- Technik
Online-Bestellung von Einlagen kann Qualitätsstandards nicht erfüllen
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Schutzschuhe und individuell angefertigte Einlagen für Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom müssen professionell gefertigt und individuell angepasst werden, betont die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Die kontaktlose Bestellung von Einlagen im Internet könne dieses Vorgehen keinesfalls ersetzen. In einer Stellungnahme warnt die Fachgesellschaft vor möglichen Gefahren für die Patienten.
Schutz und Pflege der Füße haben für Menschen mit diabetischem Fußsyndrom oberste Priorität, betont die Deutsche Diabetes Gesellschaft. Bei ihnen können sich bereits aus kleinsten Verletzungen und Druckstellen chronische Wunden entwickeln, die nur schwer zu therapieren sind. Im schlimmsten Fall müssen Zehen, Vorfuß oder sogar Unterschenkel amputiert werden.
Fachgesellschaft warnt vor Gefahren
Schutzschuhe und individuell angefertigte Einlagen zählen für die Betroffenen daher zu wichtigen medizinischen Hilfsmitteln. Diese müssen professionell gefertigt und individuell angepasst werden, wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) betont. Die kontaktlose Bestellung von Einlagen im Internet – wie sie die BARMER Krankenkasse bis vor einigen Wochen ihren Patientinnen und Patienten noch anbot und wofür die TK bereits ein Ausschreibungsverfahren initiiert hat – könne dieses Vorgehen keinesfalls ersetzen. In einer Stellungnahme warnt die Fachgesellschaft vor möglichen Gefahren für die Patienten.
Der diabetische Fuß zählt zu den häufigsten Folgeschäden des Diabetes mellitus. „Bis zu einem Drittel der Erkrankten entwickelt im Laufe des Lebens ein Diabetisches Fußsyndrom (DFS)“, sagt Dr. med. Michael Eckhard, Chefarzt der GZW Diabetes-Klinik Bad Nauheim und Vorsitzender der AG Diabetischer Fuß der DDG. Viel zu häufig führten chronische Wunden, die im Rahmen des DFS entstehen, zu Amputationen. „Zwei Drittel der in Deutschland durchgeführten Amputationen im Bereich von Füßen und Beinen betreffen Menschen mit einem Diabetes mellitus“, betont der Experte.
Angiopathie und Neuropathie: Warnsysteme fehlen
Das DFS geht auf eine unzureichende Blutzuckerkontrolle zurück, in deren Folge sich Nerven und Blutgefäße krankhaft verändern. Während die sogenannte Angiopathie zu einer schlechteren Wundheilung führt, lässt durch eine vorliegende Neuropathie die Sensibilität der Füße nach. „Den Betroffenen fehlen dadurch so wichtige Warnsysteme wie Schmerz-, Druck- oder Temperaturempfinden, welche rechtzeitig auf schädigende Einflüsse aufmerksam machen“, erklärt Eckhard.
„Druckstellen oder kleine Wunden werden deshalb oft nicht oder erst spät bemerkt, Schutzmechanismen nicht aktiviert. Die Betroffenen liefen im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Fußprobleme hinein.“ Im Englischen wird dieses Phänomen als „Loss of Protective Sensation“ oder kurz als „LOPS“ bezeichnet, zu Deutsch etwa „Verlust der schützenden Wahrnehmung“.
Sensibilitätsverlust beeinflusst Wahl des Schuhwerks
Dieser Sensibilitätsverlust macht sich auch bei der Wahl des Schuhwerks bemerkbar. „Menschen mit einem diabetischen Fußsyndrom kaufen sich häufig zu kleine oder zu enge Schuhe, weil nur diese ihnen das Gefühl von ausreichendem Halt vermitteln“, so Eckhard. Aus denselben Gründen könnten sie nicht selbst hinreichend verlässlich beurteilen, ob eine Einlage richtig passe und für ihren Fuß geeignet sei.
Prozess der Einlageversorgung muss professionell begleitet werden
Der gesamte Prozess der Einlagenversorgung müsse daher professionell begleitet werden, betont auch DDG Präsident Prof. Dr. med. Andreas Neu, Kommissarischer Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Universitäts-Kinderklinik Tübingen. „Das fängt mit der Untersuchung und Indikationsstellung durch einen spezialisierten Facharzt an, führt über die fachkundige Druckabnahme, Herstellung und Anpassung durch Orthopädie-Schuhtechniker und endet erst mit der professionellen Abnahme der Einlage“, so Neu.
Online-Bestellungen „hochproblematisch“
Dieser mehrstufige Prozess lasse sich nicht online abwickeln – auch nicht in Teilen. Online-Bestellungen, die die Anfertigung eines 2D- oder 3D-Abdrucks allein den Patienten überließen, seien deshalb hochproblematisch. Auch die Abnahme der fertigen Einlage müsse zwingend im direkten Patientenkontakt erfolgen. Die Einheit von Einlage und Schuh müsse direkt am Fuß des Patienten betrachtet und sowohl im Stehen als auch im Gehen beurteilt werden. „In Anbetracht des enormen Gefahrenpotenzials, das von ungeeigneten Einlagen oder Schuhen ausgeht, ist eine Beratung nur per Telefon oder Video auf keinen Fall ausreichend“, sagt Neu. Wer hier sparen will, gefährde den Behandlungserfolg und letztlich auch die Füße und Beine der Patientinnen und Patienten.
Die DDG fordert daher, Hochrisikopatienten wie Menschen mit Diabetes, diabetischem oder neuropathischem Fußsyndrom anderer Ursache explizit vom Angebot der Online-Einlagen- oder -Schuhversorgung auszunehmen. Das gelte aus medizinischer Notwendigkeit und sei unabhängig vom Ausgang möglicher rechtlicher Prüfungen, welche die BARMER Krankenkasse angekündigt hat, um das von ihr geplante Vorhaben doch noch umzusetzen. Für alle anderen Indikationen müsse wenigstens begleitend untersucht werden, ob die medizinischen Ergebnisse einer Online-Versorgung mit denen einer Versorgung vor Ort ausreichend und zweckmäßig seien.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) | Redaktion
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 2 Stunden, 12 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂 -
swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 6 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 10 Stunden, 9 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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shangwari postete ein Update vor 5 Tagen, 10 Stunden
Ich habe mir ein neues Mobiltelefon von Samsung (A56) zugelegt. An manchen Tagen saugt die Freestyle Libre App den Akku in nicht mal 12 Stunden leer. In einigen Foren habe ich von dem gleichen Problem gelesen. Da ich auf dem Telefon nachlesen kann, wer denn den ganzen Strom verbraucht hat, konnte ich die App genau identifizieren. Gehe ich in den Einstellungen auf Gerätewartung und lasse diese dann optimieren, ist das Problem für einige Zeit behoben. Heute habe ich bei Abbott angerufen und mein Problem geschildert. Ich habe erfahren, dass einige Telefone noch nicht mit Freestyle getestet wurden. (So auch meins) Der Ratschlag ist, die App zu deinstallieren und neu aus dem Store herunterladen. Bei der automatischen Übernahme der Telefone (beim einrichten eines neuen Mobil) kann sein das die App nicht aus dem Store geladen wurde – sondern vom “alten” Telefon. Ich werden noch warten bis mein Sensor eh erneuert werden muss und dann wage ich mich daran. Bis es soweit ist werde ich mich mit der “Optimieren – Taste” behelfen.
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nele_elsa antwortete vor 4 Tagen, 15 Stunden
Hallo,
Ich hatte das Problem auch mit meinem iPhone SE20 und dachte, es liegt daran, dass mein Handy zu alt war und hab mir so eine Powerbank-Hülle gekauft. Viel erfolg!
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