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Seit September 2022 hat Redakteurin Dr. Mirjam Eiswirth den mylife Loop vom Unternehmen Ypsomed ausprobiert. Sie nutzt die Kombination mylife YpsoPump – Dexcom G6 – Mobiltelefon. Möglich ist auch das Verwenden des FreeStyle Libre 3 als Sensor. In der Blood Sugar Lounge hat sie schon über ihre Erfahrungen berichtet, dort findet sich auch ein längerer Abschlussbericht.
Ich trage seit fast 20 Jahren Insulinpumpen und auch der Glukosesensor ist zur lieb gewonnenen Selbstverständlichkeit geworden. Der mylife Loop ist für mich das erste System, in dem beide Geräte miteinander kommunizieren.
Sensor (Dexcom G6 oder FreeStyle Libre 3) und Pumpe senden Daten an die mylife CamAPS-FX-App. Diese läuft aktuell auf Android OS, die iOS-Version ist in Vorbereitung. In der App ist der CamAPS-FX-Algorithmus hinterlegt. Wird in der Pumpe der Automodus aktiviert, berechnet der Algorithmus alle 8 bis 12 Minuten die Anpassung der Insulindosis und gibt diese über einen verzögerten Bolus ab. Dazu gebe ich der App einige grundlegende Informationen:
Außerdem muss ich die Basalrate hinterlegen – auf diese wird aber nur dann zurückgegriffen, wenn keine Sensordaten zur Verfügung stehen oder der Automodus anderweitig unterbrochen wird. Sind diese Informationen bekannt, kann der Automodus starten. Auch wenn der Algorithmus die Modulation des Insulinbedarfs übernimmt, muss ich die Mahlzeiten weiterhin eingeben und separat mit Insulin abdecken. Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten: Der erste Weg führt über das Ess-Symbol auf dem Startbildschirm der App. Hier wird der Bolusrechner genutzt und basierend auf der Eingabe der Kohlenhydrate die Insulindosis berechnet. Will ich die Dosis trotzdem ändern, kann ich sie manuell anpassen. Die zweite Option ist “Mahlzeit eingeben” im seitlichen Menü – hier wird kein Bolus abgegeben, sondern der Algorithmus nur informiert, dass der Glukosewert durch eine (mögliche) Mahlzeit beeinflusst werden könnte. Es gibt “Snack”, “Hypo-Behandlung” und “Langsam resorbierbare Mahlzeit”. Wähle ich eine dieser Möglichkeiten, lösen sie nur dann eine zusätzliche Insulinabgabe aus, wenn der Glukosewert tatsächlich steigt. Beim Sport wird der “Ease-Off”-Modus in Kombination mit einer Anpassung des Zielwerts empfohlen (ein Merkblatt dafür gibt es unter bit.ly/3LhiTgn).
Für jemanden, der mehrere Jahrzehnte lang seine Zuckerwerte selbst in der Hand hatte, ist so ein AID-System eine riesige Umgewöhnung: Jetzt lautet die Devise “Lass die Finger davon”. Das fiel mir in den ersten Wochen schwer, insbesondere, weil der Algorithmus erst einmal lernen und ich herausfinden musste, wie ich ihm kommuniziere, was ich brauche. Dass ich im Alltag nur sehr wenige Kohlenhydrate esse, machte dieses Kennenlernen eher schwieriger als leichter, weil Eiweiß die Glukosewerte verzögert ansteigen lässt.
Nach einigem Experimentieren habe ich für mich folgende Lösung gefunden: Den Kohlenhydrat- und einen Teil des Eiweiß-Anteils in meiner Mahlzeit decke ich über einen direkten Bolus mit dem Bolusrechner ab, die restlichen Fett-Protein-Einheiten trage ich dann als “Snack” ins zweite Menü ein und stelle für 1 bis 2 Stunden nach der Mahlzeit den Boost an. Das ist zwar eine eigentlich nicht dafür vorgesehene Verwendung (Off-Label) des Boost-Modus, der insbesondere für Krankheit oder Zeiten erhöhter Insulinresistenz gedacht ist, funktioniert für mich aber.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Mein HbA1c-Wert ist gleichermaßen gut geblieben, ich habe weniger Unterzuckerungen und weniger Arbeit mit dem Glukose-Management. Außerdem bin ich flexibler im Essen – eher Low Carb als ketogen.
Einige Mankos hat das System aus meiner Sicht dennoch: Im Startbildschirm wird nur das aktive Insulin aus dem Boluskalkulator angezeigt; um das aktive Insulin aus der Basalraten-Modulation zu sehen, was gerade bei Sport sehr hilfreich ist, muss ich ins Querformat gehen. Zweitens hätte ich gern die Möglichkeit, zusätzlich zur Funktion “Langsam resorbierbare Mahlzeit” einen verzögerten Bolus einzugeben. Drittens hätte ich gern eine Warnung, wenn durch den Algorithmus länger kein Insulin abgegeben wird. Dennoch: Das System kann den Aufwand des Diabetes-Managements deutlich reduzieren.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (4) Seite 34-35
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