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Es steht für mich ein Wechsel der Diabetes-Schwerpunktpraxis an. Ich kann nicht sagen, ob ich mich gut damit fühle, aber viel schlechter als vorher kann es zu diesem Zeitpunkt auch kaum noch werden. Denn ich bin mir sicher, hätte ich nicht den Schritt gewagt, mich nach einer Alternative umzugucken, wäre meine Diabetes-Therapie komplett auf der Strecke geblieben. Ich habe nämlich in den letzten Wochen bereits gemerkt, dass sich einige Probleme oder auch einfach nur Fragen angehäuft haben, die ich mich nicht traute zu klären. Also muss ein neuer Rahmen geschaffen werden, in dem ich mich wieder wohl genug fühle, um auch Unangenehmes und nicht nur das Nötigste zu besprechen. Obwohl ich mir eigentlich gar nichts Neues wünschte.
Bis vor zwei Jahren hatte ich ein Traum-Diabetes-Team um mich, bestehend aus einer Fachärztin und einer Diabetes-Beraterin. Ich habe jeden Termin dort gerne wahrgenommen, weil ich mich bei beiden bereits nach dem ersten Kennenlernen total gut fühlte. Beide waren immer verständnisvoll, wenn etwas in der Therapie nicht so gut lief, und hatten trotzdem realistische Tipps, was wir noch gemeinsam ausprobieren konnten. Sie motivierten mich beide zu Veränderungen (u.a. dem Wechsel zur Insulinpumpe) und akzeptierten mein „Nein“ bei manchen Themen. Es war nicht mein Ziel, die Termine dort möglichst schnell zu beenden, und im Gegenzug waren auch sie bereit, jede Minute der Behandlungszeit auszuschöpfen. Leider löste sich diese Konstellation auf, nachdem meine Ärztin in den Mutterschutz ging und meine Diabetes-Beraterin wegzog.
Bis Ende 2017 folgten dann anderthalb Jahre, in denen ich einerseits hoffte, endlich mit der neuen Diabetes-Beraterin warmzuwerden, und andererseits auf die Rückkehr meiner Diabetologin wartete. Tatsächlich war ich bei meinem letzten Termin im Dezember mit der neuen Diabetes-Beraterin – die auch nach über einem Jahr immer noch „die Neue“ für mich war – so weit, dass ich dachte, dass ich beim nächsten Gespräch bereit wäre, über einige persönliche Dinge zu sprechen. In diesem Januar erfuhr ich dann, dass sie nicht mehr in der Praxis arbeitete und dass auch meine Diabetologin nicht zurückkehren würde. Ich kam an dem Tag, an dem ich das erfuhr, in der Praxis an und saß auf einmal einer ganz anderen Diabetologin gegenüber. Nicht einmal der, die bis dato die Vertretung für meine eigentliche Ärztin war – die ebenso wie „die Neue“ immer „die Vertretung“ blieb.
Ich löse Probleme gerne alleine. Erst recht, wenn es mir nicht gut geht, spreche ich mit Fremden – und dazu zählt medizinisches Fachpersonal für mich erst einmal – nur über das Nötigste. Darum klärte ich mit der neuen-neuen Ärztin keines meiner Anliegen und saß eine Woche später auch meiner neuen-neuen Diabetes-Beraterin sehr still gegenüber. Nach diesem Termin sprach ich dann noch in dieser Podcast-Episode darüber, dass ich mich mehr auf sie einlassen sollte, und ich war bereit dazu, es zumindest zu versuchen, und nun, wo ein weiterer Termin angestanden hätte, sagte sie mir am Telefon, dass sie in der Praxis aufhören würde und dass der Termin bei einem Kollegen stattfinden wird. Auch die Zukunft der neuen-neuen Ärztin war wohl ungewiss.
In mir baute sich eine mittelgroße Mauer auf. Warum erzähle ich bei den Terminen überhaupt noch irgendetwas, wenn ich es beim nächsten Mal wem anders von vorne erklären muss? Und wie soll sich so überhaupt Vertrauen aufbauen können? Für mich sollte das Diabetes-Team eine Basis sein, die mich auffangen kann, und dafür braucht es in meiner Wahrnehmung Beständigkeit.
Zeitgleich war ich in einer Situation, in der ich wirklich mal wieder fachliche Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Unter anderem, weil ich seit kurzem ein CGM trage und mich damit noch weiter zurechtfinden muss. Ich stand vor der Entscheidung, alles schleifen zu lassen und mich nur noch um die Rezepte zu bemühen oder einen Neuanfang zu wagen (den ich ja eigentlich in den letzten Monaten schon mehrfach mitmachte). Nun steht der Termin in einer neuen Schwerpunktpraxis kurz bevor und ich bin wirklich aufgeregt.
Das Gute ist, dass ich weiß, welche Diabetes-Beraterin mich vor Ort erwarten wird – sie war auch der Grund, weswegen ich mich für die Praxis entschieden habe. Und ich hoffe, dass ich mich dazu durchringe, meine Fragen zu Katheter-Setzstellen, CGM-Daten und sonstigen Alltagsfehlern, die sich gerne einschleichen, zu stellen. Mein Ziel ist es, ein neues-neues-neues Diabetes-Team zu finden, das zu meinem Diabetes-Team wird, ohne darüber nachzudenken, die wievielten Neuen sie sind.
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