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„Einmalig …!“ – Lea Raak (25) aus Kiel ist Jugendbotschafterin des Weltdiabetesverbandes IDF. Sie durchläuft in einer Gruppe derzeit ein 2-jähriges Weiterbildungsprogramm (siehe Ausgabe 2/2020). Ziel des Ganzen: Projekte entwickeln, in der Selbsthilfe aktiv und effektiv werden. Sie berichtet für uns aus Südkorea.
Ende November 2019 war der große Tag endlich gekommen: Es ging für mich los nach Südkorea, genauer gesagt in die Hafenstadt Busan im Südosten des Landes. Dort fand vom 2. bis zum 6. Dezember die internationale Diabetes-Konferenz der International Diabetes Federation (IDF) statt: Sie bietet alle zwei Jahre eine Plattform für wissenschaftliche und technologische Neuerungen, für Aufklärungs- und Präventionsarbeit zum Thema Diabetes – und außerdem den Menschen mit Diabetes eine Stimme.
Das Training für die Jugendbotschafter*innen (Young Leaders in Diabetes — YLD), an dem ich teilnahm, lief parallel zum Kongress. Das Trainingsprogramm sollte sehr intensiv sein, also entschied ich mich, etwas früher anzureisen, um Südkorea kennenzulernen. Trotz schon vieler Reisen war ich aufgeregt — denn es war meine erste Reise nach Asien.
Nun: Südkorea würde ich als ein sehr höfliches Land beschreiben, in dem alle darauf bedacht sind, möglichst keine Fehler zu machen. Wusstet ihr beispielsweise, dass die linke Hand in Südkorea als unrein gilt und man Gegenstände mit der rechten oder aus Respekt mit beiden Händen geben und annehmen sollte?
Nachdem ich dann noch die koreanischen Wörter für Hallo, Danke und Tschüss gelernt hatte, fühlte ich mich auf die Reise vorbereitet. Was den Diabetes angeht, so bereitete ich mich auf die Reise vor, indem ich die dreifache Menge meines benötigten Zubehörs und Traubenzuckers dabeihatte – das meiste davon im Handgepäck verstaut. Mein Insulin lagerte ich in einer Kühltasche.
Zu Beginn machte mir die Zeitverschiebung zu schaffen, und ich rutschte die ersten drei Tage nachts in heftige Unterzuckerungen. Zum Glück habe ich dafür einen Sensor, der mich alarmiert. Trotzdem war ich die ganze Reise über besonders vorsichtig und steuerte lieber mit etwas zu viel Süßem entgegen. Ansonsten lief es mit meinen Glukosewerten besonders gut, was sicherlich auch an der vielen Bewegung lag, die ich auf der Reise hatte.
© Lea Raak | Lea reiste bereits einige Tage vor der Konferenz nach Südkora – um ungehindert die vegane koreanische Küche zu probieren.
So konnte ich mich ungehindert durch veganes koreanisches Essen probieren und schon vor der Konferenz ein bisschen von Südkorea entdecken.
Auf der Eröffnungsveranstaltung der Konferenz gab es einen Mix aus traditioneller Musik und Tanz und der obligatorischen „K-Pop Performance“. Es war ein spannender Abend, an dem ich bereits einige Teilnehmende aus dem Programm kennenlernen konnte.
Am nächsten Tag startete unser Training mit der Vorstellung der IDF. Natürlich mussten sich auch die Teilnehmenden aus 60 Ländern vorstellen, was sehr beeindruckend und lehrreich war: So sprach eine Teilnehmerin aus Indien über die Stigmatisierung von Frauen mit Diabetes in ihrem Land. Ein Teilnehmer aus Kamerun berichtete, dass er aufgrund politischer Unruhen im Land täglich sein Leben riskiert, um andere Menschen mit Diabetes mit Insulin zu versorgen. Teilnehmende aus Aruba und von den Cayman-Inseln erklärten uns, wie es ist, mit Diabetes auf einer Insel zu leben.
© IDF – SeungJoon Cho | Jugendbotschafterin Lea aus Kiel ist Teil der globalen Diabetes-Familie geworden.
Die folgenden Tage waren sehr inspirierend und ideenreich für uns alle, da wir unsere Aktivitäten und Projekte miteinander teilten und Ehemalige des Programms von ihren durchgeführten Veranstaltungen erzählten: z. B. von einer Fahrradtour von Belgien nach Spanien, die an jeder Etappe über Diabetes Typ 1 aufklärte. Oder von einem Projekt an brasilianischen Schulen, welches an die Lehrkräfte von Kindern mit Diabetes gerichtet war. Es gab Workshops zum Thema Medien und Projektmanagement, und wir lauschten informativen Beiträgen z. B. über Stigmatisierung aufgrund von Diabetes in den Medien.
Die Zeit in Südkorea war einmalig, durch die intensiven Tage konnte ich viele Freundschaften schließen und bin nun Teil eines internationalen Netzwerks, das ehemalige Teilnehmende passend als ihre „globale Diabetes-Familie“ bezeichnen. Es ist toll und motivierend, zu wissen, dass sich Menschen auf der ganzen Welt für ein besseres Leben mit Diabetes einsetzen!
Das Ziel des Trainingsprogramms war und ist es, selbst noch aktiver in der Selbsthilfe zu werden und Ideen für potenzielle eigene Projekte zu finden.
Ich bin sehr gespannt auf die Projekte und Veranstaltungen, die in meiner Programmzeit 2020 bis 2021 umgesetzt werden. Und ich freue mich darauf, bald mein eigenes Projekt zu starten! Mehr dazu dann an dieser Stelle.
von Lea Raak
E-Mail: learaak@t-online.de
Blog: www.insulea.de
#BSLounge-Autorenprofil: www.blood-sugar-lounge.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (4) Seite 42-43
5 Minuten
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