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Darfst du? Weißt du? Kannst du? – Über das Essen mit Diabetes
4 Minuten

„Aber darfst du das überhaupt essen?“ – Immer wieder stellen mir Menschen diese Frage, wenn sie herausfinden, dass ich Diabetes habe. Ja, ja, ja, ja! Ich darf alles essen. Kuchen, Maiswaffeln und, wenn es sein muss, auch ein ganzes Stück Butter (sofern ich das denn überhaupt möchte). Mit meinem Typ-1-Diabetes geht das theoretisch alles – Hauptsache, ich achte auf meine Blutzuckerkurven und spritze die korrekte Menge Insulin für die Kohlenhydrate, die ich zu mir nehme. Warum ganz genau sich dieses Vorurteil so hartnäckig in die Köpfe der Menschen ohne Diabetes gebrannt hat, kann ich euch nicht hundertprozentig sagen.

Darfst du? Diabetesdiät? Überholt!
Mittlerweile gilt eine spezielle Diabetesdiät als überholt. Nicht umsonst ist das Produzieren spezieller Diabetesprodukte schon seit 2012 verboten, einfach weil sie keine Vorteile gegenüber anderen Lebensmitteln haben. Im Gegenteil, die Zuckeraustauschstoffe erhöhen zwar den Blutzucker geringer oder nicht, machen aber mit ihren Kalorien trotzdem dick. Zudem kann unser Darm Zuckeraustauschstoffe schlechter verdauen. Wen verwundert es da wirklich, dass Kunstzucker einem Körper auch nichts bringt? Ganz grundsätzlich gelten für Menschen mit Diabetes die gleichen Empfehlungen zu gesunder Ernährung wie für alle anderen Menschen auch. Leere Kalorien gilt es zu vermeiden und auf dem Teller soll es bunt sein!

Fest steht: Selbst ich dachte am Tag meiner Diagnose, dass es nun vorbei ist mit dem Essen bei mir. Das war’s. Ende. Dass es nicht so ist, weiß ich inzwischen zum Glück auch. Meine Diabetesberaterin merkte vor vier Jahren recht schnell, dass mir das Thema sehr wichtig ist, und begann unsere erste Sitzung am Tag der Diagnose direkt mit den Worten: „Keine Sorge, Sie dürfen weiterhin alles essen!“ Das beruhigte mich damals ungemein, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt.
Weißt du? Wir sind unsere eigenen Nährstofftabellen!
Wir Menschen mit Diabetes kennen uns eigentlich ja ganz schön gut aus mit dem Essen, das wir uns so in den Mund stecken. Sollten wir zumindest. Sollten wir. Wer jetzt merkt, dass er oder sie Nachholbedarf beim Kohlenhydrateschätzen hat, kann sich mit Büchern oder heutzutage sogar mit Apps fürs Smartphone behelfen. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß? Falsch gedacht! Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr wir über unsere Ernährung in Bezug auf den Diabetes oder andere Themen (dazu komme ich noch) wissen, desto besser für uns! Dazu kommt neuerdings immer häufiger das Thema Fett und Proteine zur Sprache – die nämlich wandeln sich zum Teil in unserem Körper zu Glukose um, und diese wiederum erhöht unseren Blutzucker. Wer gerne fett- und eiweißhaltige Mahlzeiten zu sich nimmt, sollte sich mit dem Thema spätestens jetzt auseinandersetzen. Kann der Kurve gut tun. Muss es aber nicht. Ich habe zwei ganz konkrete Fälle in meinem Freundeskreis. Bei Person 1 lässt Fett in Kombination mit Eiweiß sofort und volle Kanne den Blutzucker ansteigen. Die Kurve von Person 2 lässt diese Kombination kalt. Verrückt, wie unterschiedlich unsere Körper sind, oder? Viele Menschen mit Typ-1-Diabetes versuchen auch, zum großen Teil auf Kohlenhydrate zu verzichten, weil sie damit einfach eine stabilere Kurve erzielen können als mit. Für mich persönlich ist das nichts, aber für wen es wirklich funktioniert, freut es mich natürlich sehr!
Kannst du? Do it yourself!

Ich plädiere ja immer wieder fürs Selbstkochen. Man kann sich kreativ ausleben, ganz genau entscheiden, was auf den eigenen Teller kommt, und kann sich so nur Gutes tun. Deswegen versuche ich immer, so viele Rezepte mit euch zu teilen, hier in der Blood-Sugar-Lounge, auf meinem Instagram- oder Twitteraccount (beides @saytine), und euch zu zeigen, wie einfach gutes Essen sein kann! Simpel ist oft die Antwort. Gerne stehe ich lange und viel in der Küche – aber gesundes und vor allem auch leckeres Essen kann in 10 Minuten genauso gezaubert werden wie in 2 Stunden. Ich sorge tatsächlich immer dafür, dass mein Essen schön bunt ist und ich im Alltag vor allem viel verschiedenes Gemüse esse und mit den Sinnen spiele. Damit komme ich gut zurecht und meine Werte zeigen sich auch äußerst gnädig. Zum Dank dafür sagte mir meine Diabetesberaterin beim letzten Mal, dass mein gutes Cholesterin sehr hoch ist und lobte mich dafür. Alles essen, gesund sein, genießen und wissen, was drin ist im Essen – so stelle ich mir das vor und so läuft es im Moment ganz gut. Bis die nächste Essens-Überraschung um die Ecke kommt. Darfst du? Weißt du? Kannst du? Ich hoffe, dass irgendwann für alle die Antwort ein klares „JA!“ sein wird. Denn es ist für jeden von uns und auch unsere Umwelt wichtig, was wir essen. Mit oder ohne Diabetes.
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tako111 postete ein Update vor 1 Stunde, 45 Minuten
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 4 Stunden, 30 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂 -
swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 9 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 12 Stunden, 27 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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