„Hypo“-Stories: Tief, tiefer und am Boden

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„Hypo“-Stories: Tief, tiefer und am Boden

Eine Hypoglykämie ist für mich im Alltag das Schlimmste am Leben mit Diabetes. Sie gibt mir ein Gefühl der Hilflosigkeit und lässt mein Denken kurzfristig aussetzen. Sie klaut mir Zeit und Energie. Ich habe für die Blood Sugar Lounge oder auf meinem Blog schon öfter darüber geschrieben, zum Beispiel hier, hier oder hier.

Heute möchte ich eine „Hypo“-Geschichte mit euch teilen. Ob es meine eigene Geschichte oder die einer Freundin mit Diabetes ist, soll für heute unbeantwortet bleiben. Fakt ist: Diese Geschichte ist so oder so ähnlich passiert und das bestimmt auch schon jemandem von euch da draußen. Sie war außerdem auch die Grundlage für meinen Artikel zum Thema Sorgen aus dem vergangenen Jahr.

„Es ist schon eine Weile her, aber es passierte auf jeden Fall an einem wirklich sehr heißen Sommertag mitten in einem trockenen Juni. Wochen zuvor waren die Temperaturen bereits auf über 30°C angestiegen, wir trugen alle nur noch die luftigsten Sommerkleider, beschwerten uns schon lange nicht mehr übers Schwitzen und die Ventilatoren waren überall ausverkauft.

Ich wollte nur einen schönen Abend haben… und dann kam der Diabetes

Ich wollte mich abends mit einigen Freundinnen auf ein kühles Bier treffen, weil das Wochenende endlich begann und wir uns lange nicht gesehen hatten. Außerdem gab es auch noch einen Geburtstag zu feiern. Mir ging es schon den ganzen Tag nicht so gut. Ich hatte Probleme, meinen Blutzucker in Zaum zu halten, und auch mein Kreislauf war angeschlagen. Trotzdem wollte ich den Abend nicht zu Hause verbringen, sondern meine Freundinnen sehen.

Ich machte mich auf den Weg zur Bar, in der wir uns treffen wollten. Einige meiner Freundinnen saßen schon draußen vor der Bar auf Bänken, andere kamen etwas zu spät, alles wie immer. Wir bestellten die erste Runde, sie sollte auch die einzige für mich bleiben an diesem Abend.

Quelle: Pixabay

Irgendwie fühlte sich alles komisch an…

Irgendwann kontrollierte ich meinen Blutzucker, weil ich mich komisch fühlte, irgendwie nach schnell sinkendem Blutzucker. Er war zu diesem Zeitpunkt aber im unteren 200er-Bereich (11,1er-Bereich), so dass ich mir erst einmal keine weiteren Sorgen machte. Einige Zeit später fühlte ich mich immer schlechter, ich schwitzte, war unruhig und musste zunächst meine Ohrringe ablegen. Später dann sogar meinen Gürtel. Als ich mich kurz hinstellte, wurde mir schwarz vor Augen. Als ich wieder wach wurde, lag ich am Boden und eine Freundin sprach mit mir und hatte sich über mich gebeugt. Als sie bemerkte, dass ich wach wurde, bestellte sie noch ein großes Glas Apfelsaft und begann, mir Traubenzucker zu geben.

Im nächsten Moment erreichte uns der Krankenwagen. Meine anderen Freundinnen standen mit angsterfüllten Gesichtern und Abstand um mich herum. Zum Glück kannte sich eine richtig gut mit meinem Diabetes aus und wusste, wie in solchen Situationen zu handeln ist. Trotzdem: Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich mache anderen Sorgen. Uff.

Nur eine „Hypo“, nur eine „Hypo“

Mein Blutzucker wurde natürlich noch einige Male kontrolliert und befand sich im 200er-Bereich (11,1er-Bereich), wie zuvor, als ich das letzte Mal nachgeschaut hatte. Inzwischen hatte ich nur ein großes Glas Apfelsaft und viele Stücke Traubenzucker intus. Wir können die Situation also als dolle „Hypo“ zusätzlich mit einem schwachen Kreislauf bewerten. Ich stieß mir den Kopf beim Umfallen, zum Glück ist aber nichts weiter passiert. Und meine Kopfwunde verheilte schnell. Der Schreck und das schlechte Gewissen bleiben trotzdem.

Heute bin ich froh, einen Sensor zu tragen, der mich alarmiert, wenn ich einen schnell fallenden Gewebezucker habe, und bin dankbar, Menschen um mich zu haben, die sich mit meinem Diabetes auskennen und wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Dass ich das schlechte Gewissen eigentlich nicht haben müsste, weiß ich. Dennoch kommt es automatisch mit, weil ich einfach keine Belastung für andere sein oder ihnen Sorgen machen möchte.“


Wie eine Hypoglykämie ein Gefühl von Panik und Hilflosigkeit auslösen kann – mit dem Thema hat auch Heike bereits Erfahrungen machen müssen.

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  • tako111 postete ein Update vor 3 Tagen, 6 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 4 Tagen, 14 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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