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Selbstliebe ist für mich schon so ein Wort, was mir komisch vorkommt. Sich selbst lieben? So alles? Nicht „nur“ den Charakter, die Seele, sondern auch seinen Körper? Jedes Körperteil, jeden Zentimeter? Das kann doch gar nicht gehen – und erst recht nicht mit so einem Ding, das ständig an einem hängt oder klebt…
Ich habe mich lange und oft schwergetan, eine Insulinpumpe zu tragen. Dieses ganze Gekabel, die Pflaster, das Gerät an sich. Das war mir einfach immer zu viel. Aus diesem Grund habe ich mich letztes Jahr im August auch dafür entschieden, den Versuch mit einer schlauchlosen Insulinpumpe zu starten. Ich habe also im Sommer dann den OmniPod bekommen und lang überlegt, wo ich ihn denn tragen möchte. Ich bewundere ja die Menschen, die ihre Schlauch-Pumpe oder auch ihren OmniPod ganz offensichtlich tragen und dazu stehen – zu dieser Gruppe Menschen gehöre ich nicht.
Nach langem Überlegen habe ich meinen ersten OmniPod dann am Oberschenkel befestigt und gestartet. Bislang ist dies auch meine Lieblingsstelle. Ich habe es mal am Rücken versucht, aber da ist er nach kurzer Zeit abgefallen.
Am Oberschenkel ist es doch relativ diskret, finde ich. Da sieht es immer ein bisschen so aus, als hätte man was in der Hosentasche. Und bei einem Kleid oder Rock sieht man ihn dann sowieso nicht.
So weit, so gut.
Aber wir sind ja nun mal nicht 24 Stunden am Tag in Kleidung verpackt. Beim Duschen, beim Schlafen, im Schwimmbad, in diesen Situationen ist man nun mal leichter oder eben gar nicht bekleidet. Und in diesen Situationen fällt es mir enorm schwer. Ich fühle mich dann eben nie so ganz komplett nackt – könnt ihr verstehen, was ich meine?
Dieser Kampf mit dem Selbstbewusstsein trotz OmniPods oder mit ihm lief nun also von Beginn an und immer wieder war da dieser Zwiespalt: „Naja, komm, so groß ist er gar nicht und du siehst ihn mehr als dein Umfeld“ und „Wie soll man sich denn damit hübsch fühlen? Wer um alles in der Welt soll mich denn damit attraktiv finden?“.
Und wie sagt man denn eigentlich bei einem Date, dass man eben Diabetes hat und ein Gerät an sich trägt? Da ist es als Single doch um einiges schwieriger, oder?
Wann genau da der Klickmoment kam, weiß ich gar nicht, aber inzwischen kann ich mit dem OmniPod wesentlich besser leben und schaue mir einfach andere Dinge an meinem Körper an. Es kommt doch auch irgendwie immer ein bisschen auf den Blickwinkel an, wenn man sich im Spiegel betrachtet. Ich kann mich natürlich vor den Spiegel stellen und meckern, meine „Problemzonen“ beurteilen und sagen: „Da ist ein hässlicher Insulinpod, meine Schenkel sind zu dick, meine Brüste zu klein und Falten bekomme ich so langsam auch.“ Ich kann mich aber auch ansehen und selbstbewusst sagen: „Du hast ein hübsches Lächeln, dein Po hat eine gute Form und deine Haare sehen richtig gesund aus!“
Mir hilft es auch immer, wenn ich mir Klamotten kaufe, in denen ich mich wohl und sexy fühle, beispielsweise ein sexy Negligé, eine chice Bluse, ein lässiges Top. Besonders an Tagen, an denen ich mich unwohl fühle, gebe ich mir Mühe, ein tolles Outfit zusammenzustellen und mich schön zu schminken – es sind so kleine Tricks, die kritische Stimme leiser zu stellen und die selbstbewussten Worte mehr ins Licht zu rücken.
Es gibt sicher kein wirkliches Rezept, kein Richtig und kein Falsch. Sicherlich muss jeder für sich wissen, was einem hilft, sich selbst zu lieben.
Bei mir ist auch nicht jeder Tag wie der andere – es gibt immer mal Tage, an denen ich mich „so lala“ fühle. Wichtig ist nur, den Fokus nicht zu verlieren: Wir sind alle schön! Ob mit Insulinpod oder ohne – ob mit 5 Kilo zu viel oder zu wenig, mit Falten oder eben nicht. Zum einen liegt es immer im Auge des Betrachters und zum anderen stellt sich doch auch die Frage: Wann ist man eigentlich schön, sexy, attraktiv? Ich persönlich finde ja, dann, wenn wir uns selbst schätzen und lieben.
„Sei gut zu deinem Körper, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ (Teresa von Ávila)
Und das heißt eben auch, einen Isulinpod oder einen Glukosesensor zu tragen, wenn es notwendig ist.
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