Abgelehnter CGM-Antrag: „Wer, wenn nicht sie?“

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Abgelehnter CGM-Antrag: „Wer, wenn nicht sie?“

„Der Kundenberater der TK zeigte sich in keiner Form kompromissbereit!“ – Dr. Lechelt ärgert ein besonders harter Fall eines abgelehnten CGM-Antrags.

Patientin mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit

Berichten möchte ich heute über eine 21-jährige gehörlose Patientin, die ich seit 2 Jahren sowohl stationär als auch ambulant betreue. Aufgrund des angeborenen Leidens ist die Kommunikationsfähigkeit im ärztlichen Gespräch eingeschränkt, telefonische Anpassungen ausgeschlossen – und E-Mail-Kontakte gestalten sich schwierig.

Die Erstdiagnose Typ-1-Diabetes erfolgte im Jahr 2000, zu Beginn bestand eine gute Stoffwechsellage unter Pumpenbehandlung (Blutzuckerlangzeitwert HbA1c 7,0 Prozent) bei guter Hypoglykämie-Wahrnehmung.

Depression führte zu zunehmender Stoffwechselverschlechterung

Aufgrund beruflicher und familiärer Veränderungen (Wohnort Berlin/Ausbildung in Leipzig) sowie einer zunehmenden Depression im Verlauf kam es zu einer zunehmenden Stoffwechselverschlechterung mit Ausbildung von Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen. Trotz engmaschiger Faktoranpassung sowie Arbeitens mit verschiedenen Basalraten konnte nur eine moderate Befundbesserung erreicht werden.

Mit Eintreten einer Schwangerschaft kam es zu wiederkehrenden Unterzuckerungen, engmaschige Anpassungen der Therapie erfolgten durch die Diabetesberater und mich; eine CGM-Untersuchung (also kontinuierliches Glukose-Monitoring) wurde unsererseits zügig begonnen und vorfinanziert. Hierbei konnten morgens und abends deutliche Hypoglykämien mit unmittelbar folgenden Gegenregulationen beobachtet werden – entsprechende Therapieanpassungen durch die Diabetesberater erfolgten.

In keiner Form kompromissbereit

Der Kundenberater von der Techniker Krankenkasse (TK), Thomas Pasch, hat sowohl den ersten als auch den zweiten Antrag abgelehnt – entsprechend der Empfehlung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK). Im persönlichen Telefonat zeigte er sich in keiner Form kompromissbereit.

Die Patientin zeigte, je länger die Schwangerschaft voranschritt, zunehmend zu hohe Blutzuckerwerte bei verminderter Insulinempfindlichkleit. Wir haben eine erneute Sensoranlage durchgeführt und entsprechende Therapieveränderungen veranlasst.

Mein Blickwinkel: Bei wem, wenn nicht bei einer schwangeren 21-jährigen gehörlosen Typ-1-Diabetikerin mit Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen sollten wir derartige Errungenschaften der Medizin anwenden?


Autor:
© Christian Lechelt
Dr. med. Christian Lechelt,Luckenwalde

Kontakt:
Dr. med. Christian Lechelt, Oberarzt Diabetologie, DRK KH Luckenwalde/Diabetologe MVZ Teltow Fläming gGmbH

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (5) Seite 54

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