- Technik
FGM und rtCGM: Was, für wen und warum?
4 Minuten
Kontinuierliche Messsysteme bereichern die Möglichkeiten der Glukoseüberwachung ganz erheblich. Was genau leisten die Systeme und wofür stehen die für viele schwierig zu lesenden Abkürzungen “CGM”, “rtCGM”, “FGM” und “iscCGM”? Chefredakteur Prof. Thomas Haak informiert.
Bei den Sensoren zur kontinuierlichen Gewebsglukosemessung unterscheidet man die Systeme FGM bzw. iscCGM und rtCGM: FGM steht für “Flash Glucose Monitoring”, iscCGM für “Intermittent Scanning Continuous Glucose Monitoring” und rtCGM für “Real-Time Continuous Glucose Monitoring”. “Real Time” zeigt an, dass es sich um Echtzeitmessungen handelt und nicht um Aufzeichnungen, die vor einem längeren Zeitraum gewonnen wurden.
Schnell erklärt
- CGM: “Continuous Glucose Monitoring”, kontinuierliche Glukosemessung
- rtCGM: “Real-Time Continuous Glucose Monitoring”, Glukosemessung in Echtzeit
- FGM: “Flash Glucose Monitoring”; andere Bezeichnung: iscCGM
- iscCGM: “Intermittent Scanning Continuous Glucose Monitoring”; andere Bezeichnung: FGM
FGM: selbst aktiv werden
Der große Unterschied zwischen den beiden Systemen liegt darin, dass FGM/iscCGM vom Patienten ein aktives Handeln erfordert: Er muss einen Scanner, z. B. das mitgelieferte Messgerät oder ein Mobiltelefon, auf dem die passende App installiert ist, aktiv über den Sensor bewegen. Der Sensor wird am Oberarm getragen und sendet mit der “near field communication” (drahtlose Übermittlung) Daten aus dem Sensor direkt auf das Lesegerät. Dafür muss man beide Geräte nahe zusammenbringen – es geht aber problemlos auch durch dickere Kleidung hindurch.
Dabei gewinnt man zum einen Daten über den Zuckerverlauf der letzten 8 Stunden – und auch die Momentaufnahme des aktuellen Gewebezuckers. Aus den letzten 15 Minuten wird ein Trendpfeil generiert, der signalisiert, ob der Blutzucker stabil bleibt, steigt oder fällt. Wenn man länger als 8 Stunden nicht scannt, gehen die als Erstes aufgezeichneten Daten verloren.
rtCGM: automatische Übertragung
Im Gegensatz dazu zeigen rtCGM-Systeme den im Gewebe gemessenen Zucker kontinuierlich an. Die Daten werden also ohne das Zutun des Trägers auf das Lesegerät oder eine App auf einem passenden Mobiltelefon gesendet. Auch das Senden auf eine Smart-Watch ist mit dem richtigen System möglich.
Gemeinsam ist den beiden Systemen, dass die Daten über ein Auswertungsprogramm auch auf einen Computer übertragen werden können. Von dort sind dann spezielle Auswertungen der Zuckerverläufe möglich und die Daten können auch aktiv weitergesandt werden – z. B. über Internet zum Diabetesteam.
Weitere Unterschiede zwischen FGM und rtCGM
Der größte Unterschied ist, dass FGM/iscCGM im Gegensatz zu rtCGM keine Warnmeldungen abgeben kann; beide Systeme zeichnen den kompletten Verlauf des Gewebezuckers auf, allerdings meldet sich ein rtCGM beim Über- oder Unterschreiten von Grenzwerten. Es alarmiert sozusagen den Träger und weist ihn aktiv durch Vibrieren oder Tonsignale auf einen zu hohen oder zu tiefen Gewebezucker hin.

Beim FGM ist das Handeln des Trägers notwendig: Er muss also aktiv seinen Gewebezucker abrufen und aus den angezeigten Daten die richtigen Schlüsse für das weitere Vorgehen ziehen. Demnach sind rtCGM-Geräte die bessere Alternative, wenn eine Unterzuckerungs-Wahrnehmungsstörung besteht und der Patient durch eine kontinuierliche Glukoseüberwachung vor zu tiefen Werten gewarnt werden muss.
rtCGM-Systeme: Gut kalibriert?
rtCGM-Systeme müssen täglich 1- bis 2-mal kalibriert werden; der aktuelle Blutzucker muss also gemessen und dann in das rtCGM-System als aktueller Wert eingegeben werden. Ist der gemessene Blutzuckerwert falsch (durch Saft an den Fingern o. ä.), wird das rtCGM-System falsch kalibriert, was sich auf die angezeigten Werte bis zur nächsten Kalibrierung auswirkt.
Dies ist der Grund, warum bis auf wenige Ausnahmen rtCGM-Systeme offiziell nicht zur Insulindosierung zugelassen sind. Dennoch vertrauen viele Patienten den rtCGM-Systemen und dosieren trotzdem ihr Insulin anhand der Gewebezuckermessungen. Es gibt rtCGM-Systeme, die die Werte auf das Display einer Insulinpumpe senden oder sogar aktiv in die Pumpensteuerung eingreifen. Bei oder bereits vor einer Unterzuckerung stoppen diese z. B. die Insulinzufuhr.
FGM soll mehrfaches Messen ersetzen
FGM/iscCGM ist jedoch dafür entwickelt worden, dass Blutzuckermessungen in der Routine entfallen können – das System soll also das mehrfache Stechen ersetzen. Falls man jedoch einem Wert nicht traut, z. B. weil man sich so fühlt, als sei man im Unterzucker, und das Gerät zeigt normale Werte an, dann müssen Kontrollmessungen mit einem Blutzuckermessgerät getätigt werden.
Wichtig zu wissen ist auch,dass man nach einer Hypoglykämie und der Kohlenhydrataufnahme nicht unmittelbar kontrollieren kann, ob der Blutzuckeranstieg ausreichend war. Dies liegt daran, dass eben der Gewebezucker gemessen wird und dieser nach einer Hypoglykämie dem Blutzucker über einen längeren Zeitraum “nachhängt”.
Und der Preis? Das auf dem Markt befindliche FGM-System ist deutlich preisgünstiger als die rtCGM-Systeme. Da auch Wirtschaftlichkeitsüberlegungen eine Rolle spielen, muss jeder Patient gemeinsam mit seinem Arzt genau überlegen, welches System medizinisch notwendig ist und ihm den bestmöglichsten Nutzen bringt. Doch hierzu später mehr im weiteren Verlauf des Titelthemas.
Fazit
Während FGM im Wesentlichen dazu geeignet ist, Blutzuckermessungen zu ersetzen und eine vollständige Dokumentation der Glukoseverläufe über mehrere Stunden zu haben, ist das rtCGM ein System, das wertvolle Hilfe bei Unterzuckerungswahrnehmungsstörungen bietet, da hier eine aktive Warnfunktion integriert ist. Beide Systeme haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, eine stabile Blutzuckereinstellung zu gewährleisten und Zeiten des vielleicht auch unbemerkten Unterzuckers deutlich zu reduzieren.
Schwerpunkt Kontinuierliche Glukosemessung
- FGM, rtCGM: Was, für wen und warum?
- CGM-System: Fehler beim Antrag vermeiden
- FGM und CGM korrekt handhaben … und Daten auslesen
- FGM und CGM: Daten richtig interpretieren
von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (5) Seite 12-17
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Tagen, 16 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 5 Tagen, 11 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 3 Tagen, 11 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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