Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

3 Minuten

Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik
© Fotolia
Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

„Schaffen Sie auf europäischer Ebene einen starken politischen Handlungsrahmen für nationale Diabetes-Aktionspläne!“ Mit diesem Appell in einem gemeinschaftlichen Diabetes-Manifest wenden sich europäische Organisationen zur anstehenden Europawahl an das EU-Parlament.

Früherkennung, gerechte Versorgung, Selbsthilfe stärken, Wissenschaft und Technik nutzen. Mit diesen vier Hauptforderungen sind die Organisationen des Europäischen Diabetes-Forums (EUDF) an das europäische Parlament herangetreten. Dazu zählen u.a. die International Diabetes Federation (IDF) und die European Association for the Study of Diabetes (EASD). Ihr gemeinschaftliches Diabetes-Manifest soll helfen, die Diabetes-Versorgung in Europa zu verbessern. Der Zeitpunkt ist günstig: Die Europawahlen stehen an, die Agenda der EU wird gerade neu erarbeitet.

DDG und DZD wenden sich in offenem Brief an Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei

„Bitte setzen Sie sich für 32 Millionen Menschen mit Diabetes in der EU ein!“ Mit diesen Worten haben sich die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) – beide gehören dem Bündnis aus zahlreichen europäischen Mitgliedsorganisationen und Unterstützenden ebenfalls an – in einem Offenen Brief an Manfred Weber gewandt, den Fraktionsvorsitzen der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament in Brüssel.

Bis 2030 soll die Zahl der Menschen mit Diabetes in der EU bei knapp 33 Millionen liegen. Damit würden jährlich weit mehr als 700.000 Menschen an Diabetes und seinen Folgekomplikationen in Europa sterben. Die diabetesbedingten Kosten würden weiter in die Höhe klettern, 2021 beliefen sich diese bereits auf 104 Milliarden Euro. Deutschland liegt mit circa 39 Milliarden Euro auf dem vierten Platz der Länder mit den höchsten Gesundheitsausgaben für Diabetes.

Auch Gesundheitsplan für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes wird im Manifest zur Europawahl gefordert

Mit dem Diabetes-Manifest spricht sich das EUDF auch für einen umfassenden europäischen Gesundheitsplan für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes aus. „Wir Mitgliedsstaaten der EU brauchen dringend einen solchen Plan als Grundlage für nationale Diabetespläne“, fordern DDG und DZD in dem Brief an den Europa-Abgeordneten Weber. Diabetes gilt auch als ein Treiber für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die wiederum die häufigste Todesursache in Deutschland sind. Bis zu drei Viertel der Menschen mit Diabetes sterben an Myokardinfarkten und Schlaganfällen. Das Risiko von Menschen mit Diabetes für kardiovaskuläre Erkrankungen ist zwei- bis vierfach erhöht, bei Frauen sogar bis zu sechsfach. Die hohe Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Komplikationen von Menschen mit oder ohne Diabetes hat die deutsche Politik erkannt und im zurückliegenden Jahr eine Herz-Kreislauf-Strategie mit Fokus auf Prävention und Früherkennung vorgelegt.

Europäisches Diabetes-Manifest und das Versprechen der Diabetes-Community

Das gemeinschaftliche Diabetes-Manifest der EUDF wurde im Vorfeld der anstehenden Europawahlen, die vom 6. bis 9. Juni 2024 stattfinden, von einem breiten Bündnis aus Organisationen des Europäischen Diabetes-Forums (EUDF) erarbeitet. Das Diabetes-Manifest enthält 15 konkrete Politikempfehlungen an die Europäische Union ihre Mitgliedstaaten. Deren Umsetzung soll das Leben von Menschen mit Diabetes sowie von Risikogruppen verbessern. Mit Blick auf die nächste Legislaturperiode richtet sich der Appell an die politischen Entscheidungsträger. Sie sollen den Ernst der Lage beim Diabetes erkennen und auf allen Regierungsebenen – auf europäischer, nationaler oder regionaler Ebene – die geforderten Maßnahmen umsetzen. Unterstützend können Interessierte der Diabetes-Community auch ein Versprechen zu Europawahl abgeben („Diabetes Community Pledge“).

