Wenn das Pflegepersonal mehr Ahnung als die Ärztin hat

3 Minuten

Community-Beitrag
Wenn das Pflegepersonal mehr Ahnung als die Ärztin hat

Anfang Februar musste ich, wegen meines Diabetes, ins Krankenhaus. Die Werte waren schon den ganzen Tag zu hoch, ließen sich nicht mit Pumpe und auch nicht mit Spritze korrigieren und als dann auch noch Bauchschmerzen und Übelkeit dazukamen, hat mich meine Mitbewohnerin in die Notaufnahme gebracht.

Diese „Kurve“ und Keto-Symptome waren der Grund für die Fahrt in die Notaufnahme. (Quelle: Antonia Ahlers)

In der Notaufnahme

Dort angekommen wurde ich erstmal über den Diabetes und meine Therapie ausgefragt. Anschließend kam eine Ärztin und las die Notizen des Pflegepersonals. Sie fragte mich dann nochmal, welchen Typ von Diabetes ich hätte, und meinte dann, dass sie erstmal den Arzt auf der Intensivstation anrufen und um Rat fragen muss. Da begann ich schon ein leicht ungutes Gefühl zu bekommen. Ganze zwanzig Minuten später kam sie wieder zu mir und meinte, dass ich meine Pumpe sofort abnehmen soll, denn sie hätten Angst, dass diese eine Fehlfunktion hätte und deshalb der Zucker so hoch sei. Ich habe ihr dann versucht zu erklären, dass ich die Pumpe nicht abnehmen mag, da dann ja das Basalinsulin komplett fehlen würde. Sie meinte dann aber, dass sie unbedingt abgeschaltet werden soll und dass das alles dann mit dem Pen geregelt wird. Da ich total fertig war und mich überhaupt nicht gut fühlte, hatte ich nicht sonderlich viel Kraft, mich durchzusetzen, und habe gemacht, was mir gesagt wurde.

Fehlendes Fachpersonal

Also wurde ich an eine Infusion angeschlossen und bekam von einer Schwester Insulin gespritzt. Wie sich später herausstellte, war es Actrapid und davon nicht mal viel. Lediglich wenige Einheiten gab es und erst nach 4 Stunden gab es nochmal ein wenig Actrapid. Diese Dosis war sogar noch kleiner als die erste. Nach 5 Stunden war der Wert nur minimal gesunken und ich bekam ein Bett in der Notaufnahme.

Am Morgen sollte ich dann doch tatsächlich etwas zum Frühstück essen und dafür nicht spritzen, obwohl mein Wert immer noch bei knapp 300 mg/dl (16,7 mmol/l) lag. Die Krankenschwester, die mich morgens geweckt hatte, war auch etwas entsetzt darüber, dass meine Pumpe abgelegt werden sollte und ich lediglich ein klein bisschen Actrapid bekam. Sie verstand den Sinn dahinter nicht und tröstete mich aber damit, dass ich nur eine Stunde warten müsse und dann ins nächste benachbarte Krankenhaus verlegt werden würde, wo man sich viel besser mit dem Diabetes auskenne. Als ich die Notaufnahme, zusammen mit einem Krankentransport, verließ, war ich überglücklich.

Mit Kindle und Kopfhörern bekommt man die Zeit schon irgendwie rum. (Quelle: Antonia Ahlers)

Auf ins nächste Krankenhaus

In der Aufnahme des anderen Krankenhauses angekommen, wurde ich natürlich wieder über alles ausgefragt und auch darüber, was in der Nacht alles gemacht wurde. Bei meinen Schilderungen schüttelten alle Anwesenden nur den Kopf und konnten es auch nicht so wirklich glauben. Mein Blutzucker war bei der Erstuntersuchung schon wieder über 300 mg/dl bzw. 16,7 mmol/l (wie sollte es ohne Pumpe auch anders sein), die Blutgasanalyse war aber zum Glück in Ordnung, jedoch hatte ich ordentlich Ketone im Urin. Diese hatte ich am Vorabend gar nicht bzw. nur ganz wenig. Also habe ich die Notaufnahme des ersten Krankenhauses mit mehr Ketonen verlassen, als ich sie betreten hatte. Unglaublich, oder? Und das nur, weil es keinen diensthabenden Arzt gab, der sich mit dem Thema Diabetes auskannte.

Leider gibt es bei uns in der Gegend nach 20 Uhr nur diese eine Notaufnahme. Ich hätte also auch nicht direkt in das zweite Krankenhaus fahren können. Im zweiten Krankenhaus war ich dann viel besser aufgehoben und es wurde sich sehr gut gekümmert. Dort wurde mir dann aber auch gesagt, dass ich, falls sowas nochmal vorkommen sollte, beim nächsten Mal deutlicher sagen soll, dass ich einen Typ-1-Diabetes habe und dass ich meine Pumpe auf keinen Fall ablegen werde.

I’m greater than my highs and lows… (Quelle: Antonia Ahlers)

Mein Tipp

Mein Tipp an euch ist also: Habt keine Angst bzw. Scheu davor, euch gegen Ärzte durchzusetzen und ihnen ganz klar zu sagen, wenn ihr mit ihren Anweisungen nicht einverstanden seid. Ich hatte nicht den Mut dazu und bereue das jetzt. Hätte ich mich nämlich durchgesetzt, hätte ich mir bestimmt ein paar Tage Krankenhausaufenthalt ersparen können.


Mit Diabetes ins Krankenhaus? Na, wenn das mal gutgeht… – Antjes Gedanken zu dem Thema.

Ähnliche Beiträge

Prof. Reger-Tan wird neue Direktorin der Diabetologie und Endokrinologie am HDZ NRW

Prof. Dr. Susanne Reger-Tan übernimmt im Oktober die Leitung der Diabetologie und Endokrinologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen. Die renommierte Expertin für klinische Diabetologie, Endokrinologie und Metabolismus wechselt vom Universitätsklinikum Essen an die Ruhr-Universität Bochum und folgt als Direktorin auf Prof. Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe.
Prof. Reger-Tan wird neue Direktorin der Diabetologie und Endokrinologie am HDZ NRW – HDZ NRW

2 Minuten

Die Höchsten Werte seit meiner Diagnose … und das auch noch in der Prüfungswoche

Während der Prüfungswoche erreichte Merles Blutzucker einen Rekordwert von über 600 mg/dl. Diese Phase war geprägt von Kopfschmerzen, Übelkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, die ihr das Lernen erschwerten. Dank der Unterstützung ihrer Freunde und ihrer Entschlossenheit konnte sie die Prüfung trotzdem meistern.

9 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert