Für rund 40 Apotheken-Leiterinnen und -Leiter startete Mitte Mai das Selbstmedikations-Projekt in Essen. Am zweiten Tag war Sabine Härter als Patientenvertreterin dabei. In den zuerst vorgestellten Best-Practice-Beispielen ergaben sich auch Aspekte, die für Patientinnen und Patienten interessant sind.
Besonders das Online-Angebot „Frag die Apotheke“ (auch als App) bietet die Möglichkeit, Fragen zur Gesundheit und Medikation zu stellen. Die Beantwortung erfolgt, unterstützt durch künstliche Intelligenz (KI), durch Apothekerinnen und Apotheker, die in der Nähe des Fragestellenden vor Ort sind, sodass auch eine Bestellung von Medikamenten ortsnah erfolgen kann. Apothekerin Janet Olgemöller (2. von links im Bild oben) bietet auf allen Social-Media-Kanälen unter „Schwanenbusch Apotheke“ Informationen zu gesundheitlichen Themen und Medikation an. Diese sind fundiert, leicht verständlich und immer wieder abrufbar.
Podiumsdiskussion
Bei der Podiumsdiskussion wurden die verschiedenen Aspekte der Apotheken vor Ort diskutiert, z. B. Apothekerinnen und Apotheker als Unternehmerinnen und Unternehmer, Entlastung des Gesundheitssystems durch Selbstmedikation mit heilberuflicher Unterstützung, aber auch Preisfindung von Medikamenten. Ein Produkt oder auch eine Dienstleistung werden von der Apotheke veredelt, wenn dies Apothekerinnen und Apotheker auf dem Schirm haben.
Sicht der Patientenvertreterin
Patientenvertreterin Sabine Härter (5. von links im Bild oben ) konnte unter verschiedenen Fragestellungen aufzeigen, dass für die Selbstmedikation der Patientinnen und Patienten die Kompetenz der Apotheken vor Ort Voraussetzung ist, um diese sicher durchführen zu können. Gerade der Check-up bei Behandlung mit vielen Medikamenten, was bei Menschen mit chronischen Erkrankungen häufig der Fall ist, kann ungewollte Wirkungen verhindern und so die Arzneimittel-Therapiesicherheit (AMTS) erhöhen. Ohne AMTS ist der Einsatz einer Bedarfsmedikation bei Menschen mit schon vielen Medikamenten zum Behandeln einer Grunderkrankung wie Diabetes mit Risiken behaftet. So ist die Fachkompetenz der Apotheke vor Ort hilfreich bzw. notwendig.
Zudem sind in der Zeit der Lieferengpässe die Kümmerer aus der Apotheke, die zeitnah für die Bereitstellung sorgen, für Menschen mit Diabetes lebenserleichternd. Denn sonst sind die Patientinnen und Patienten die Leidtragenden des Lieferengpasses. Gern ist unsere Selbsthilfeorganisation bereit, neue Konzepte zur Versorgung mit dem Apothekerverband zu entwickeln und zu vertreten.
Wünsche der Patientenvertreterin
Die Autorin wünschte sich auch mehr Transparenz von den Apothekerinnen und Apothekern gegenüber ihren Kundinnen und Kunden, damit diese die schwierige Situation als Medikamentenversorger, Arbeitgeber und Unternehmer besser verstehen. Auch eine Bezahlung für einen Bringdienst von Medikamenten nach Hause ist für die Autorin vorstellbar, denn er hat einen Wert, der entlohnt werden sollte. Auch die Öffnungszeiten an den Bedarf der Kunden anzupassen, wäre hilfreich, sodass Berufstätige auch vor und nach der Arbeit die Option haben, die Apotheke für ihre Grundversorgung und Selbstmedikation besuchen zu können.
Die Apotheke vor Ort sollte aus Sicht der Patienten erhalten bleiben und alle Mitarbeitenden sollten dabei gut und gerecht entlohnt werden. Zudem sollten die Apothekerinnen und Apotheker u. a. zur Kundenbindung und Vorbeugung (neue) Selbsthilfegruppen unterstützen. Dies betrifft sowohl die Leitung als auch die Raum- und Vortragsangebote.
von Sabine Härter, Selbsthilfegruppe Aachen
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (8/9) Seite 78-79

