- Technik
Glukosemessung ohne Piks
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Auf einer Pressekonferenz des Unternehmens Abbott am gestrigen Abend (7. Oktober) in Hamburg ist das neue Glukosemesssystem FreeStyle Libre vorgestellt worden.
Beim FreeStyle Libre handelt es sich einfach gesagt um eine Glukosemessung ohne Piks – mit einem Scanner-Gerät (Reader) streift man über einen kleinen Sensor hinweg, der im Oberarm liegt, aufgeklebt mit einem Pflaster, so groß wie eine 2-€-Münze (5 mm hoch). Der Reader zeigt den Glukosewert an, wann immer man den Reader über den Sensor führt. Der Sensor bleibt exakt 14 Tage am Körper, danach schaltet er sich ab – ein neuer wird erforderlich.
Hier zunächst Antworten auf Fragen, die Betroffene häufig stellen:
Gibt es das System schon?
Laut Dr. Ansgar Resch (Abbott) werden derzeit im ersten Schritt Ärzte und Therapeuten mit dem neuen System vertraut gemacht. Denn laut Dr. Jens Kröger (Diabetologe in Hamburg-Bergedorf) ist es unbedingt erforderlich, dass jeder Benutzer zuvor ca. 45 Minuten eingewiesen und geschult wird. Dr. Kröger und sein Hamburger Team stellen eines der derzeitigen Studienzentren.
Wann wird es Diabetikern zugänglich?
Ab Ende Oktober kann man das System beziehen, und zwar ausschließlich im Direktvertrieb bei Abbott Diabetes Care. Also nicht in Apotheken, nicht im Versandhandel.
Was kostet „FreeStyle Libre?“
Laut Dr. Resch kostet das Lesegerät einmalig 59,90 Euro. Der einzelne Sensor kostet ebenfalls 59,90 Euro, hält wie gesagt 14 Tage. Wer sich für 1 Jahr festlegt, bekommt den einzelnen Sensor sozusagen im Abo für 54,90 Euro.
Was kann das Gerät noch?
Der Reader kann auch herkömmlich Blutzucker messen sowie Blutketone (!). Pfeile zeigen bei jedem ausgelesenen Gewebsglukosewert an, wohin die Reise geht: nach oben, halb hoch, stabil, halb nach unten, steil nach unten. Der Glukoseverlauf wird ebenso angezeigt (bis 8 Stunden). Viele weitere Lesemöglichkeiten gibt es wie 7-Tage-Bericht (auch 14), Zeiten im Zielbereich, zu hohe/niedrige Glukosewerte etc.
Ist zu erwarten, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen?
Laut Dr. Resch ist derzeit weder bei GKV noch PKV eine routinemäßige Erstattung zu erwarten. Aber: “Es laufen Gespräche.” Sehr viele Gespräche mit positiver Resonanz, heißt es.
Ist das System geeignet für Typ-1-/Typ-2-Diabetiker und auch für Kinder?
Das Gerät ist nach Einweisung leicht zu handhaben, der Sensor ist unauffällig und sitzt laut ersten Erfahrungen von Nutzern fest auch beim Sport, beim Duschen, im Wasser. Es liegen Zulassungen vor für beide Diabetestypen. Sprich für Diabetiker ab 18 Jahren. Weitere Zulassungsstudien auch für Kinder sind geplant, Start wohl in einigen Monaten.
Misst das System genau?
Eine Studie mit 72 Patienten ergab, dass der Sensor eine anhaltend hohe Messgenauigkeit über 14 Tage hat. Ohne Kalibrierung, da die Sensoren “werkskalibriert” sind. 99,7 % der Glukose-Messwerte lagen bei der “Error-Grid-Analyse” (klinisch geprüfte Genauigkeit) im Bereich A+ B (86,7 % im Bereich A).
von Günter Nuber | Diabetes-Journal-Chefredakteur
Diabetes-Journal, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-online.de
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