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Blutzucker- und Glukosemessung: Welches System passt zu wem?
3 Minuten

Menschen mit Diabetes behandeln ihre Erkrankung im Alltag selbst. Dafür benötigen sie verlässliche Entscheidungsgrundlagen. Das sind in erster Linie Glukosemesswerte, die man entweder per Blutzucker- oder Glukosemessung (CGM) ermitteln kann. Hier findest du Infos zu den verschiedenen Systemen – und für wen sie jeweils geeignet sind.
Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Da gibt den pubertierenden Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, die junge Frau mit Schwangerschaftsdiabetes, den Arbeiter im Schichtdienst mit Typ-1-Diabetes, Menschen mit häufigen unbemerkten Unterzuckerungen, die ältere Dame mit Typ-2-Diabetes und ausgeprägter Insulinresistenz – die Liste lässt sich beinahe beliebig fortsetzen. Alle haben gemeinsam, dass sie regelmäßig ihre Glukosewerte bestimmen müssen. Doch nicht jedes Messsystem ist für alle gleichermaßen geeignet. Hier findest du einen Überblick darüber, welche verschiedenen Messsysteme es für die Blutzucker- und Glukosemessung gibt, für wen sie sich eignen und unter welchen Voraussetzungen ihre Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Blutzuckermessung: Ein Messwert pro Blutstropfen
Ein Blutzuckermessgerät ist ein kleines elektronisches Gerät mit einem Einschubschlitz für Teststreifen und einem Display, das den gemessenen Blutzuckerwert anzeigt. Zunächst steckt man einen Teststreifen in den Schlitz. Dann sticht man mithilfe einer Lanzette sticht man in die seitliche Fingerkuppe – dort tut es weniger weh als mitten in der Fingerspitze! – und wartet, bis sich ein ausreichend großer Blutstropfen bildet. Diesen trägt man auf den Teststreifen auf. Nach einer kurzen Wartezeit von wenigen Sekunden zeig das Messgerät den aktuellen Blutzuckerwert an.
Teuer bei der Blutzuckermessung sind die Teststreifen, nicht die Messgeräte
Grundsätzlich haben alle Patienten mit Typ-1-Diabetes sowie Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin verwenden, Anspruch auf ein Blutzuckermessgerät und eine ausreichende Menge von Teststreifen. Während ein Blutzuckermessgerät eine langfristige Anschaffung ist, sind die dazugehörigen Teststreifen Verbrauchsartikel, die mit relativ hohen Kosten verbunden sind. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) einen Quartalsbedarf von mindestens 800 Teststreifen. Bei Kindern, insbesondere Kleinkindern, kann diese Menge sogar noch höher ausfallen. Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin spritzen, benötigen je nach Therapieform zwischen 150 und 500 Teststreifen pro Quartal. Wer kein Insulin nutzt, hat lediglich Anspruch auf 50 Teststreifen pro Quartal.
Verlaufskurven per Scan durch die kontinuierliche Glukosemessung (CGM)
CGM-Systeme haben gegenüber der Blutzuckermessung den Vorteil, dass sie nicht nur einzelne Messwerte, sondern lückenlose Glukoseverläufe anzeigen. Außerdem ist im Normalfall kein Fingerstechen mehr erforderlich. Hierfür wird mit einem speziellen Applikator ein Sensor auf die Haut aufgebracht. Beim Anbringen des Sensors am Körper wird ein dünner, biegsamer Messfaden unter die Haut geschoben und misst die Glukosekonzentration in der Zwischenzellflüssigkeit im Unterhautfettgewebe. Je nach Fabrikat können die Sensoren 7 bis 14 Tage lang getragen werden. Nachteil dieser Messmethode ist, dass rasche Veränderungen des Blutzuckerspiegels erst mit einer zeitlichen Verzögerung von 10 bis 15 Minuten in der Zwischenzellflüssigkeit abzulesen sind. Man muss also immer eine gewisse Verzögerung zwischen Blutzucker- und CGM-Werten einkalkulieren.
Trendpfeile und Alarme bei der kontinuierlichen Glukosemessung geben mehr Sicherheit
Neben Verlaufskurven und aktuellen Glukosewerten zeigen CGM-Systeme mithilfe von Trendpfeilen auch Glukosetrends an. Diese Trendpfeile helfen Anwender*innen bei der Einschätzung, wie sich der Zuckerwert in nächster Zeit entwickeln wird. Außerdem lassen sich Alarmgrenzen einstellen: Sinkt der Glukosewert unter einen bestimmten Schwellenwert, schlägt das System ebenso akustisch Alarm wie bei hohen Glukosewerten jenseits des festgelegten Grenzwerts. Damit lassen sich Über- und Unterzuckerungen leichter vermeiden. Studien zeigen, dass Anwender*innen von CGM-Systemen insgesamt deutlich mehr Zeit im Zielbereich verbringen.
Glukosemessung: Unterschied zwischen rtCGM und iscCGM
Man unterscheidet zwei verschiedene Typen von CGM-Systemen: Zum einen sogenannte rtCGM-Systeme (RealTime, also Echtzeit), deren Sensoren die Messwerte kontinuierlich eigenständig an das Empfangsgerät bzw. die Smartphone-App übertragen. Und zum anderen iscCGM-Systeme (intermittierendes Scannen), bei dem Anwenderinnen und Anwender selbst mit dem Lesegerät bzw. Smartphone den Sensor abscannen muss, um die Werte angezeigt zu bekommen.
Wann die Krankenkasse CGM-Systeme bewilligt
Die DDG empfiehlt CGM-Systeme für insulinbehandelte Menschen mit Diabetes, die aufgrund instabiler Glukoseverläufe ihre Therapieziele nicht erreichen. Bei Typ-1-Diabetes, insbesondere bei Kindern, werden CGM-Systeme in der Regel problemlos von den gesetzlichen Krankenkassen bewilligt. Aber auch Menschen mit Typ-2-Diabetes ohne Insulintherapie werden CGM-Systeme gelegentlich eingesetzt – vor allem im Zusammenhang mit Schulungen, oder wenn man die Auswirkungen einer Therapieanpassung genauer beobachten möchte. Wer Hypoglykämien nicht mehr zuverlässig wahrnimmt, fährt mit einem rtCGM-System besser als mit einem iscCGM-System.
Wenn Du noch mehr Details über die Blutzucker- und Glukosemessung erfahren möchtest und welche Zielwerte empfohlen werden, dann kannst Du hier mehr dazu lesen.
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 2 Tagen, 6 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 1 Tag, 15 Stunden
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 11 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 2 Tagen, 14 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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