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Vor einigen Jahren war ich noch der festen Überzeugung, für mein restliches Leben meinen Blutzucker zig Male am Tag blutig kontrollieren zu müssen – egal wie unpassend die Situation auch sein mochte. Dazu kam, dass ich eine „Vielmesserin“ war, sprich sieben bis zehn Blutzuckertestungen pro Tag haben meinen Teststreifen-Vorrat immer schnell gekillt und der Kampf mit der Krankenkasse bzw. der Diabetes-Schwerpunktpraxis um weitere Verordnungen war immer nervenaufreibend.
Ich weiß nicht einmal mehr, wie lange ich schon den Typ-1-Diabetes hatte, als ich das erste Mal von einem CGM-System (Continuous Glucose Monitoring, also kontinuierliche Glukoseüberwachung) hörte, aber erst einmal fand ich es – ähnlich wie den Gedanken an eine Insulinpumpe – eher abschreckend. Und selbst als sich diese Ansicht irgendwann änderte, schien mir die Wahrscheinlichkeit, dass mir so etwas jemals finanziert wird oder ich es mir sogar selbst finanzieren könnte, sehr, sehr unwahrscheinlich.
Es gab eine Phase, da habe ich das blutige Testen gehasst. Manchmal stand ich eine halbe Stunde mit der Stechhilfe in der Hand vor meinem Blutzuckermessgerät und brachte es nicht übers Herz, endlich die Lanzette auszulösen, um mich kurz zu piksen. Da wir aber heute in einer sich ziemlich schnell entwickelnden Zeit leben, dauerte es gar nicht mehr so lange, bis das erste FGM (Flash Glucose Monitoring) in Form des FreeStyle Libre auf den Markt kam und tatsächlich bald von vielen Krankenkassen bezahlt wurde.
Als ich den ersten FGM-Sensor setzte, änderte sich mein Leben. Das mag sehr dramatisch klingen, aber es war wirklich so. Dass das blutige Messen quasi komplett entfiel, war zu dem Zeitpunkt der Himmel auf Erden für mich. Ich war so glücklich mit dem Gewebezucker-Mess-System, dass ich gar nicht mehr so sehr hinter einem CGM her war. Selbst als 2016 das Urteil zur Genehmigung von CGMs fiel, blieb ich zufrieden bei meinem FGM – insbesondere, weil das CGM ja wieder häufiger blutige Messungen zum Kalibrieren bedeutete. Doch nach über zwei Jahren Tragedauer traten vermehrt Faktoren auf, die mich mit dem FreeStyle Libre immer weniger zufrieden machten.
Das Pflaster juckte, die Werte waren ungenau und das Gerät ließ sich ja auch nicht kalibrieren und eine Warnfunktion schien auf einmal absolut sinnvoll zu sein, denn ich begann, Hypo- und Hyperglykämien einfach zu überschlafen. Aber nach meiner Erfahrung mit dem Insulinpumpen-Antrag war mir so gar nicht danach, wieder Ewigkeiten um die Genehmigung eines Hilfsmittels zu betteln.
Ende Januar dieses Jahres folgte dann doch mein Antrag für ein CGM – in meinem Falle für das Dexcom G5 Mobile. Und ich war absolut pessimistisch eingestellt: Bestimmt möchte die Krankenkasse bzw. der MDK wieder allerhand Blutzuckertagebuchdaten und sowieso wird das alles nicht klappen. Ich rechnete mit Ablehnungen und Widersprüchen und bekam eine komplikationslose Zusage. Erst telefonisch, kurze Zeit später per Post die Bestätigung und selbst damit in Händen zweifelte ich noch, ob das so leicht gewesen sein kann. Ein paar Wochen später, Ende März, kam die Vertreterin von Dexcom zu mir und brachte mir das System samt Transmitter und Sensoren und seitdem trage ich kein FGM mehr, sondern ein CGM.
Auf einmal messe ich meinen Blutzucker wieder zweimal täglich auf konventionelle Weise und mache es gerne! Denn in den allermeisten Fällen bestätigt es einfach nur den gemessenen Wert des CGMs und dann freue ich mich, was für ein verlässliches System ich nun trage. Neben den vermehrt gebrauchten Teststreifen, die sich nun wieder in Schuhen, unterm Bett oder im Wäschekorb wiederfinden, gibt es noch eine Veränderung, die nicht nur mir auffällt: Ich piepe. Zwar habe ich die Grenzen des Zielbereiches sehr großzügig gesetzt, um nicht ständig von den Alarmen gestresst zu werden, aber dennoch gibt es Situationen, in denen ich zu niedrige oder zu hohe Gewebezuckerwerte nicht mehr verheimlichen kann.
Angesichts meiner nächtlichen Blutzuckerschwankungen hatte ich mir angewöhnt, mir jede Nacht den Wecker zu stellen, um keine Werte zu überschlafen, die mich dann den ganzen nächsten Tag wie verkatert zurücklassen. Aber so wurde mein Schlaf ständig unterbrochen, auch wenn er erholsam und der Blutzucker im Rahmen war. Seitdem das vorbei ist und ich trotzdem beruhigt schlafen kann, mit dem Wissen, im Zweifel geweckt zu werden, geht es mir deutlich besser.
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