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Und was versprechen die Herren und Damen Politiker den rund 8 Millionen Diabetikern in Deutschland? Das gaben sie uns schriftlich.
FDP: Heinz Lanfermann (Foto)
❶ Der Bekämpfung des Diabetes als Volkskrankheit wird durch die Bundesregierung ein hoher gesundheitspolitischer Stellenwert eingeräumt. Heute steht allen Versicherten ab 35 Jahren mit dem sog. Gesundheits-Check-up eine Untersuchung zur Früherkennung des Krankheitsbildes zu. Der Nationale Aktionsplan "IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" greift mit vielfältigen Aktivitäten die Risikofaktoren auf, mit denen auch der Entwicklung von Typ-2-Diabetes begegnet werden kann.
Darüber hinaus wollen wir mit dem Gesetz zur Förderung der Prävention die Vermeidung, frühe Erkennung und Behandlung des Diabetes als Gesundheitsziel gesetzlich verankern. Die Bundesregierung fördert den Diabetes-Informationsdienst am Helmholtz Zentrum in München und den Informationsdienst am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf.
Um die Behandlungsoptionen ganzheitlich zu verbessern, ist es natürlich von großer Bedeutung, dass ein vernetzter Wissensaustausch gefördert wird. Deshalb unterstützt die Bundesregierung die Monitoring- und Forschungsaktivitäten am Deutschen Diabetes-Zentrum und dem Robert Koch-Institut.
❷ Ich bin selbst nicht betroffen, aber im näheren Umfeld gibt es schon den einen oder anderen Betroffenen. Deshalb weiß ich zumindest aus Gesprächen, dass die Erkrankung sehr komplex und vielfältig im Verlauf sein kann. Je nach Verlauf können verschiedene Folge- und Begleiterkrankungen auftreten und damit unterschiedliche Organsysteme betroffen sein.
Das Hauptaugenmerk bei der Behandlung eines Diabetes liegt auf der angemessenen Kontrolle des Blutzuckers, der konsequenten Therapie eines bestehenden Bluthochdrucks und einer bestehenden Fettstoffwechselstörung sowie der sorgfältigen und regelmäßigen Kontrolle auf Folge- und Begleiterkrankungen.
❸ Wir Liberale setzen uns dafür ein, dass alle Menschen auch künftig wohnortnah und unabhängig vom Einkommen von unserem hervorragenden Gesundheitssystem profitieren. Das beinhaltet auch, dass alle an Diabetes erkrankten Menschen einen Zugang zu den umfangreichen notwendigen Leistungen zur Behandlung ihrer komplexen Erkrankung erhalten. Das fängt an bei einer guten hausärztlichen Versorgung, geht über eine spezielle diabetologische fachärztliche Versorgung bis hin zu notwendigen Besuchen bei z. B. Augenarzt, Kardiologen, Nephrologen, Neurologen oder Orthopäden.
Für die Behandlung des Diabetes Typ 1 und des häufigeren Typ 2 stehen wirksame und sichere Behandlungsmethoden zur Verfügung, die von den gesetzlichen Kassen bezahlt werden.
CDU/CSU: Jens Spahn (Foto)
❶ Die Versorgungsqualität ist in Deutschland grundsätzlich auf einem sehr hohen Niveau. Ich verfolge die Entwicklungen in diesem Bereich sehr genau und kann bislang nicht erkennen, dass die Versorgung schlechter wird. Es gibt möglicherweise unterschiedliche Auffassungen zu dem, was sinnvoll und notwendig ist. Wichtig ist, dass sich die Betroffenen gut versorgt fühlen. Aber auch eine Übertherapie ist nicht im Sinne des Patienten.
Grundsätzlich werden diese Entscheidungen von der Selbstverwaltung getroffen, also denen, die für die Versorgung zuständig sind, und denen, die sie bezahlen. Wir als Politiker werden jedoch weiterhin sehr aufmerksam beobachten, dass die Versorgungsqualität auf hohem Niveau bleibt. Sollte es zu Fehlentwicklungen kommen, werden wir zur Not unverzüglich gesetzlich gegensteuern.
