MiniMed 780G – meine ersten Monate mit „der Neuen“

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MiniMed 780G – meine ersten Monate mit „der Neuen“

Ich müsse die Pumpe dann aber in Ruhe lassen, sagte meine Pumpeninstruktorin. Pfft, in Ruhe lassen. Seit 26 Jahren kümmere ich mich um meinen Diabetes, der mich ja auch NIE in Ruhe lässt, und da soll ich plötzlich nichts mehr tun?

Mit meiner bisherigen Pumpe, der MiniMed 640G, war ich recht zufrieden. Meine Glukosewerte (HbA1c und Time-in-Range) waren gut, ich hatte selten starke „Hypos“. Meine Diabetologin und auch meine Pumpeninstruktorin hatten Zweifel, dass die MiniMed 780G mit dem Hybrid-Closed-Loop-System meine Werte zusätzlich verbessern würde.

Kontrollieren und korrigieren – der Aufwand war hoch

Der Aufwand für meine guten Werte war mit der MiniMed 640G aber ziemlich hoch. Ich habe trotz kontinuierlichen Glukosemonitorings täglich mehrmals Blutzucker gemessen und häufig mit Insulin nachkorrigiert. Es gab ein ausgeklügeltes System für Sport, Arbeit, Gartenarbeit und faule Sonntage. Bei zu hohen Blutzuckerwerten nach dem Essen ging ich extra spazieren (manchmal sogar nachts), sehr zur Freude meines Hundes Pippo. Meine Grenzwerte waren sehr eng eingestellt und so hatte ich ständig Alarme der Pumpe. Durchschlafen konnte ich nie, fast jede Nacht hatte ich mehrere Alarme.

„Die Neue“

Als nun ein Pumpenwechsel anstand, musste ich mich gedulden, bis die MiniMed 780G bei uns in der Schweiz zugelassen wurde. Im späten Herbst 2020 war es so weit, ich durfte in die Pumpenschulung. „Die Neue“ erlaubt einen wählbaren Zielwert, der etwas tiefer ist als bei der MiniMed 670G, nämlich bei 5,6 mmol/l (100 mg/dl). In der SmartGuard-Funktion korrigiert sie zu hohe Werte kontinuierlich mit kleinen Extra-Boli nach (Autokorrektur) und soll mit deutlich weniger Alarmen auskommen.

Quelle: Carla Rohrer Bley

Die erste Woche war – nun ja – gleich wie immer. Die Pumpe musste sich an mich gewöhnen und umgekehrt. Wir verblieben im normalen 640G-Basalraten/Bolus-Modus. Nach einigen Tagen wagte ich dann, in diesen SmartGuard-Modus zu wechseln. Bereits nach einigen Stunden wusste ich, dass ich damit gar nicht froh war. Weder konnte ich irgendwas nachkorrigieren noch den vorgeschlagenen Bolus verändern! Wie bitte sollte ich dann meine Kohlenhydrate fürs Abendessen korrekt abdecken, wenn ich später dann noch Sport machen wollte? Plötzlich vermisste ich sogar die „Kommunikation“. Keine Alarme, was war da los?

Schlechte Tage, gute Nächte

Ha, in Ruhe lassen. Meine Time-in-Range war unschön, mein Tagesdurchschnitt der Sensorglukose zu hoch. Dann eine fette „Hypo“ kurz nach dem Schlafengehen, danke, Autokorrektur.

Aber der Rest der ersten Nacht: ein Traum! Eine gerade Linie um 5,6 mmol/l (100 mg/dl) herum. Die Pumpe hatte nachts die Basalrate runtergefahren, gegen Morgen wieder hoch und sogar leicht nachkorrigiert und mich kein einziges Mal geweckt. Über die nächsten Tage schimpfte ich tagsüber nach wie vor, meine Sensor-Glukosewerte waren ständig zu hoch, bis auf abends, da hatte mich die Pumpe auch ein zweites und drittes Mal in eine prächtige „Hypo“ reinkorrigiert. War das der Deal? Sie lässt mich zwar schlafen, aber erst nach 2 Stunden „Hypo“?

Sie muss es lernen! (…und ich auch…)

Bei jeder Glukose-Analyse mit meiner Pumpeninstruktorin Simone habe ich dasselbe zu hören bekommen: Pumpe machen lassen! Bei hohen Werten nicht den Blutzucker „runterspazieren“, nicht nachkorrigieren, die Pumpe muss es lernen. Sie lernt, ähnliche Situationen zu optimieren, und man muss die Nerven bewahren, weil das jeweils einige Tage dauert. Einzig meine Kohlenhydratfaktoren wurden etwas neu eingestellt, die passen mittlerweile gut. Nach dem Essen nachkorrigieren war gestern. Und wenn es doch mal sein muss, kann es „die Neue“ selber!

Was schwierig bleibt

Was bei mir schwierig ist und bleibt, sind die „Tage um die Tage“. Hormonell bedingt schwankt mein Insulinbedarf etwa +/-30% für einige Tage um die Menstruation herum. Bei der MiniMed 640G konnte man die Basalrate um einen bestimmten Prozentsatz verändern oder sogar Tagesraten einstellen. Das war praktisch für hormonelle Schwankungen, hektische Arbeitstage oder faule Sonntage. Das kann sie nicht, „die Neue“.

Vertrauen ist gut – Kontrolle nicht mehr nötig

Jetzt, nach ein paar Monaten, fangen wir langsam an, uns besser zu verstehen. Ich habe nicht mehr den Wunsch, ständig zu kontrollieren und zu korrigieren, mein Vertrauen in die Pumpe wächst. Meine perfekt durchgeschlafenen Nächte bleiben. Sport klappt gut wie immer, lange Spaziergänge meistens auch. Nachmittags und abends stimmt was noch nicht so ganz, vermutlich hängt das aber eher mit meinen Naschattacken zusammen, die ich früher schon hatte.

Die HbA1c-Werte sind leicht höher als mit der MiniMed 640G, „Hypos“ habe ich aber fast keine mehr. Mit den selten gewordenen Alarmen und den meist durchgeschlafenen Nächten ist mein Diabetesmanagement definitiv bereits entspannter geworden.

Ich bleibe geduldig. Ich glaube, das wird gut.


Über die Vorgänger-Pumpe von Medtronic findet ihr hier weitere Informationen:

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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