- Aus der Community
Wenn das Pflegepersonal mehr Ahnung als die Ärztin hat
3 Minuten
Anfang Februar musste ich, wegen meines Diabetes, ins Krankenhaus. Die Werte waren schon den ganzen Tag zu hoch, ließen sich nicht mit Pumpe und auch nicht mit Spritze korrigieren und als dann auch noch Bauchschmerzen und Übelkeit dazukamen, hat mich meine Mitbewohnerin in die Notaufnahme gebracht.

In der Notaufnahme
Dort angekommen wurde ich erstmal über den Diabetes und meine Therapie ausgefragt. Anschließend kam eine Ärztin und las die Notizen des Pflegepersonals. Sie fragte mich dann nochmal, welchen Typ von Diabetes ich hätte, und meinte dann, dass sie erstmal den Arzt auf der Intensivstation anrufen und um Rat fragen muss. Da begann ich schon ein leicht ungutes Gefühl zu bekommen. Ganze zwanzig Minuten später kam sie wieder zu mir und meinte, dass ich meine Pumpe sofort abnehmen soll, denn sie hätten Angst, dass diese eine Fehlfunktion hätte und deshalb der Zucker so hoch sei. Ich habe ihr dann versucht zu erklären, dass ich die Pumpe nicht abnehmen mag, da dann ja das Basalinsulin komplett fehlen würde. Sie meinte dann aber, dass sie unbedingt abgeschaltet werden soll und dass das alles dann mit dem Pen geregelt wird. Da ich total fertig war und mich überhaupt nicht gut fühlte, hatte ich nicht sonderlich viel Kraft, mich durchzusetzen, und habe gemacht, was mir gesagt wurde.
Fehlendes Fachpersonal
Also wurde ich an eine Infusion angeschlossen und bekam von einer Schwester Insulin gespritzt. Wie sich später herausstellte, war es Actrapid und davon nicht mal viel. Lediglich wenige Einheiten gab es und erst nach 4 Stunden gab es nochmal ein wenig Actrapid. Diese Dosis war sogar noch kleiner als die erste. Nach 5 Stunden war der Wert nur minimal gesunken und ich bekam ein Bett in der Notaufnahme.
Am Morgen sollte ich dann doch tatsächlich etwas zum Frühstück essen und dafür nicht spritzen, obwohl mein Wert immer noch bei knapp 300 mg/dl (16,7 mmol/l) lag. Die Krankenschwester, die mich morgens geweckt hatte, war auch etwas entsetzt darüber, dass meine Pumpe abgelegt werden sollte und ich lediglich ein klein bisschen Actrapid bekam. Sie verstand den Sinn dahinter nicht und tröstete mich aber damit, dass ich nur eine Stunde warten müsse und dann ins nächste benachbarte Krankenhaus verlegt werden würde, wo man sich viel besser mit dem Diabetes auskenne. Als ich die Notaufnahme, zusammen mit einem Krankentransport, verließ, war ich überglücklich.

Auf ins nächste Krankenhaus
In der Aufnahme des anderen Krankenhauses angekommen, wurde ich natürlich wieder über alles ausgefragt und auch darüber, was in der Nacht alles gemacht wurde. Bei meinen Schilderungen schüttelten alle Anwesenden nur den Kopf und konnten es auch nicht so wirklich glauben. Mein Blutzucker war bei der Erstuntersuchung schon wieder über 300 mg/dl bzw. 16,7 mmol/l (wie sollte es ohne Pumpe auch anders sein), die Blutgasanalyse war aber zum Glück in Ordnung, jedoch hatte ich ordentlich Ketone im Urin. Diese hatte ich am Vorabend gar nicht bzw. nur ganz wenig. Also habe ich die Notaufnahme des ersten Krankenhauses mit mehr Ketonen verlassen, als ich sie betreten hatte. Unglaublich, oder? Und das nur, weil es keinen diensthabenden Arzt gab, der sich mit dem Thema Diabetes auskannte.
Leider gibt es bei uns in der Gegend nach 20 Uhr nur diese eine Notaufnahme. Ich hätte also auch nicht direkt in das zweite Krankenhaus fahren können. Im zweiten Krankenhaus war ich dann viel besser aufgehoben und es wurde sich sehr gut gekümmert. Dort wurde mir dann aber auch gesagt, dass ich, falls sowas nochmal vorkommen sollte, beim nächsten Mal deutlicher sagen soll, dass ich einen Typ-1-Diabetes habe und dass ich meine Pumpe auf keinen Fall ablegen werde.

Mein Tipp
Mein Tipp an euch ist also: Habt keine Angst bzw. Scheu davor, euch gegen Ärzte durchzusetzen und ihnen ganz klar zu sagen, wenn ihr mit ihren Anweisungen nicht einverstanden seid. Ich hatte nicht den Mut dazu und bereue das jetzt. Hätte ich mich nämlich durchgesetzt, hätte ich mir bestimmt ein paar Tage Krankenhausaufenthalt ersparen können.
Mit Diabetes ins Krankenhaus? Na, wenn das mal gutgeht… – Antjes Gedanken zu dem Thema.
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 20 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 17 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 16 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike