- Technik
“CGM wünsche ich vielen anderen Diabetikern”
3 Minuten
Seit 41 Jahren habe ich Typ-1-Diabetes. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit, für 10 Tage ein Gerät zu testen: Es handelt sich um das Dexcom G4 – ein (bei mir) am Oberarm (mit Pflaster befestigt) liegender Sensor plus Empfängergerät. Das System zeigt kontinuierlich auf einem kleinen Monitor den Glukosewert als Kurve an und misst diesen ständig.
Am Steigen? Oder Fallen? Man sieht, wohin die Werte gehen!
Es werden auch Trends gezeigt: Ein Pfeil nach oben bedeutet, dass der Zucker leicht am Steigen ist, zwei Pfeile nach oben zeigen, dass der Zucker schnell steigt; das Gleiche geht auch nach unten und bedeutet, dass der Zucker langsam oder schnell fällt. Ein Pfeil nach rechts heißt: Der Wert bleibt konstant.
Der Glukosewert wird alle 5 Minuten gemessen, und zwar im Gewebe (Gewebeglukose). Er ist etwa 10 Minuten zeitverzögert zum Blutglukosewert, den man aus der Fingerkuppe bestimmt. Die kleine Kanüle unter der Haut war kaum spürbar und störte mich nicht. Nachdem der Sensor (vom Apotheker) gelegt war, sollte das System nach zwei Stunden kalibriert werden – und dann täglich zweimal. Das Dexcom G4 hatte ein Ledertäschchen mit Schlaufen und hing unscheinbar an meinem Hosengürtel.
Schon die ersten Tage brachten viele neue Erkentnisse
Am 1. Tag fand ich meinen nun näher betrachteten Zuckerverlauf gar nicht schön: Zucker rauf – Korrektur gespritzt – Zucker runter –Hypoglykämie – zu viel gegessen in der Hypoglykämie wegen des Heißhungers – wieder hoch … und das wiederholte sich mehrmals.
Am 2. Tag konnten die größten Spitzen schon geglättet werden, weil ich merkte, dass eine zu frühe Korrektur den Zucker im Anschluss zu sehr runterfallen ließ und eine Hypoglykämie unvermeidlich war. Ich ließ also nach den Mahlzeiten durchaus einmal über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) laufen und sah anhand meiner Kurve auf dem Monitor, dass der Wert …sieh mal einer an… ganz von selbst wieder fällt. Also verhielt ich mich über Jahre in der Hinsicht falsch, reagierte einfach zu früh auf Werte nach dem Essen – und brachte so Unruhe ins System!
Wohin mit dem Empfänger beim Tennis? Einfach an den Gürtel…
Am 3. Tag stand mein Tennis-Training an: Wohin mit dem Empfänger (der die Glukosemesskurve darstellt)? Kein Problem, er wurde mit dem Gürtel über das Tennisröckchen geschlungen und störte überhaupt nicht. Er hat 6 Meter Reichweite vom Sender, der in dem Fall ich selbst war, weil der Sensor mit Sender mit einem Pflaster an meinem Oberarm befestigt war – also zu weit, um den Empfänger in meine Sporttasche zu legen beim Spiel.
Vor dem Training hatte ich 200 mg/dl (11,1 mmol/l) gemessen, beim Blick auf mein Gerät zeigte es nach einer halben Stunde 120 (6,7) an mit zwei Pfeilen nach unten. Das heißt, der Zucker fällt rasch: Schnell einige Gummibärchen essen! Nach dem Spiel kam ich mit 80 (4,4) raus, was bedeutete, dass noch einmal nachgelegt werden durfte an Kohlenhydraten. Der Sport wirkt ja bekanntlich noch Stunden nach.
Am Steigen? Oder Fallen? Man sieht, wohin die Werte gehen!
Beim nächsten Mal Tennis hatte ich vor Trainingsbeginn 80 (4,4): Das hieß für mich, noch schnell resorbierbare Kohlenhydrate zu mir zu nehmen: Ich verzehrte ca. 36 g Kohlenhydrate – und diese Menge war gerade ausreichend, um beim Spiel nicht zu unterzuckern. Ohne den Blick auf die Kurve hätte das bedeutet: vorher messen, essen, Zeitaufwand – während des Trainings eine nicht angekündigte Hypoglykämie – nach dem Spiel vielleicht zu hoch rausgekommen – und wieder der Kreislauf von vielleicht zu viel runterkorrigieren, da man den Sport in seiner Nachwirkzeit oft unterschätzt.
Das alles passiert nicht mehr, wenn man die Verläufe sieht, wenn man sieht, wohin sich der Zucker (in dem Fall Gewebeglukose) bewegt, und wenn man nicht nur punktuell misst und dann überhaupt nicht weiß, ob der Zucker gerade am Steigen oder Fallen ist. Das ist ein enormer Vorteil auch hinsichtlich optimierter Therapie und besseren Langzeitwertes (HbA1c).
In der Nacht: Angst vor unbemerkten Unterzuckerungen ist weg
Auch die Nächte werden besser mit der kontinuierlichen Überwachung, denn die Angst vor einer unbemerkten Unterzuckerung ist weg: Ein Alarm weckt, wenn die Werte kritisch sind – man gibt hierfür selbst obere wie untere Werte ein … und wird wie beim Smartphone mit Vibration oder Ton geweckt. Übrigens: Man kann die Werte und Verlaufskurven direkt in den Computer seines Arztes übertragen, der sofort sieht, wie die Einstellung ist, und bei Bedarf therapeutisch eingreifen kann.
Noch übernehmen die Kassen die nicht ganz niedrigen Anschaffungskosten eines kontinuierlichen Glukosemesssystems meist nicht, was sehr schade ist. Kostet ein gut eingestellter Diabetiker einmal später nicht weniger, als wenn er permanent schlechte Werte hat und dann zum Kosten-Problem für die Krankenkassen wird? Den menschlichen Aspekt habe ich gar nicht beleuchtet: Er liegt auf der Hand – das Wohlbefinden ist gesteigert, wenn der Zucker einigermaßen normnah ist; und das kann mit punktuellen Messungen nicht so erreicht werden wie mit der CGM.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig