FreeStyle Libre 2: „Bei dir piept’s wohl!“

2 Minuten

© Robert Kneschke - Fotolia
FreeStyle Libre 2: „Bei dir piept’s wohl!“

Das FreeStyle Libre 2-Messsystem ist auf dem Markt. Es warnt bei zu hohen und zu niedrigen Glukosewerten und angeblich funktioniert es noch genauer als sein Vorgänger. Wir haben das neue System einem Anwendertest unterzogen.

Es ist wie mit einem neuen Klingelton. Die Melodie ertönt, man wundert sich, woher die Musik kommt und was man da eigentlich hört – bis einem plötzlich einfällt: „Da klingelt ja mein Handy!“ So ergeht es mir am Anfang auch mit dem FreeStyle Libre 2 Warum? Plötzlich piept auch das bislang stumme Lesegerät des FreeStyle Libre selbstständig …

Schnell erklärt


iscCGM: intermittent-scanning Continuous Glucose Monitoring
Ein iscCGM-System besteht aus einem Sensor, der auf der Haut getragen und nicht kalibriert werden muss und kann, und einem Lesegerät. Das System misst kontinuierlich die Glukosekonzentration im Zellzwischenraum („Gewebezucker“) – nicht den Blutzucker. Der Nutzer muss den Werteabruf aktiv durchführen; es gab bisher keine Alarmfunktion.

rtCGM: Real-Time Continuous Glucose Monitoring
CGM-Systeme, bestehend aus Sensor, am Sensor befestigtem Transmitter und Empfängergerät, messen den Gewebezucker kontinuierlich und übertragen die Werte automatisch an den Empfänger. Die Mehrheit der rtCGM-Systeme muss kalibriert werden. Sie können den den Nutzer alarmieren, wenn die Glukosekonzentration den Zielbereich verlässt.

Wenn man wie ich bislang die erste Generation des iscCGM-Systems FreeStyle Libre gewöhnt ist, kennt man eben nur ein Lesegerät, das nach dem Scannen des Sensors in bzw. auf der Haut zuverlässig den Gewebezucker auf dem Display anzeigt. Aber dass das Lesegerät nun eigeninitiativ Alarmtöne von sich gibt, ist neu – und sehr willkommen!

Sensor kann weiterhin 14 Tage getragen werden, kein Kalibrieren

Der FreeStyle Libre 2, der seit Kurzem auf dem deutschen Markt ist und für den man ein – äußerlich bis auf die Farbe des Gehäuses identisches – neues Lesegerät benötigt, warnt nun auch, wenn man einen vorab individuell festgelegten Zielbereich verlässt. Auch für den Fall des Signalverlustes, wenn also die Glukosealarme nicht verfügbar sind, weil der Sensor nicht mit dem Lesegerät kommuniziert, kann man bei Bedarf einen Alarm aktivieren.

Eine Bayerin in Hamburg: Susanne Löw, Jahrgang 1981, lebt derzeit an der Elbe und hat das Glück, bis heute schon 54 Länder bereist zu haben. Dass die Journalistin dabei seit dem Jahr 2002 ein Typ-1-Diabetes begleitet, hat sie nie von ihrer großen Leidenschaft abgebracht, ferne Regionen zu entdecken. Auf ihrer Internetseite www.zucker-im-gepaeck.de berichtet Susanne von ihren Reisen mit „Zucker im Gepäck“.
Kurzporträt der Autorin Susanne Löw (Blog: www.zucker-im-gepaeck.de).

In dem Fall ertönt das Signal – genau wie bei einem Glukosewert „auf Abwegen“. Dann zeigt das auf einer Bluetooth-Funkverbindung basierende Lesegerät an: „Alarm: Niedr. Glukosewert“ oder „Alarm: Hoher Glukosewert“ sowie eine Meldung, die man via Touchscreen bestätigen muss: „Aktuellen Alarm beenden und Glukose testen“. Das Gerät zeigt also nicht direkt den Wert an, sondern alarmiert und fordert zu einem aktuellen Scan-Vorgang auf. Das Handling mit dem Sensor – beim Anlegen und Messen, der Sensor selbst, die Tragedauer von 14 Tagen – all das ist gleich geblieben. Kalibrieren muss man auch weiterhin nicht.

Das Lesegerät piept nur einmal – ist das nun gut oder schlecht?

Im Gegensatz zu so manch anderem CGM-Gerät piept und/oder vibriert das Lesegerät des FreeStyle Libre 2 nur ein einziges Mal – ganz gleich, ob man dann Insulin gegen einen hohen Blutzucker spritzt oder der Zucker bei einem niedrigen Wert ist und ob das dann die erwünschte Wirkung zeigt.

Äußerlich fast gar keine Veränderung: Das Lesegerät des neuen „FreeStyle Libre 2“ (re.) sowie des Vorgängermodells.

Heißt: Der nächste Alarm ertönt erst wieder, wenn man einmal wieder im Zielbereich war und diesen erneut verlässt. Mir gefällt das, nicht ständig automatisch weiter angepiept zu werden, auch wenn der Gewebezucker nicht gleich wieder im grünen Bereich ist. Immerhin kann ich mir ja mit dem FreeStyle Libre-Lesegerät (nach wie vor) auch eine Scan-Erinnerung – etwa eine Stunde später – setzen, wenn ich sehr unsicher bin, wie sich die Zuckerwerte weiterentwickeln.

Alarme können auch punktuell oder gänzlich deaktiviert werden

Mehr noch: Will man in bestimmten Situationen seine absolute Ruhe – etwa in Konferenzen oder in der Yoga-Stunde –, kann man die Alarmfunktion komplett deaktivieren. Folglich können auch alle Nutzer, die auf den Mehrwert der Warnfunktion verzichten wollen, ihren FreeStyle Libre auch mit der zweiten Generation wie gewohnt einsetzen.

FreeStyle Libre 2: das Wichtigste auf einen Blick


Was ist neu am FreeStyle Libre 2?
optionale, individuell einstellbare Alarme in Echtzeit bei zu hohen Glukosewerten (Hyperglykämie) oder zu niedrigen Glukosewerten (Hypoglykämie) sowie bei Signalverlust
genauere Sensormesswerte ab dem ersten Tag des Tragens

Wie komme ich an den FreeStyle Libre 2?
Die größten gesetzlichen Krankenkassen wie die Techniker Krankenkasse (TK), BARMER, DAK Gesundheit und AOK Bayern sowie einige Betriebskrankenkassen wie die BKK Pfaff, BKK pronova, Securvita BKK und die Schwenninger Betriebskrankenkasse übernehmen laut Abbott bereits die Kosten für Menschen mit Typ-1- bzw. Typ-2-Diabetes und intensivierter Insulintherapie (ICT) oder Insulinpumpentherapie (CSII).

Wie sieht die aktuelle Liefersituation aus?
Aktuell werden laut Abbott alle Versicherten, deren gesetzliche Krankenkassen eine Vereinbarung zur Kostenübernahme von FreeStyle Libre 2 mit Abbott geschlossen haben, ab der nächsten Verordnung mit der neuen Generation von FreeStyle Libre versorgt.

Kostet der FreeStyle Libre 2 mehr?
Der Preis, den Kunden als Selbstzahler für das Messsystem FreeStyle Libre 2 zahlen, wird laut Abbott im Vergleich zum ursprünglichen FreeStyle-Libre-Messsystem nicht steigen.

Gibt es eine App für den FreeStyle Libre 2?
Abbott will die App FreeStyle LibreLink auch für den ­FreeStyle Libre 2 verfügbar machen – voraussichtlich noch in der ersten Hälfte des Jahres 2019.

Ich dagegen freue mich, dass nachts nun zusätzlich zu meiner eigenen Hypoglykämiewahrnehmung ein Sicherheitsfeature auf meinem Nachtkästchen darauf aufpasst, dass ich nicht schlafend in den Unterzucker rausche oder morgens mit horrend hohen Werten aufwache, sondern nachts noch rechtzeitig gegensteuern kann, wenn der FreeStyle Libre 2 Alarm schlägt.

Und wie sieht‘s aus mit der Messgenauigkeit?

Genauere Messwerte soll der FreeStyle Libre 2 auch liefern, ab dem ersten Tag der Tragedauer. Für eine klinische Studie unter kontrollierten Bedingungen reichen meine Parallel-Messungen mit FreeStyle Libre 1 und 2 und Blutzuckertest via Omnipod natürlich nicht aus. Dennoch bemerke ich nach ein paar Tagen, dass die Werte zwischen FreeStyle Libre 1 und 2 (mit weit auseinanderliegenden Startzeiten der Tragezeit wohlgemerkt) maximal um die 15 mg/dl (0,8 mmol/l) auseinanderliegen.


„FreeStyle Libre 2“ im Anwendertest – mein Fazit

Daumen hoch! Der FreeStyle Libre 2 bietet ein nützliches Update – eine Umgewöhnung ist bis auf die Alarmfunktion nicht nötig. Auch die individuellen Einstellungen und die Möglichkeit, die Warnungen temporär zu deaktivieren, gefallen mir.

Jetzt muss nur noch die passende App dazu folgen, um unterwegs nicht auf das Lesegerät angewiesen zu sein. Dann wird mein Handy einen zusätzlichen „Klingelton“ bekommen – für zu hohe und zu niedrige Glukosewerte. Auch wenn ich mich dann erst wieder an den neuen Ton gewöhnen muss.


von Susanne Löw
Freie Journalistin, Methfesselstr. 65, 20257 Hamburg
Website: www.susanne-loew.com
E-Mail: info@zucker-im-gepaeck.de
| sl@susanne-loew.com

Blog: www.zucker-im-gepaeck.de
Facebook: www.facebook.com/ZuckerImGepaeck

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (3) Seite 40-41

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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