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Obwohl das nur ein- oder zweimal im Jahr ansteht, macht es mir Stress. Als würde die ganze Welt aus den Fugen geraten, wenn ich nicht auf Befehl ein bisschen Pipi in den Urin-Becher lassen kann, fange ich am Abend vor dem eigentlichen Termin an, Pläne zu machen, um ja vorbereitet zu sein. Das heißt: vorher genug trinken, aber auch nicht so viel, dass ich kurz vorher zuhause noch auf die Toilette muss. Oder – der Albtraum – vor Ort so dringend müssen, dass ich es nicht vorher zur Anmeldung schaffe, um mir einen Urin-Becher geben zu lassen. Alternativ bekommt man einen solchen Becher auch mit nach Hause, um ihn befüllt beim nächsten Mal mitzubringen. Aber das bringt dann wieder ganz neue Sorgen mit sich: Was, wenn der Becher nicht dicht ist?
Jedes Mal, wenn ich es hinter mir habe, bin ich super erleichtert und mir fällt auf, wie blöd dieser selbstinszenierte Stress überhaupt ist.
PS Kennt ihr diese Leute, die ihren vollen Urin-Becher bei der Anmeldung auf den Tresen stellen?
Ich glaube, ich musste noch nie nüchtern – sprich ohne etwas gegessen zu haben – im Labor erscheinen. Trotzdem zucke ich jedes Mal mit einem „Hätte ich nicht gedurft?“ zusammen, wenn ich gefragt werde, ob ich gefrühstückt habe. Wahrscheinlich steckt dahinter die Angst, dass der ganze Weg jetzt umsonst war. Trotzdem könnte man meinen, ich wüsste inzwischen einfach, dass diese Frage jedes Mal kommt und es dabei nur darum geht, ob mein aktueller Blutzuckerwert postprandial ist.
Und wenn plötzlich fremdes Personal vor mir steht, um die Blutabnahme zu machen, schicke ich jedes Mal ein kleines Stoßgebet, dass die Person gut bei dem ist, was sie mit meinen Venen vorhat. In meiner ersten Schwerpunktpraxis war das Piksen nämlich nicht die Stärke der Medizinischen Fachangestellten.
PS Verwendet eure Schwerpunktpraxis nach der Blutabnahme auch so miese Pflaster, um die Einstichwunde abzukleben? Immer, wenn ich diese – wenn auch schon nach wenigen Minuten – abziehe, ist es, als würde ich meine gesamte obere Hautschicht mit abreißen. Autsch!
Insbesondere seitdem mein HbA1c wegen der Erprobungszeit der Insulinpumpe ständig Thema ist, mache ich mir viele Gedanken darüber, ob und wie es sich wohl verbessert hat. Zwar bekomme ich durch mein FreeStyle Libre einen Anhaltspunkt geliefert, wo sich der Wert einpendeln wird, aber 100-prozentig kann es mir dann eben doch nur die Blutabnahme bestätigen.
Bei der letzten Kontrolle hat mir das Ergebnis richtig die Stimmung vermiest. Denn das HbA1c ist unverändert geblieben. Für meine Ärztin eine erfreuliche Nachricht, für mich – mit dem MDK im Hinterkopf – sehr ernüchternd.
PS Habt ihr auch schon einmal ein besseres HbA1c erwartet und habt euch davon den ganzen Tag vermiesen lassen?
Obwohl ich inzwischen in einer sehr großen Schwerpunktpraxis in Behandlung bin, treffe ich auch dort meistens auf Menschen, die auf den ersten Blick eher dem Bild eines Typ-2-Diabetikers entsprechen – auf jeden Fall begegne ich dort selten jungen Leuten. Sobald dann dort doch jemand in meinem Alter ist, bin ich komplett überfordert und möchte für den Moment eine sehr enge Freundschaft aufbauen. Aber außer, dass ich die betreffende Person creepy anstarre, passiert nichts. Ganz hibbelig werde ich, wenn ich das Gefühl habe, mein Gegenüber habe noch nicht lange die Diagnose und bräuchte vielleicht ein paar aufmunternde Worte.
PS Habt ihr im Wartezimmer schon einmal jemanden getroffen, mit dem ihr anschließend längerfristig Kontakt hattet?
Sobald ich im Behandlungsraum bin, sind alle Fragen und Anliegen vergessen oder kommen mir nicht mehr erwähnenswert vor. Alles gut, ich brauche nichts. Dinge, über die ich seit Wochen beim Quartalscheck sprechen will, scheinen plötzlich ganz überflüssig, oder mein Kopf spuckt einfach nicht mehr aus, was mich vor einer halben Stunde noch beschäftigt hat.
PS Kennt ihr die Situation, einen Tag nach dem letzten Termin ein neues Rezept zu bestellen, weil ihr es in dem Moment, als ihr da wart, völlig aus dem Blick verloren habt?
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