❷ Wir sind heutzutage glücklicherweise so weit, dass viele an Diabetes erkrankte Menschen so behandelt werden können, dass sie ein nahezu uneingeschränktes Leben führen können. Es gibt leider auch schwerwiegendere Verläufe, bei denen es zu erheblichen Einschränkungen kommt. Hier muss alles getan werden, damit ein möglichst uneingeschränktes Leben auch mit Diabetes weiter möglich ist. In meinem familiären und freundschaftlichen Umfeld gibt es nur wenige Diabetiker, die aber alle bestens eingestellt sind.
❸ So lange die CDU mitregiert, werden Diabetiker in Deutschland weiterhin eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau erhalten. Wichtig ist es vor allem, den Menschen mit seinen konkreten Sorgen und Nöten im Alltag im Blick zu behalten.
Bündnis 90/Die Grünen: Biggi Bender (Foto)
❶ Seit den 1990er Jahren hat sich in der Versorgung von Diabetes-Kranken einiges getan. Die von Rot-Grün eingeführten Behandlungsprogramme für Typ-1- und Typ-2-Diabetes haben die Behandlung verbessert. Die über 3,6 Millionen eingeschriebenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine qualitätsgesicherte und aufeinander abgestimmte Arzneimitteltherapie. Zudem nehmen sie häufiger an Kontrolluntersuchungen und Schulungen teil als Patientinnen und Patienten außerhalb dieser Programme.
Deutlich verbessert wurde auch die Qualität der medizinischen Fußpflege, die für viele Diabetikerinnen und Diabetiker so wichtig ist. Diese wurde 2003 mit dem Podologengesetz von der kosmetischen Fußpflege abgegrenzt.
Doch seit dem Amtsantritt von Schwarz-Gelb herrscht der versorgungspolitische Stillstand. Für die wachsende Zahl von chronisch kranken Patientinnen und Patienten ist in den letzten Jahren wenig passiert. Ernst zu nehmende Vorstöße für mehr Prävention sowie für mehr Kooperation und Koordination im Versorgungsalltag hat es keine gegeben. Dies muss sich nach dem 22. September wieder ändern.
❷ Angesichts von fast 8 Millionen Diabetikerinnen und Diabetikern dürfte es nur wenige geben, die keine Diabetes-Kranken kennen. Allerdings dürften nicht alle wissen, dass es zwei unterschiedliche Typen von Diabetes gibt und dass beide unterschiedlich behandelt werden müssen.
Während Typ-1-Diabetikerinnen und -Diabetiker häufig schon in ihrer Kindheit erkranken und ihr Leben lang Insulin spritzen müssen, sind Typ-2-Diabetikerinnen und Diabetiker meistens schon in einem fortgeschrittenen Lebensalter. Ihre Erkrankung kann zumindest im Anfangsstadium durch eine Umstellung der Lebensweise behandelt werden.
Diabetes stellt damit Anforderungen an die unterschiedlichsten Bereiche des Gesundheitswesens: An die Arzneimittelversorgung genauso wie an die Gesundheitsförderung und auch an die Kooperation und Koordination in der Gesundheitsversorgung. Denn an einer guten Beratung und Behandlung der Diabetes-Kranken sind die verschiedensten Gesundheitsberufe und -einrichtungen beteiligt.
❸ Zur Bekämpfung der Volkskrankheit Diabetes müssen alle Akteure im Gesundheitswesen, in der Wissenschaft und in der Politik an einem Strang ziehen. Dazu braucht es eine gemeinsame Plattform. Diese werden wir mit einem "Nationalen Diabetesplan" schaffen. Auf dessen Tagesordnung gehören alle wichtigen Handlungsfelder. Von der Verbesserung der Prävention über den Aufbau eines nationalen Diabetesregisters bis hin zur Verbesserung der Patienteninformation und -schulung.
SPD:Prof. Dr. Karl Lauterbach (Foto)
❶ Sowohl die stationäre als auch die ambulante Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes ist auf einem guten Weg. Dazu haben vor allem die erfolgreichen Behandlungsprogramme für chronisch Kranke beigetragen, die wir auf den Weg gebracht haben. Mit Blick auf eine Weiterentwicklung der Versorgung ist es unser erklärtes Ziel, für eine Stärkung der Versorgungsqualität in allen Leistungsbereichen zu sorgen.
