Erste Eindrücke vom FreeStyle Libre 2

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Erste Eindrücke vom FreeStyle Libre 2

[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Markennennung.]

Piieep, piieep, piiep! Das Wort „Alarm“ ruft eigentlich durchweg negative Assoziationen hervor. Logisch, schließlich signalisieren Alarme immer Gefahr. Das ist auch in der Welt des Diabetes nicht anders. Dennoch horcht man „hierzulande“ auf: Alarmfunktion? Will ich! Brauche ich! Oder auch nicht?

Die Alarmfunktion – das war DAS Feature, welches vielen Menschen mit Diabetes beim FreeStyle Libre immer fehlte. Klar, das Gerät hat viele Fans. Auch ich persönlich habe es jahrelang begeistert genutzt. Doch letztlich trennten sich unsere Wege dann doch. So praktisch und verlässlich es für meine Diabetes-Therapie lange Zeit auch war – seit ich eine Hypowahrnehmungsstörung entwickelt hatte, war das FreeStyle Libre einfach nicht mehr genug.

Freestyle Libre 2
Quelle: Stephanie Haak

Doch nun zieht Abbott nach und präsentiert: die zweite Generation des FreeStyle Libre! Seit Oktober ist die Nachricht offiziell, seit Dezember ist das Gerät auf dem Markt. Neben einigen anderen Bloggerinnen und Bloggern wurde auch mir ein kostenloses Testset zur Verfügung gestellt. So bin ich also wieder mit dem „runden, weißen Ding am Arm“ vereint und konnte mir bereits einen ersten Eindruck vom System verschaffen.

Das FreeStyle-Libre-2-System

Das System besteht, wie schon bei der ersten Generation, aus einem Sensor und einem Lesegerät. Dieses ist zur Nutzung des Systems momentan notwendig, da es leider noch keine App zum Auslesen des Sensors gibt.

Die App stellt Abbott erst für Q2 2019 in Aussicht. Für viele Nutzer ist dies mit Sicherheit erst einmal ein großer Rückschritt – schließlich hat man sich mittlerweile sehr daran gewöhnt, die Glukosekurve auf dem Handydisplay zu sehen. Nun müssen wir also warten, bis Abbott die entsprechende App veröffentlicht.

[Update: Inzwischen ist die App für das Freestlye Libre 2 erhältlich!]

Freestyle Libre 2
Quelle: Stephanie Haak

Oder vielleicht auch nicht – denn bekanntlich wartet die Diabetes-Community nicht gerne und wird vielleicht noch vor Abbott unter dem Motto #wearenotwaiting eine inoffizielle Lösung finden und zugänglich machen. Ich bin gespannt, wer das Rennen macht!

Bis dahin braucht man also das brandneue FreeStyle-Libre-2-Lesegerät. Äußerlich hat sich nur die blaue Farbe geändert, aber innen wurde natürlich getüftelt und endlich gibt das Gerät die langersehnten Alarme ab.

Die Alarmfunktionen beim FreeStyle Libre 2

Das FreeStyle Libre 2 bietet drei verschiedene Alarme: „Niedriger Glukosewert“, „Hoher Glukosewert“ und „Signalverlust“. Eine vorausschauende Alarmfunktion gibt es leider nicht. Es werden konkrete Grenzwerte festgelegt, die angepasst werden können. Wichtig: Die Alarme sind optional – das heißt, sie können allesamt oder einzeln ein- oder ausgeschaltet werden.

Ich persönlich finde das toll, denn wir Menschen mit Diabetes sind nun mal keine homogene Masse. Jede*r von uns ist unterschiedlich, hat andere Bedürfnisse und Präferenzen. Manche Menschen wünschen sich Alarme, andere brauchen oder wollen sie nicht. Manche haben Angst vor Hypoglykämien, wollen aber von Hyperglykämie-Alarmen nicht genervt werden. Andere wünschen sich für die Nacht Alarme, fänden diese tagsüber im Büro aber störend.

Freestyle Libre 2

Vieles davon lässt sich im Lesegerät einstellen. Und so kann man das System theoretisch auch nach dem Umstieg aufs FreeStyle Libre 2 genau so benutzen wie zuvor das FreeStyle Libre 1. Übrigens ist es auch möglich, die Lautstärke anzupassen oder sogar ganz lautlos zu stellen, so dass die Alarme lediglich auf dem Display oder per Vibration angezeigt werden.

Alarmfunktion, ABER …

So sehr ich mich über die neue Alarmfunktion gefreut habe, so schnell kam doch auch der erste Dämpfer. Denn das Gerät zeigt wirklich nur einen Alarm an, nicht aber den konkreten Messwert. Um den Glukosespiegel zu sehen, muss weiterhin der Sensor mit dem Lesegerät gescannt werden.

Zugegeben: Das ist nicht gerade ein Kraftakt. Aber das Lesegerät rauszuholen, den Knopf zu drücken und den Sensor zu scannen – ein paar Arbeitsschritte sind das schon. Deutlich praktischer wäre es, die Werte direkt auf dem Lesegerät zu sehen. Oder eben gleich auf dem Handy oder der Smartwatch.

Solche Funktionen, die ich einst als nettes Gimmick gesehen habe, sind für mich mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Sie bedeuten Lebensqualität. Schade, dass sowas beim FreeStyle Libre 2 noch nicht möglich ist. Aber es macht neugierig auf die dritte Generation, die hoffentlich nicht ewig auf sich warten lassen wird.

Messgenauigkeit beim FreeStyle Libre 2

Laut Angaben von Abbott wurde die Messgenauigkeit beim FreeStyle Libre 2 deutlich verbessert: Die Werte sollen über die komplette Tragedauer genauer sein – also sowohl an Tag 1 als auch an Tag 14.

Kalibrierungen sind weiterhin nicht notwendig, aber leider auch noch immer nicht möglich. Sollten Nutzerinnen und Nutzer also dennoch Probleme mit der Messgenauigkeit ihrer Sensoren haben, können sie diese nicht durch Kalibrierungen verbessern.

Freestyle Libre 2
Quelle: Stephanie Haack

Mein erster Eindruck vom Freestyle Libre 2

Bis jetzt verhält sich das Freestyle Libre 2 genau so, wie ich es erwartet hatte. Da ich auch bei ersten Generation nur selten Probleme mit sich ablösenden Pflastern, Allergien oder ungenauen Messwerten hatte, erwarte ich hier für mich persönlich keine größeren Überraschungen. Ich vermute allerdings, dass das nicht bei allen Nutzerinnen und Nutzern der Fall sein wird. Aus der Community hört man schon die ersten kritischen Stimmen zur Messgenauigkeit und zu Hautreaktionen.

Die Alarmfunktion empfinde ich bisher als recht zuverlässig. In der aktuellen Vorweihnachtszeit komme ich vor allem in den “Genuss” der “Hoch”-Alarme (welche in der Regel durch Dominosteine ausgelöst werden).

Eigentlich sind nächtliche Unterzuckerungen bei mir in den letzten Monaten zur Seltenheit geworden. Aber anscheinend möchte mein Körper das Libre 2 wirklich gründlich testen und hat in den vergangenen Nächten deshalb ein paar Hypos zum Besten gegeben. Von zwei verschiedenen Geräten nachts wachgeklingelt zu werden, ist wirklich kein Vergnügen. Aber spannend ist es allemal! Mal bimmelt das Libre zuerst, mal legt der Dexcom vor. Aber beide tun, was sie sollen.

Freestyle Libre 2
Quelle: Stephanie Haack

Die Enttäuschung

Eine Enttäuschung ist in meinen Augen die mangelnde Konnektivität beim Freestyle Libre 2. Dass nur ein Alarm, nicht aber der Glukosewert angezeigt wird, hat mich negativ überrascht. Von Verbindungen zu Apps und Insulinpumpen ganz zu schweigen. In Zeiten von #wearenotwaiting und #diy muss mehr Fokus auf zukunftsträchtige, patientenorientierte und konnektive Technologien gelegt werden!

Aber nun überhaupt erstmal Alarme zu bekommen, ist ein guter Fortschritt für das Libre. Ich freue mich, dass dadurch bald so viele Menschen mit Diabetes von Alarmen profitieren können. Denn Abbott hat mit dem Libre wirklich große Massen erreicht. Da die Kosten im Vergleich zur ersten Generation stabil bleiben, sollten hoffentlich möglichst viele Nutzer das Upgrade zum Libre 2 und somit Zugang zu optionalen Alarmen bekommen. Das ist eine tolle Nachricht!

PS: Alarmfunktion hin oder her! Die BESTE Nachricht ist natürlich, dass die Größe des Lesegeräts und des Sensors genau gleich bleibt, sodass die wunderbar bunten Sticker noch immer perfekt passen! 😉


Mehr Erfahrungen zum FreeStlye Libre 2:

Sensorvergleich! Am linken Arm FreeStyle Libre 1, rechts FreeStyle Libre 2. Und dann?

„Now we are talking“ – FreeStyle Libre 2

Kurven statt Punkte: Was 5 Jahre FreeStyle Libre für mich bedeuten


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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 4 Tagen

      @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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