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Beim DiaTec-Kongress 2020 wurden Preise verliehen, neue Umfrageergebnisse vorgestellt und auch der druckfrische „Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes 2020“ vorgestellt. Vor allem aber wurde in Symposien, in Workshops und in der Industrieausstellung diskutiert über Diabetestechnologie, über Chancen und Risiken riesiger Datenpools („Big Data“) und über künstliche Intelligenz.
Diabetes-Expertin Ulrike Thurm fragte in ihrem Workshop (gemeinsam mit Dr. Bernhard Gehr), wie man denn künftig Patienten schulen und betreuen wolle angesichts völlig neuer Technologien, selbstgebauter Systeme etc.? Völlig klar muss allen sein, so Thurm, dass auch Systeme zur automatisierten Insulindosierung (AID), dass auch „Loopen“ weiterhin „eine aktive, extrem engagierte Mitarbeit der Patienten erfordert“.
So müssten natürlich traditionelle Aspekte der Insulinpumpentherapie, des Bolus- sowie des Unterzuckerungs-Managements beherrscht werden. Looper mit (teils selbstgebauten) halbautomatischen Insulindosier-Systemen müssten anfangs ihre Daten stündlich, täglich, wöchentlich auswerten und aktualisieren. AGP, AndroidAPS, DIY, AID, glykämische Variabilität, Insulinsensitivitätsfaktor – „und auf jeden Fall müssen wir Diabetes-Teams eine neue Sprache lernen“.
Laut vorsichtiger Hochrechnung des auf dem DiaTec vorgestellten „D.U.T-Reports 2020“ benutzen derzeit 370.000 Menschen Flash-Glukosemessung (FreeStyle Libre), 96.000 kontinuierliche Glukosemessung (CGM) und über 104.000 eine Insulinpumpe. Vor allem durch die Sensoren sind Hautprobleme, sprich Hautreaktionen der Patienten, heute ein großes Thema.
© www.mikefuchs-fotografie.de | DiaTec 2020 im Januar in Berlin: sich fit halten in Sachen Digitalisierung und Technologie, auch und gerade als Arzt, „denn die Welt wird noch vielfältiger“.
Hautärztin Dr. Stefanie Kamann (Feldafing) beschrieb eindrucksvoll Hautreaktionen der Patienten, die Pumpen und Sensoren verwenden, wie rote Flecken, Schuppen, Knötchen, Bläschen bis hin zu Krusten, Narben: „Erythem, Squama, Crustae, Keloide …“: Auch hier müssen Therapeuten und Patienten wohl eine neue Sprache lernen. Kontaktallergene, die hier eine Rolle spielen können, sind „IBOA“, „DMAA“, „Hydroxy-Cyanoacrylat“ sowie „Kolophonium“.
Allein der sich einstellende Juckreiz „mindert die Lebensqualität der Betroffenen sehr stark“, so Kamann, die nicht nur als Fachärztin genau weiß, wovon sie spricht: Ihr Sohn hat Typ-1-Diabetes, durch seine Hautreaktionen hat sie sich überhaupt erst eingehend beschäftigt mit dem Thema.
Im Dexcom-Symposium erklärte Dr. Matthias Kaltheuner das System aus Glukosesensor Dexcom G6 (CGM) kombiniert mit der Insulinpumpe „Tandem“ (t:slim X2) und der „Basal-IQ-Technologie“ (beides Unternehmen VitalAire). Durch letzteren Algorithmus werden die Glukosewerte 30 Minuten im Voraus vorhergesagt; die Insulinabgabe wird sofort unterbrochen, sobald die Werte unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) liegen oder drohen, unter 80 mg/dl (4,4 mmol/l) zu fallen. Sobald der Sensorwert wieder ansteigt, wird die Insulinabgabe wieder aufgenommen.
© www.mikefuchs-fotografie.de | Sich austauschen, sich digitale Innovationen zeigen und erklären lassen – auch das gehört zum Diatec-Kongress.
Dieses Frühjahr soll der Basal-IQ auf den Markt kommen, wohl im Herbst 2020 dann die „Control-IQ-Technologie“ des Unternehmens – als Hybrid-AID. Gerade angesichts dieser neuer Technologien rät Kaltheuner seinen Kollegen dringend, sich fit zu halten mit der Diabetes-Technologie, „die Welt wird noch vielfältiger“. Man solle genau die Unterschiede der Systeme verstehen – und: „Stellen Sie die richtigen Indikationen für die Systeme.“ Für alle Beteiligten gilt: „Schulung und Begleitung der Patienten bleiben sehr wichtig!“
Blick in die Industrieausstellung gefällig? Das liest sich heutzutage so: „t:slim X2“ von VitalAire, „die clevere Insulinpumpe“ (Umgangssprachlich Tandem) mit Basal-IQ-Technologie; oder „Omnipod DASH Insulin Management System“ und „BD Diabetes Care Dein interaktiver Diabetes Coach“. Neben vertrauten Unternehmen wie Roche, Berlin-Chemie/Menarini und Ypsomed heißen die Aussteller z. B. Diabeloop, mySugr, Dexcom oder Insulet.
von Günter Nuber
Chefredaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (3) Seite 12-13
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