Klinische Studien – wie funktioniert das?

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Klinische Studien – wie funktioniert das?

Wie funktioniert eine klinische Studie? Wie ist es, an einer klinischen Studie teilzunehmen?

Wenn ich mit Freunden oder anderen Diabetikern rede, fällt mir oft auf, dass viele Leute nicht wissen, wie klinische Studien ablaufen oder viele Fragen zu dem Thema haben. Manchmal werde ich sogar gefragt, ob die Teilnehmer überhaupt davon wissen, dass mit ihrem Blut geforscht wird. Natürlich werden die Teilnehmer informiert und willigen in die Studie ein! Ich arbeite am Helmholtz Zentrum und dort werden klinische Studien zu Typ-1-Diabetes durchgeführt. Deshalb möchte ich euch darüber berichten. Zuerst habe ich mit einer früheren Arbeitskollegin, Christina, die an einer klinischen Studie teilnimmt, über ihre Erfahrungen gesprochen.

An welcher Studie nimmst du teil?

Christina: Ich nehme an der BabyDiab-Studie teil.

Wie alt warst du beim Anfang und am Ende der Studie?

Christina: Ich kann tatsächlich sagen, dass ich seit meiner Geburt teilnehme. Für meine Mama, die selbst seit ihrem 22. Lebensjahr Diabetes Typ 1 hat, gab es 1993 nur in der Klinik Schwabing eine Versorgung für schwangere Diabetiker. Dort haben die Ärzte gefragt, ob sie damit einverstanden ist, bei der Entbindung Nabelschnurblut abzugeben. Sie war natürlich einverstanden und seitdem nehme ich an der BabyDiab-Studie teil. Es wird immer wieder überprüft, ob ich Autoantikörper entwickele. Am Anfang waren die Abstände der Probennahme kürzer, jetzt wird mir alle zehn Jahre Blut abgenommen.

Was hat dir die Teilnahme gebracht und würdest du wieder an einer Studie teilnehmen?

Christina: Ich war immer stolz darauf, bei einer Studie mitzumachen. Durch die regelmäßigen Antikörpertests konnte ich mir immer sicher sein, dass ich keinen Typ-1-Diabetes entwickele. Meiner Familie hat die Studie viel gebracht, denn meine Schwester hat auch seit ihrer Geburt teilgenommen und wir haben durch die regelmäßigen Kontrolltests schon früh erfahren, dass sie Autoantikörper entwickelt hat. Wir wurden sehr gut betreut und konnten uns quasi daran „gewöhnen“. Der Diabetes war für uns nichts, wovor man sich fürchten muss, sondern etwas, mit dem man gut umgehen kann. „Das kannst du auch einfach so machen wie die Mama und dann geht’s dir wieder gut“, habe ich damals als Kind zu meiner Schwester gesagt.

Was hast du für Erinnerungen an die Studie?

Christina: Nach unserem Umzug wollte der neue Kinderarzt keine Blutproben abnehmen, weil er nichts von klinischen Studien hielt. Wir sind für die Blutabnahme zu einem anderen Kinderarzt gegangen und mein Vater hat die Proben ein paar Mal selber nach München gefahren. Beim ersten Mal hat er sich in der Klinik Schwabing nicht ausgekannt, war unter Zeitdruck wegen seiner Arbeit und wusste sich dann nicht anders zu helfen, als sie in der Notaufnahme abzugeben (Christina, die heute selber als Medizinisch-Technische Assistentin (MTA) arbeitet, lacht, bei der Vorstellung). Mama war schon immer nervös, wenn dann die Befundbriefe ankamen.

Vielen Dank für deine Zeit, Christina!

Quelle: Dr. Tanja Telieps

Klare Vorschriften bei klinischen Studien!

Durch klinische Studien werden die Sicherheit von Medikamenten, Behandlungen, Interventionen oder Medizinprodukten an Patienten oder gesunden Personen/Probanden getestet. Zum Schutz der Probanden braucht man zwei unabhängige Genehmigungen, bevor man eine klinische Studie mit einem neuen Medikament durchführen kann. Der Schutz der Studienteilnehmer und ethische Gesichtspunkte werden für jede klinische Studie von der zuständigen Ethikkommission geprüft. Zusätzlich ist bei Studien, in denen neue Medikamente oder Medizinprodukte getestet werden, eine Genehmigung durch die zuständigen Bundesbehörden notwendig. Hier werden die Qualität und Sicherheit des Arzneimittels geprüft und Risiken und Nutzen für den Patienten abgewogen. Der Nutzen für den Patienten muss dabei natürlich größer sein als die Risiken und Belastungen. Seit 2004 sind auch Studien mit „Gruppennutzen“ bei Kindern erlaubt. Bei solchen Studien hat der Patient keinen direkten Nutzen, sondern die Gruppe der Patienten mit der gleichen Krankheit, z.B. Typ-1-Diabetiker. In diesem Fall dürfen Risiken und Belastungen aber nur sehr minimal sein. Die Studien müssen gerecht sein, das heißt, es dürfen keine Personengruppen benachteiligt oder bevorzugt werden und die Belastbarkeit muss bei der Auswahl der Probanden berücksichtigt werden. Dies dient vor allem dem Schutz der Probanden und Patienten.

Sind die oben beschriebenen Genehmigungen erteilt, kann die Studie beginnen. Möchte eine Person an einer Studie teilnehmen, wird sie ausführlich von einem Arzt über die Studie aufgeklärt. Vor dem Beginn ist es essentiell, dass die Studienteilnehmer oder rechtlichen Vertreter in die Studie einwilligen. Kinder werden, abhängig vom Alter, in diesen Einwilligungsprozess eingebunden und ihre Zustimmung wird ebenfalls eingeholt. Die Einwilligung kann jederzeit zurückgezogen werden. Der Schutz der Privatsphäre gilt selbstverständlich auch für klinische Studien. Das heißt, die Probanden werden informiert, welche Daten zu welchem Zweck erhoben werden, und die Daten werden soweit wie möglich geschützt und sind für Dritte nicht zugänglich.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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