Stellungnahme zum angeblichen Skandal um defekte Insulinpumpen

3 Minuten

© Fotolia – goodluz
Stellungnahme zum angeblichen Skandal um defekte Insulinpumpen

Nach der Veröffentlichung der „Implant Files“ (internationale Recherche zu Implantaten) kam es auch zu einer Diskussion in diversen Medien um die Zuverlässigkeit von Insulinpumpen. Hierzu eine Stellungnahme des Landesverbandes Niedersachsen der Deutschen Diabetes-Föderation (DDF).

Hintergrund
Das internationale Journalistennetzwerk ICIJ hatte Ende 2018 unter dem Titel „Implant Files“ Recherche-Ergebnisse zu mangelhaften medizinischen Implantaten veröffentlicht.

Ein Nebenaspekt in der Berichterstattung des an den „Implant Files“ beteiligten Norddeutschen Rundfunks (NDR) waren dabei auch vermeintliche Probleme mit Insulinpumpen, deren Nutzen, eines NDR-Berichts zufolge, ohnehin fraglich sei. Der Landesverband Niedersachsen der Deutschen Diabetes-Föderation (DDF) hat hierzu nun eine Stellungnahme veröffentlicht, in der die NDR-Berichterstattung als dramatisierend und unzutreffend kritisiert wird.

Zunächst sei festgehalten, dass es sich bei Insulinpumpen nicht um Implantate handelt. Eine Pumpe ist für den Patienten jederzeit erreichbar und komplikationslos austauschbar. Ein Vergleich mit bröselnden Bandscheibenprothesen, wie der NDR ihn in seiner Berichterstattung zog, verbietet sich von daher eigentlich.

Dramatische Darstellung nicht-alltäglicher Probleme

In keinem der Berichte wurden genaue Angaben zu Fehlerquoten in Deutschland gemacht. Selbst der vielfach zitierte Fall einer defekten Pumpe ist für uns nicht eindeutig. Die Pumpe hat zu viel Insulin abgegeben. Ob dies auf einem technischen Defekt oder einem Bedienfehler beruht, wurde nicht abschließend geklärt. Unsere Erfahrung zeigt uns aber, dass viele Probleme im Umgang mit den Geräten nicht aus technischen Störungen, sondern aus Bedienfehlern aufgrund mangelhafter Schulung resultieren.

Dabei können natürlich auch wir nicht ausschließen, dass es bei solch komplexer Technik einmal zu Defekten kommt. Aber auch dieser Fall sollte Teil der Schulung im Umgang mit den Geräten sein. Unsere vielen Gespräche mit Eltern und erwachsenen Pumpenträgern zeigen, dass Probleme, wie in der Berichterstattung dramatisch dargestellt, nicht Alltag sind. In der Regel entlastet eine Pumpe das Familienleben und sorgt für mehr Flexibilität und eine bessere Einstellung der Betroffenen.

Vorteiler einer Insulinpumpe kalt beiseite gewischt

In einem Bericht des NDR wurde nahegelegt, dass Insulinpumpen keinen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Insulinpens hätten. Der Sender berief sich auf eine Studie des britischen National Health Service (NHS), deren Industrieunabhängigkeit besonders betont wurde. Nun ist es richtig, dass der Nationale Gesundheitsdienst nicht die Hilfsmittelindustrie vertritt – allerdings die Interessen des Staats. Somit ist diese Institution ebenfalls nicht unabhängig. Eine Tendenz, die teurere Therapieform der billigeren als nicht besser gegenüberzustellen, liegt zumindest nahe.

Aus dem täglichen Umgang mit dem Thema wissen wir, dass eine Insulinpumpe eine echte Entlastung für den Alltag darstellen kann und für eine Mehrheit sicher eine bessere Lösung als die Insulingabe über einen Pen darstellt. Dies muss jedoch von Fall zu Fall und immer individuell gesehen werden. Es gibt auch Konstellationen, bei denen eher ein Pen für den Patienten angebracht ist. Gegen die objektiven Vorteile einer Pumpe spricht das aber nicht. In der Berichterstattung wurden diese aber fast schon kalt beiseite gewischt.

Engagement aus Überzeugung – nicht skandalträchtig genug?

Besonders harte Vorwürfe wurden gegen den Kinderdiabetologen Prof. Dr. Thomas Danne erhoben. Er macht aus seiner Überzeugung, dass eine Pumpe das bessere Hilfsmittel ist, keinen Hehl. Dies liegt nach unserer Auffassung aber nicht an seiner Beteiligung an Studien mit einem Hilfsmittelunternehmen, sondern beruht auf echter Überzeugung und jahrelanger Forschungsarbeit. Danne arbeitet mit der Industrie zusammen, weil er vom Konzept Pumpe überzeugt ist und nicht umgekehrt. Das ist ein wichtiger Unterschied. Dieser simple Fakt scheint aber wohl nicht skandalträchtig genug zu sein.

Als unabhängige Selbsthilfeorganisation finden wir eine Verknüpfung von Industrie und Medizin natürlich nicht optimal. So wie das Interesse an Einsparungen nicht gegen den medizinischen Fortschritt gerichtet sein darf, so darf auch das Gewinnstreben nicht über der medizinisch besten Lösung stehen. An dieser Stelle ist aber der Gesetzgeber gefragt, der für mehr Transparenz und sinnvolle Einschränkungen sorgen muss.


von Deutsche Diabetes-Föderation (DDF) LV Niedersachsen
Schlesierstraße 9, 38312 Ohrum,
Tel.: 0 53 37 / 94 88 870,
E-Mail: info@diabetiker-nds.de
,
Web: www.diabetiker-nds.de

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

DDG fordert verbindliche Maßnahmen zur Prävention von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Angesichts steigender Fallzahlen und begrenzter Therapieoptionen für Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes, forderte die Deutsche Diabetes Gesellschaft auf der Vorab-Pressekonferenz zur Diabetes Herbsttagung 2025 konsequente verhältnispräventive Maßnahmen, die von Werberegulierungen bis zu verbindlichen Qualitätsstandards in der Schulverpflegung reichen.
Forderungen der DDG: Verbindliche Präventionsmaßnahmen gegen Typ-2-Diabetes im Kindesalter | Foto: DDG/Screenshot MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände