Zum Saufen nach Mallorca

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Zum Saufen nach Mallorca

Saufen statt Surfen? Wenn Worte missverstanden werden, kann das manchmal lustig sein. Nicht aber, wenn es sich um Hinweise zur Einnahme von Medikamenten handelt.

“Na, Herr Kollege Langer, wann soll’s denn zum Saufen nach Mallorca gehen?”, fragte mich mein Chef. Ich wurde erst rot, dann weiß, dann noch mal rot und antwortete: “Ich verreise zwar über Pfingsten nach Mallorca, aber doch nicht zum Saufen. Wie kommen Sie denn darauf, Herr Professor?” Grinsend weihte er mich ein, dass ihm dies sein langjähriger Privatpatient erzählt habe.

Missverstanden: Sender-Empfänger-Problem

Besagter Patient, Herr Müller-Ungemach, ist nicht mehr der Jüngste und mit seinen 89 Jahren ziemlich schwerhörig. In der Tat saß er bei der Schulungseinheit “Diabetes und Reisen” in der ersten Reihe. Ich erinnere mich genau, dass ich vom Mallorca-Urlaub gesprochen habe, in dem meine Freundin Gaby und ich wie jedes Jahr surfen wollen.

So schnell wird aus Surfen Saufen. Und genauso schnell ist der Ruf eines fleißigen Arztes wie mir ruiniert. Ein typisches Sender-Empfänger-Problem: Man denkt immer, dass das, was man sagt, auch so verstanden wird. Aber so ist es eben nicht. Nun, diese Geschichte war schnell zu klären und zudem, trotz der anfänglichen Peinlichkeit, doch eher lustig.

Medikamente: Wenn’s schwierig wird mit dem Durchblick

Im Klinikalltag aber kann es leicht zu Missverständnissen kommen. Wie schnell wird da ein Medikament mit einem anderen mit ähnlichem Namen verwechselt und wie leicht sagt der Arzt: “Nehmen Sie das Präparat einmal die Woche”, und der Patient merkt sich “einmal jeden Tag”.

Und löst der Patient in der Apotheke ein Rezept ein, bekommt er immer das preisgünstigste, wirkstoffgleiche Medikament. Plötzlich sind dann die Tabletten nicht mehr grün, sondern gelb, und die Packung nicht mehr weiß, sondern blau. Und je älter der Patient wird, desto schwieriger wird es, hier noch durchzublicken. Das gilt umso mehr, wenn nicht nur ein Medikament, sondern mehrere verschiedene einzunehmen sind.

Gesendete Botschaft entspricht nicht immer der empfangenen

Deswegen ist es so wichtig, dass alles gut dokumentiert wird – in der Krankenakte und in der Patientenkartei. Und bei jeder Vorstellung bespreche ich mit meinen Patienten die aktuelle Medikation und stelle sicher, dass alles noch so ist, wie es in der Karteikarte steht. Nur dann können die Medikamente, allein oder in Kombination, nützen und nicht schaden.

Deswegen finde ich solche kleinen Begebenheiten wie mit dem Surf-Urlaub auf Mallorca ganz hilfreich, um sich noch einmal zu verdeutlichen, dass die gesendete Botschaft nicht immer der empfangenen entspricht. Ungeachtet dessen werde ich auf Mallorca mit Gaby natürlich nicht nur surfen, sondern in Maßen auch einen Sundowner genießen.


von Dr. Hans Langer

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (5) Seite 90

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