Um Patientinnen und Patienten einen passgenauen Zugang zu medizinischen Leistungen zu ermöglichen, die auch in Einklang mit ihrem Alltag gebracht werden können, setzen wir verstärkt auf ambulante und wohnortnahe Strukturen. Dies setzt voraus, dass der Übergang von der stationären zur ambulanten Versorgung nahtlos erfolgt. Daher werden wir das Entlassmanagement im Interesse einer optimalen Versorgung weiterentwickeln.
❷ Als Arzt und Wissenschaftler kenne ich nicht nur viele Patientinnen und Patienten mit Diabetes, sondern habe auch selbst wissenschaftliche Studien dazu durchgeführt.
❸ Ein modernes Gesundheitssystem zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es eine gute Versorgung für chronisch Kranke, Multimorbide oder für Menschen, die einen besonderen Bedarf haben, bietet. Wir werden deshalb Versorgungsstrukturen so umbauen und Versorgungsprozesse so gestalten, dass sie diesem Ziel gerecht werden. Das Gesundheitswesen ist ein hochinnovativer Bereich. Die Möglichkeiten der modernen Medizin wachsen.
In pharmakologischen und medizintechnischen Innovationen stecken erhebliche Potentiale für die Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität der Patientinnen und Patienten als auch für wirtschaftliche Prosperität unseres Landes. In der sozialen Verantwortung kann die Versichertengemeinschaft aber nur das tragen, was für die Gesundheitsversorgung notwendig, zweckmäßig und wirtschaftlich ist.
Aus der ethischen Verantwortung heraus kann in einem sozialen Gesundheitswesen nur das Anwendung finden, was den Menschen nützt. Wir wollen deshalb den Nutzengedanken auch in der Versorgung von Diabetikern mit Arzneimitteltherapien, diagnostischen und therapeutischen Verfahren sowie Medizinprodukten stärken.
Die Linke: Dr. Martina Bunge (Foto)
❶ Eine gerechte und solide Finanzierung ist die Basis einer hochwertigen Gesundheitsversorgung. Alle in Deutschland lebenden Menschen werden Mitglied der solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung. Alle entrichten den gleichen Prozentsatz ihres gesamten Einkommens.
Alle erforderlichen Leistungen werden zur Verfügung gestellt, der medizinische Fortschritt wird einbezogen – das kommt chronisch Kranken zugute. Die bestmögliche Versorgung und Teilhabe am medizinischen Fortschritt muss für alle möglich sein, unabhängig vom Geldbeutel und vom Wohnort. Zuzahlungen werden abgeschafft. Sie belasten chronisch Kranke und sind zutiefst ungerecht und unsozial.
❷ Ein erstes Schlüsselerlebnis zum Thema Diabetes hatte ich mit acht Jahren, als ich einen Jungen mit Typ-1-Diabetes kennenglernt habe, der sich mehrmals täglich seine Insulinspritzen setzen musste. Für mich als Kind eine erschreckende Erfahrung. In über 20 Jahren Gesundheitspolitik habe ich dann häufig Kontakt zu Menschen mit Diabetes gehabt, aber auch zu Diabetologinnen und Diabetologen, Patientenorganisationen und Fachgesellschaften. Den Krankheitsverlauf einzuschätzen und richtig zu behandeln, ist Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte. Ich will, dass sie die Möglichkeit, aber auch die Pflicht dazu haben.
❸ Die Linke verfolgt in ihrer Gesundheitspolitik vier Ansätze: eine moderne, wirksame Gesundheitsförderung und Prävention, um chronische Krankheiten zu vermeiden, eine gerechte, solidarische Finanzierung, die chronisch Kranke nicht stärker belastet als Gesunde, eine umfassende, flächendeckende Bedarfsplanung der gesundheitlichen Versorgung, damit chronisch Kranken eine angemessene Versorgung zur Verfügung steht, egal, ob sie auf dem Land oder in der Stadt wohnen, die solidarische Ausfinanzierung und Ausgestaltung einer teilhabegerechten Pflege.
Einige weitere wichtige Ziele sind eine bessere Krankenhausfinanzierung, eine moderne Regulation der Arzneimittelpreise und eine gute, integrierte Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind so auszugestalten, dass allen Menschen tatsächlich ermöglicht wird, selbstbestimmt zu entscheiden, ob sie ambulante, teilstationäre oder stationäre Pflege- oder Assistenzleistungen in Anspruch nehmen wollen.
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