- Aus der Community
Erfahrungsbericht: Ein Workshop für junge Patientenvertreter*innen für chronische Erkrankungen
4 Minuten
Anfang Juli war ich für einen Workshop des Europäischen Patientenforums (EPF) in Wien. Der Workshop war für junge Erwachsene mit chronischen Erkrankungen ausgelegt, die sich noch aktiver in der Aufklärungsarbeit und bei Kampagnen für chronische Erkrankungen einbringen wollen.

Mut, Liebe, Leidenschaft
Das sogenannte Summer Camp startete mit einem Welcome Dinner, bei dem sich alle Teilnehmenden vorab kennenlernen und austauschen konnten. Auch der nächste Vormittag wurde genutzt, um die Teilnehmenden miteinander zu vernetzen.
Unsere Willkommensrunde hat mir sehr gut gefallen. Es wurden viele verschiedene Kärtchen mit Stichworten im Raum ausgelegt und wir mussten 3 Wörter auswählen, die wir im Leben als besonders wertvoll erachten. Anschließend haben wir uns zu Paaren zusammengefunden und erklärten uns, warum wir genau diese Wörter gewählt haben. Danach mussten wir unsere*n Partner*in in der großen Runde vorstellen. (Meine Wörter waren Mut, Liebe, Leidenschaft und in Klammern Ehrlichkeit, die meiner Partnerin Hoffnung, Geduld und Erfüllung.)
Inspirierende Geschichten der Workshop-Teilnehmenden

Es war sehr inspirierend, die Geschichten und Erfahrungen anderer Menschen mit chronischen Erkrankungen zu hören. Da war zum Beispiel Chloe aus England, die nun seit einem Jahr krebsfrei ist und davon erzählt hat, dass es sehr schwer ist, wieder einen Alltag aufzubauen, nachdem sie so schwer krank war, dass sie eigentlich dachte, sterben zu müssen. Viele seien außerdem der Ansicht, dass krebsfrei auch wieder vollkommen gesund bedeutet, was natürlich nicht der Fall ist.
Beeindruckend fand ich auch die Geschichte von Lena aus Österreich, die eine Hauterkrankung hat und sich lange nicht getraut hat, Kleider oder kurze Hosen anzuziehen, weil sie Angst vor den Reaktionen und der Abneigung anderer Menschen hatte, aber nun dadurch Aufklärungsarbeit leistet.
Hayden aus Schottland erzählte von seinem Autismus und dass er lange dafür kämpfen musste, eine öffentliche Schule besuchen zu dürfen und wie sehr es ihn belastet hat, dass viele ihn als schwach angesehen haben, nur weil er Lernschwierigkeiten hat. Heute spielt er Fußball bei den Special Olympics.
Ivett aus Ungarn hatte mit 14 eine Nierentransplantation und immer noch mit den Folgen zu kämpfen. Es belastet sie vor allem, dass eine Schwangerschaft ein zu hohes Risiko für sie darstellen würde.

Unsere chronischen Erkrankungen könnten nicht unterschiedlicher sein, aber dennoch haben wir in sehr vielen Punkten übereingestimmt. Ich fand es sehr spannend, über den Rand meiner „Diabetes-Blase“ zu schauen und einen Eindruck von anderen Communities zu bekommen.
Auffallend war, dass die Diabetes Community auf jeden Fall die größte in diesem Netzwerk ist. Ich habe auch ein paar andere Menschen mit Diabetes aus Serbien, Polen und England kennengelernt. Natürlich hatten wir nach dem Frühstücksbuffet des Hotels alle hohe Blutzuckerwerte 😉
Chronische Erkrankungen und mentale Gesundheit

Ein Thema, was mich immer bewegt, sind chronische Erkrankungen und die Psyche. Wir alle wissen ja, dass es auch schlechte Tage gibt und wie frustrierend es sein kann, wenn die Erkrankung zwischen unsere Pläne funkt und man nicht immer das machen kann, was ein gesunder Mensch machen könnte. Es ist auch wichtig, sich das einzugestehen und zu akzeptieren, dass es auch Tage gibt, an denen man für sich selbst sorgt und es langsam angehen lässt.
Susanna aus Luxemburg hat Multiple Sklerose und dadurch mit chronischer Müdigkeit (Fatigue) zu kämpfen. Sie erzählte uns, dass sie oft Tage hat, an denen sie das Haus nicht verlassen kann, weil es ihr zu schlecht geht, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wir haben darüber geredet, was wir an solchen Tagen für unser Wohlbefinden tun können und wie man immer wieder auf Vorurteile stößt, weil die meisten unserer Erkrankungen nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.
Was ich daraus mitnehme:
Bei den Workshops haben wir u.a. gelernt, wie man sich gut vernetzt, auf seine Themen aufmerksam macht, was gute Führungsqualitäten sind und wie man andere Menschen für sein Thema überzeugen und gewinnen kann. Es war sehr lehrreich und ich bin gespannt auf unsere eigenen Projekte und Kampagnen, die auf das Sommercamp folgen.
Nichtsdestotrotz war mir vor allem der Austausch wichtig und ich konnte viel neues Wissen und Inspiration durch diese Erfahrungen mitnehmen. Es gibt viele, viele Themen, über die wir uns am liebsten noch intensiver ausgetauscht hätten.
Ich schätze mein neu gewonnenes Netzwerk aus Patientenvertreter*innen sehr, da ich so auch auf Dinge und Sichtweisen aufmerksam werde, die ich ohne diese Menschen vermutlich nie so erfahren würde.
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Leben mit Diabetes
Diabetes-Anker-Podcast: Suchterkrankungen bei Diabetes – im Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Haak
- Aktuelles
Diabetes-Anker-Podcast: Was erwartet die Teilnehmenden am 20. Juli in Karlsruhe bei „50 Jahre DBW“, Frau Klein?
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen, 3 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
-
stephanie-haack postete ein Update vor 6 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
-
lena-schmidt antwortete vor 6 Tagen
Ich bin dabei 🙂
-
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
-

Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike