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FC Diabetologie gegen FC Bundestag: Nach dem 4 : 3-Sieg für die Diabetologen am 31. Mai in Berlin ging es in die 3. Halbzeit – zur Diskussion mit den gesundheitspolitischen Sprechern der Parteien über den gesellschaftlichen Umgang mit Diabetes.
Sie alle wissen: Körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung können dazu beitragen, das Risiko für Typ-2-Diabetes kleinzuhalten. Mit dem Präventionsgesetz, das im Juni 2015 verabschiedet wurde, soll die Gesundheitsförderung überall dort, wo sich Menschen aufhalten, gestärkt werden – u. a. in Kindergärten, Schulen, Kommunen, Betrieben oder Pflegeheimen. Das Ziel: einen gesunden Lebensstil der Menschen mit ausreichend viel Bewegung in allen Lebensbereichen zu etablieren.
Seit Jahresbeginn stellt das Bundesgesundheitsministerium außerdem 3 Mio. € jährlich für entsprechende Maßnahmen im Diabetesbereich bereit; dazu zählt der Aufbau eines nationalen Diabetes-Überwachungssystems (Diabetes-Surveillance), das entscheidende Erkenntnisse für die weitere Diabetesbekämpfung liefern soll.
Was von Diabetesorganisationen schon seit Jahren gefordert wird, steht allerdings immer noch im Raum: die Einführung einer nationalen Diabetes-Strategie. Prof. Edgar Franke (SPD) sagte: “Wir brauchen sie, um uns mit den gesellschaftlichen Ursachen des Diabetes, insbesondere des Typ 2, auseinanderzusetzen.” Franke ist Vorsitzender des Ausschusses Gesundheit des Deutschen Bundestages.
Eine nationale Diabetes-Strategie wollten CDU/CSU und SPD bereits 2015 beschließen. Die Union hatte dafür ein Konzept vorgelegt, das wesentlich aus der Feder von Dietrich Monstadt, MdB(CDU,kleines Foto, 2. von links), stammt – er ist Gesundheitspolitiker und Typ-2-Diabetiker.
Schon im Sommer 2014 forderte der Bundesrat die Bundesregierung in einem Entschließungsantrag auf, “einen nationalen Diabetes-Plan vorzulegen, der ein Konzept enthält, das sowohl Präventionsstrategien, Früherkennungsmaßnahmen und Vorschläge für neue Versorgungsmodelle als auch für die Stärkung der Selbsthilfe beschreibt”. So empfiehlt es die Weltgesundheitsorganisation (WHO)und so sehen es auch die meisten EU-Staaten: Eine eigene Diabetes-Strategie muss umgesetzt werden.
“Der Ball liegt im Spielfeld der SPD”, betonte Monstadt. Den Entschließungsantrag könne seine Partei nun mal “nur mit seinem Koalitionspartner verabschieden”. Er sei “nach wie vor der Hoffnung, gemeinsam mit der SPD” die nationale Diabetes-Strategie in den nächsten Tagen und Wochen auf den Weg zu bringen, um “zumindest in dieser Legislaturperiode den Ball reinmachen” zu können.
Nach dem Spiel, sozusagen “in der 3. Halbzeit”, gab es eine gesundheitspolitische Diskussion: Es ging um drängende Fragen wie die Einführung der nationalen Diabetes-Strategie.Eingeladen hatten der FC Bundestag gemeinsam mit diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe.
Franke erwiderte, dass die beiden von Inhalten und Zielrichtungen her “nicht weit auseinander”lägen. Der richtige Weg sei auch, dass sich Gesundheitspolitiker und Fachgesellschaften zu gemeinsamen Gesprächen träfen: “Wir müssen eine gesamtgesellschaftliche Strategie entwerfen”, so Franke, vor allem auch, weil immer mehr Kinder stark übergewichtig seien und zu wenig Sport machten.
“Und wir müssen Bund, Länder und Kommunen mitnehmen. Wenn man das als Strategie bzw. Antrag versteht, bin ich mit Herrn Monstadt einer Meinung”, sagte er. Und Dr. Harald Terpe, Bündnis 90/Die Grünen (kleines Foto links) betonte: “Das ist das Gute am Diabetes – bei allem Schicksalhaften: dass man seit langem viel Wissen dazu angehäuft hat.” Hilfreich sei auch, dass Öffentlichkeit zu diesem Thema hergestellt werde …
… die Verabschiedung des Präventionsgesetzes wertet er als wichtigen Meilenstein: “Wir Grünen hätten es gerne schon früher gehabt”, ergänzte er. Das Gesetz weise aber “kleine Strickfehler” auf, wie die ausschließliche Finanzierung durch die Krankenkassen – nach langjähriger Diskussion darüber, dass sich auch andere Verantwortliche finanziell daran beteiligen sollten, wie die Rentenversicherung und die kommunalen Spitzenverbände.
Gelder von Letzteren würden “zu dem führen, was wir als Gesundheitsförderung und Primärprävention beim Diabetes betrachten”, sagte Terpe. “Zu Recht” sei immer wieder gefordert worden, dass die Bedingungen vor Ort in den Kommunen, z. B. für Sport, verbessert werden müssen. Zwar sei medizinische Prävention hier ein wichtiger Bestandteil der Diabetes-Problematik, sie ginge aber weit darüber hinaus: “Die Verantwortung der unterschiedlichen Gruppierungen sollte mit eingefordert werden”, findet der gesundheitspolitische Sprecher.
Nach wie vor gelte die Forderung der Diabetesorganisationen nach einem Diabetes-Plan, der bundesweit unter Einbeziehung der Länder installiert werden soll, so Prof. Thomas Danne (diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe) aus Hannover. Monstadt empfiehlt statt des Plans die Diabetes-Strategie – wegen des regional stark unterschiedlichen Diabetesgeschehens in Deutschland.
Aus dieser Strategie heraus könnten Pläne im regionalen Bereich in den Ländern organisiert werden. “Ich würde mir wünschen, insgesamt einen Plan auf Bundesebene daraus zu machen, dies war bislang aber nicht umsetzbar”, erläuterte er. Ähnliches gelte für die Forderung nach einer Zucker-Fett-Steuer, für die es aktuell keine Mehrheit in seiner Partei gebe. Auch sei Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, CSU, gegen eine solche Steuer.
Redaktion Diabetes-Journal
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (7) Seite 52-53
5 Minuten
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