Es sei „höchste Zeit, die richtigen politischen Maßnahmen umzusetzen, um Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung zu verbessern“, fordern die Organisationen des Diabetes-Manifests. Bei der Früherkennung seien effektive Diabetes-Reihenuntersuchungsprogramme nötig. Dabei sollten auch mögliche Probleme eines ungleichen Zugangs zum Diagnose-System in den jeweiligen Ländern angegangen und Risikogruppen und gefährdete Gruppen gezielt aufgeklärt werden, so die EUDF.

Diabetes-Manifest zur Europawahl: Stärkung von Früherkennung, Versorgung, Selbsthilfe sowie Wissenschaft und Technik

Eine gerechte hochwertige Versorgung in allen EU-Mitgliedstaaten will man durch einen gerechten und für alle erschwinglichen Zugang zu erforderlichen Medikamenten, medizinischen Bedarfsartikeln, Geräten und digitalen Technologien wie Blutzuckermessgeräten und Insulinpumpen erreichen. Hier sollen integrierte Versorgungspfade für Menschen mit Diabetes dafür sorgen, dass auf Basis ihrer individuellen Lebenssituation und der neuesten Leitlinien rechtzeitig Zugang zu den entsprechenden Behandlungsoptionen möglich ist.

Auch das Schulungsangebot müsse sich verbessern. Die Selbsthilfe wollen die beteiligten Organisationen stärken, indem sie die partizipative Entscheidungsfindung von Menschen mit Diabetes in der Kommunikation mit den Behandelnden unterstützen. „Menschen mit Diabetes gehören ins Zentrum aller sie betreffenden Forschungs-, Regulierungs-, Politik- und Evaluationsprozesse“, heißt es in dem Gemeinschaftsmanifest.

Um Wissenschaft und Technik besser zu nutzen, sollten die politischen Entscheidungsträger die Digitalisierung des Gesundheitssystems vorantreiben. Konkret geht es um einen beschleunigten Zugang zur Medizintechnik, zu eigenständigen digitalen Lösungen (wie Apps und KI) sowie digitale Dienstleistungen. Gestärkt werden müsse auch die Diabetesforschung über die EU-Forschungsprogramme. Letztere sollten mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden, heißt es in dem Papier.

Historische Resolution des EU-Parlaments – Diabetes rückt mehr und mehr in den Fokus der europäischen Politik

Besonders in den letzten Jahren hat die europäische Politik dem Diabetes mehr Aufmerksamkeit geschenkt. 2022 hat das Europäische Parlament eine historische Resolution zur Diabetesprävention, zum Diabetes-Management und zu einer verbesserten Diabetesbehandlung verabschiedet. In dieser Resolution ruft das EU-Parlament die 27 Mitgliedstaaten zur Erarbeitung nationaler Diabetes-Aktionspläne auf.

Die EU sollte diese Dynamik jetzt nutzen und ein unterstützendes Rahmenwerk für Europa entwerfen. Auf dessen Basis könne dann jeder Staat seinen Diabetesplan entwickeln, so das Bündnis.



von Angela Monecke

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Was erwartet die Teilnehmenden am 20. Juli in Karlsruhe bei „50 Jahre DBW“, Frau Klein?

50 Jahre gelebte Selbsthilfe: Im Diabetes-Anker-Podcast spricht die Vorsitzende Helene Klein über die Geschichte der Diabetiker Baden-Württemberg (DBW) – und das große Jubiläumsfest am 20. Juli in Karlsruhe mit Tanz, Theater, Rückblick und Ausblick.
Diabetes-Anker-Podcast: Was erwartet die Teilnehmenden am 20. Juli in Karlsruhe bei „50 Jahre DBW“, Frau Klein? | Foto: Michael M. Roth – MicialMedia / MedTriX

2 Minuten

Beschäftigungsverbot bei Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes 

Nadja hat gerade die Schwangerschaft mit ihrem ersten Kind hinter sich. Bereits relativ früh in der Schwangerschaft hat sie sich Gedanken zum Beschäftigungsverbot gemacht. Ihre Erfahrung erzählt sie euch hier. 

4 Minuten

Community-Beitrag

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Tagen, 9 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
  • hexle postete ein Update vor 3 Tagen, 13 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 6 Tagen, 23 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

Verbände