- Aus der Community
Sind wir denn nie schön genug?
3 Minuten
Jeder Diabetiker hat seine eigene Geschichte mit dem Diabetes und jede dieser Geschichten ist auf ihre ganz eigene Weise besonders. Für niemanden ist es leicht, zu erfahren, eine Krankheit ein Leben lang mit sich zu tragen.
„Aber alles soll und alles muss;
Aber alles geht und jeder will
Perfekt sein
[…]
Sind wir denn nie schön genug?“
– Lina Maly

Perfekt sein. Das war alles, was ich wollte. Der Perfektionismus hat mich während der Magersucht immer begleitet. Ich hatte diesen Kampf beinah überwunden. Ich hatte es geschafft, meinen Körper wieder zu akzeptieren, ihn so zu lieben, wie er ist. Mich so zu lieben, wie ich bin. Dies war ein großer Schritt für mich.
Ein guter Start
Als der Diabetes dazukam, war es selbstverständlich erstmal ein großer Schock und ich habe ja auch schon in einem weiteren Artikel dieses Gefühl während der Bekanntgabe der Diagnose beschrieben. Das viel größere Problem für mich jedoch begann erst ca. ein halbes Jahr später. Am Anfang hatte ich meinen Diabetes wirklich gut unter Kontrolle. Ich war sehr diszipliniert und habe regelmäßig meinen Blutzucker kontrolliert und auch verantwortungsbewusst mein Insulin gespritzt. Zu der Zeit besaß ich Insulinpens. Ich musste also sowohl täglich mein Bolusinsulin als auch mein Basalinsulin spritzen.
Was dann passierte…
Am Ende des Jahres starb dann meine Oma. Sie war für mich eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Sie zu verlieren, war sehr hart für mich und mit sehr großem Schmerz verbunden. Bis heute spüre ich immer noch viel Trauer in mir, die nicht vergeht. Sie gehörte zu meinen wichtigsten Bezugspersonen und sie fehlt mir so unglaublich. Ich habe außerdem gemerkt, wie sich mein Körper verändert hat. Durch das Insulin war mein Gesicht aufgequollen und ich habe es wirklich gehasst, in den Spiegel zu sehen. Ich fand mich hässlich und dick. Ich fing also an, weniger zu spritzen, weniger und weniger, bis ich das Insulin irgendwann ganz wegließ.
Was dann passierte? Ich merkte, dass ich im Gesicht und am ganzen Körper schmaler wurde, und plötzlich waren die Stimmen wieder in meinem Kopf, die mich dazu brachten, nur meinen Körper zu sehen und meine Gesundheit zu vernachlässigen. Von einem HbA1c-Wert von 7 stieg ich auf einen Wert von 13. Es musste sich was ändern, ganz klar.
Im Herbst 2017 bekam ich meine erste Insulinpumpe, die Omnipod-Pumpe von Ypsomed. Ich dachte, mit einer Pumpe würde mir das Ganze vielleicht leichterfallen, besonders da sie von selbst das Basalinsulin injiziert. Die Pumpe half auch etwas, aber ich hatte auch dann immer noch nicht den Willen, meiner Gesundheit was Gutes zu tun. All die Gefahren, die sich hinter meinem Verhalten verbargen, waren mir egal. Ich wollte einfach, dass ich den Menschen gefiel, doch immer wieder hatte ich das Gefühl, durch den Diabetes unattraktiv zu wirken. Ich sah all die schlanken, schönen Mädchen und ich wusste, dass ich da nie mithalten könnte.
Weniger Sorgen, mehr Liebe
Unmittelbar nach dem Krankenhausaufenthalt, der mich auf den Umgang mit der Pumpe vorbereitet hat, lernte ich einen jungen Mann kennen, mit dem ich nun seit etwas mehr als einem halben Jahr zusammen bin. Durch ihn fällt es mir viel leichter, meine Krankheit, deren Folgen und mich zu akzeptieren. Schließlich gibt es da jemanden, der mich mit all meinen Ecken und Kanten liebt, der mich genau so nimmt, wie ich bin. Diese Liebe hat mir viele meiner Sorgen genommen und dafür bin ich so dankbar.
Und genau das ist das, was uns allen klar sein muss. Wir sind gut so, wie wir sind. Der Diabetes macht uns nicht weniger attraktiv, ganz im Gegenteil, der Diabetes macht uns stark.
Über den Weg der Akzeptanz hat auch Katharina bereits geschrieben: Die 5 Phasen der Trauer: der Weg zur Akzeptanz
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Aus der Community
Wie zum Typ 1 noch ein Typ F dazu kam…
4 Minuten
- Leben mit Diabetes
„Blickwinkel Diabetes“-Gründerin Lea Raak im Interview: Blick für individuelle Lebensrealitäten
4 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 6 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen, 3 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen, 2 Stunden
Ich bin dabei 🙂
-
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-

Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike