TV-Reportagen werfen kritischen Blick auf Zucker

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TV-Reportagen werfen kritischen Blick auf Zucker

Saccharose, Dextrose, Glukose oder auch Fruktosesirup – Zucker hat viele Namen und ist in nahezu allen industriell produzierten Lebensmitteln enthalten. Die Autoren zweier Reportagen, die derzeit in der Mediathek des TV-Senders Arte angeboten werden, sehen hierin die Hauptursache für die weltweite Zunahme von Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Diabetes.

Übergewicht und Diabetes sind global auf dem Vormarsch. Meist werden Bewegungsmangel und falsche Ernährung als Hauptursachen dieser Entwicklung genannt. Folgt man den Autoren zweier TV-Reportagen, die derzeit beim Sender Arte gestreamt werden können, ist es allerdings schwierig geworden, sich gesund zu ernähren und ungesunde Lebensmittel überhaupt zu erkennen. In Die große Zuckerlüge und in Dick, dicker, fettes Geld dokumentieren sie, wie die Lebensmittelindustrie es bislang schafft, eine strengere Kennzeichnung und Werbeverbote für besonders ungesunde Produkte zu verhindern.

Die These in Dick, dicker, fettes Geld, einer französischen Reportage aus dem Jahr 2020, lautet: Für Lebensmittel mit hohem Zuckergehalt müssten eigentlich die gleichen Regeln gelten wie für Tabakprodukte – eine Kennzeichnung auf der Verpackung, höhere Steuern und Werbeverbote. Umgesetzt wurde dies nach Angaben der Autoren in Chile, wo es bereits messbare Auswirkungen auf den Verkauf von gesüßten Getränken und Speisen hat. In Europa gibt es bislang jedoch keine politischen Mehrheiten für derartige Gesetze. Die Lebensmittelampel auf Verpackungen ist in Deutschland für die Hersteller freiwillig.

Der Film Die große Zuckerlüge, eine kanadische Reportage aus dem Jahr 2013, zeigt unter anderem die politische Lobbyarbeit der Nahrungsmittelhersteller in den USA. Kritisiert werden zum Beispiel irreführende Auszeichnungen von Lebensmitteln wie „ohne Zuckerzusatz“, die bei Verbrauchern den Eindruck erwecken können, ein Produkt sei gesund. Dabei enthalten zum Beispiel auch Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz ähnlich viele Kohlenhydrate wie Limonade oder auch Cola. Bereits ein Glas dieser Süßgetränke enthält mehr Zucker, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Maximalzufuhr für einen ganzen Tag empfiehlt.

Die Folgen der weltweiten Zunahme von Übergewicht sind gravierend. In Die große Zuckerlüge werden Kinder gezeigt, die bereits an Typ-2-Diabetes und einer Fettleber leiden. Dick, dicker, fettes Geld thematisiert unter anderem die medizinischen Auswirkungen der ungesunden Ernährung auf den Hormonhaushalt und die Darmflora. Da Zucker relativ billig ist und ein Suchtpotenzial besitzt, überfluten die Lebensmittelhersteller den internationalen Markt mit ungesunden Produkten, um ihren Gewinn zu erhöhen, lautet der Vorwurf in beiden Filmen. In einigen Entwicklungs- und Schwellenländern ist ein Liter sauberes Trinkwasser inzwischen teurer als ein Liter Limonade.

Der Film Die große Zuckerlüge kann noch bis 19. Februar 2023 kostenlos im Internet angeschaut werden. Dick, dicker, fettes Geld zählt bis 20. Mai 2023 zum Streaming-Angebot bei Arte. Beide Reportagen sind sehenswert und regen zum Nachdenken an, wenngleich man kritisieren kann, dass die Argumentation bisweilen etwas einseitig und unausgewogen wirkt.


Autor:
Thorsten Ferdinand
Redaktion diabetes-online
Verlag Kirchheim & Co GmbH
Wilhelm-Theodor-Römheld-Str. 14, 55130 Mainz

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