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Technik im Diabetesmanagement – Dmitri Katz im Interview
3 Minuten

Anne Seubert: Dmitri, seit wann bist du Diabetiker und warum hast du dich entschieden, dich auch beruflich mit dem Thema zu beschäftigen?
Dmitri Katz: Diabetes Typ 1 wurde bei mir im Alter von 13 Jahren diagnostiziert. Mein erstes Messgerät musste noch an die Wand gesteckt werden und hatte Streifen, die mit Wasser gewaschen werden mussten. Eingeweihte ahnen, wie lange das bereits her ist (grinst).
Erst vor ein paar Jahren habe ich mich allerdings entschieden, selbst beruflich in die Diabetesforschung einzusteigen. Bislang hatte ich mein Geld mit kommerzieller Werbung verdient, jetzt sehnte ich mich danach, etwas Sinnstiftendes zu tun. Dazu kamen einige beunruhigende Labor-Ergebnisse und ich überlegte, wie ich im Bereich des Diabetes-Managements die Welt ein wenig besser machen könnte. Seit vor ein paar Wochen bei meiner 12-jährigen Tochter auch Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde, hat sich meine Motivation deutlich verstärkt und fokussiert: Ich möchte wirkungsvolle Werkzeuge entwickeln, um unseren Alltag mit Diabetes zu erleichtern.

Seubert: Wie sieht dein Alltag mit Diabetes aus? Welche (technischen) Hilfsmittel nutzt du?
Katz: Ich spritze weiterhin mit Pens, für mein schnellwirksames mit einem digitalen, und brauche zwischen 6 und 10 Schüsse pro Tag. Zum Messen nutze ich den FreeStyle Libre und weiß es sehr zu schätzen, dass ich hier mehr erfahre als meinen aktuellen Blutzuckerwert: Ich habe ein viel detaillierteres Bild, was, wie und wie schnell sich mein Blutzuckerspiegel bewegt, und kann so viel besser reagieren. Davon abgesehen beobachte ich den Markt sehr genau und finde die Ideen rund um Open- und Closed-Loop-Systeme, die insbesondere Startups entwickeln, sehr spannend.
Seubert: Die Digitalisierung im Healthcare-Bereich nimmt insgesamt zu. Und so sehr sie hilft, so sehr verunsichert sie auch den einen oder anderen Diabetiker. Hast du Tipps für Diabetiker wie mich, die ich so wenige Apps wie nötig nutze? Welche Trends sind wirklich vielversprechend? Und wo sollte man vorsichtig sein, Stichwort Datensicherheit?
Das größte Potenzial sehe ich in der Verzahnung von CGM-Messgeräten und Insulinabgabe. Da gibt es einige interessante App-Projekte, patienteninitiiert. Bislang werden diese allerdings von wenigen Patienten genutzt, aber auch im kommerziellen Bereich sind einige Projekte auf dem Weg.
Was hier Privatsphäre und Sicherheit angeht, wäre es idealistisch, davon auszugehen, dass das primäre Ziel von Diabetesmanagementsystemen dem Patienten und nicht dem Geschäftsmodell dienen soll.
Auf der anderen Seite begrenzt die Sicherheit des Datenschutzes Funktionalität, so wird es immer ein Kompromiss bleiben. Das ist übrigens ein Aspekt, den ich im Rahmen meiner Forschung untersuche.
Seubert: Du bist selbst Forscher in diesem Gebiet, das vielen Menschen eher Angst macht: die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Kannst du kurz erklären, warum du diese Schnittstelle gewählt hast und was genau du untersuchst?
Nun, ich schulde mein Leben der Technik, ohne Blutzuckermessgeräte oder CGM wäre meine, unsere Lebensqualität miserabel, und das gilt natürlich auch jenseits des Diabetes für den Alltag und die Weiterentwicklung der Menschheit an sich. Grundsätzlich kann jedes Werkzeug benutzt oder missbraucht werden, und wir als Forscher und Designer tragen eine soziale Verantwortung für alle weiteren Werkzeuge, die wir entwickeln.
Unter anderem ist der Zeitpunkt, an dem Benutzeranforderungen in die Software-Architektur integriert werden, entscheidend. Sobald ein System entwickelt wurde, ist es viel schwieriger, es später zu ändern. Dabei haben Projekte, die von Patienten und ihren Bedürfnissen aus entwickelt werden, einen klaren Vorteil gegenüber den meisten kommerziell entwickelten Projekten.
Technik-Abhängigkeit ist ein weiterer Bereich, in dem ich forsche, und das nicht ohne Sorge.
Seubert: Woran arbeitest du aktuell und wie könnten dir die Mitglieder der Blood Sugar Lounge dabei helfen?
- Grundsätzlich finde ich den Austausch mit anderen Patienten über Technologien und Innovationen spannend und hilfreich für meine Arbeit. Als Doktorand habe ich mehrere Projekte. Ein Projekt hat zwei Hauptziele: (1) das Verständnis der Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und der Sicherheit von Patienten mit verbundenen Diabetesmanagementsystemen und (2) das Verständnis des Potenzials von Systemen, die den Menschen bei ihrem Diabetesmanagement unterstützen.
Was wir aktuell brauchen, sind Freiwillige, die diabetesrelevante Tracking-Geräte für 30 Tage ausprobieren. Da wir automatisierte Systeme untersuchen, ist keinerlei Datenerfassung notwendig. An Zeitaufwand ist nur zu Beginn und am Ende der Studie mit etwa 30 Minuten für eine Einführung bzw. ein kleines Interview zu den Erfahrungen mit den Systemen zu rechnen.
KONTAKT:
Wer interessiert ist, kontaktiert Dmitri Katz am besten direkt über Dmitri.katz@open.ac.uk!
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gingergirl postete ein Update vor 2 Stunden, 28 Minuten
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 1 Tag, 6 Stunden
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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tako111 postete ein Update vor 4 Tagen, 16 Stunden
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!