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Das Privileg Schwangerschaft – Teil 4
3 Minuten
In den bisherigen Teilen meiner Beitragsreihe zum Thema „Das Privileg Schwangerschaft“ berichtete ich von der Schwangerschaftsplanung, vom Schwangersein und der Geburt meiner beiden Kinder. Weiter geht es mit:
Stillen
Jeder weiß, wie gesund das Stillen ist. Diabetikerinnen wird das Stillen über einen längeren Zeitraum sogar ausdrücklich empfohlen. Das Stillen fördere die Entwicklung der kindlichen Immunabwehr und verringere die Wahrscheinlichkeit einer späteren Diabetes-Erkrankung, wird immer gesagt.
Bei meinem ersten Kind habe ich mich aufgrund der „versprochenen“ positiven Effekte des Stillens monatelang gequält. Das Stillen bereitete mir massive Schmerzen. