: “Ich habe wirklich Meilensteine erlebt”, meinte Johannes Kühl im Gespräch mit Dr. Jens Kröger. Kühl war 2019 mit der Mehnert-Medaille ausgezeichnet worden. Begonnen hat er seine “Diabetes-Karriere” mit einer Glaskolbenspritze, die heute sein Talisman ist. In der Vergangenheit hatte er viele schwere Unterzuckerungen – heute nutzt er die modernen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie, auch die digitalen. “Das mache ich sofort, sowas”, sagte er voller Überzeugung. Er ist glücklich, “dass ich keine Angst mehr haben muss vor Unterzuckerungen, dass ich so leben kann wie jeder andere, zumindest fast”. “Das kann uns allen Mut machen, dass man auch in höherem Alter gut mit Technologie zurechtkommt”, stellte Kröger fest.

Bühne für Menschen mit Diabetes

Menschen mit Diabetes hatten die Hauptbühne als Podium. Hier berichtete z. B. Steffi Haack über ihre Erfahrungen mit einem selbst hergestellten AID-System. Bastian Hauck stellte die Deutsche Diabetes Online Community #dedoc° vor. Huda El Haj Said begeisterte mit ihrem Poetry Slam über ihren Diabetes. Ivo Rettig machte Mut mit seinem eindrucksvoll bebilderten Bericht über seine Alpen-Überquerung. Die dreifache Mutter mit Typ-1-Diabetes Kathi Korn warf mit den Anwesenden einen Blick in ihre erfolgreich abgelaufenen Schwangerschaften. Diabetes-Influencerin Fiorella Eickhoff und Prof. Dr. Andreas Neu beleuchteten gemeinsam die Warnzeichen eines Diabetes im Kindesalter. Wie wichtig die Sprache in der Diabetologie ist, betonte Antje Thiel, die beteiligt war am Erstellen des Positionspapiers “Language matters”. Und Prof. Dr. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE und Chefredakteur des Diabetes-Journals, unterhielt sich mit Bloggerin Lisa Schütte über Sex, Sport und Urlaub.

In der Industrie-Ausstellung war auch Veranstalter diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe vertreten. | Foto: Katrin Kraatz/MedTriX
Bei der Anpassung der Location bewies man Kreativität. | Foto: Katrin Kraatz/MedTriX

Experten-Informationen

Viele Informationen bekamen die Besucherinnen und Besucher auch von Diabetes-Expertinnen und -Experten. Es ging um die Themen Kinder und Medizintechnik, die 40-jährige Geschichte der strukturierten Diabetesberatung, den Weg von Medikamenten von der Forschung in die Behandlung. Und in mehreren Vorträgen wurden alle wichtigen Aspekte der Insulinpumpen-Therapie von ihren Anfängen bis heute erläutert.

Sollten alle Menschen mit Typ-1-Diabetes ein AID-System angeboten bekommen? Das war Thema der abschließenden Podiumsdiskussion. Kröger sprach sich dafür aus. Auch Kai Swoboda, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der IKK classic befürwortete es: “Die besten Technologien für meine betroffenen Versicherten – und die bestmöglich einsetzen!” Und Rainer Straßburger-Lausen von Medtronic betonte, dass neben der Zeit im Zielbereich auch die Zeit im Glück wichtig sei.


von Dr. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2024; 72 (1) Seite 12-13

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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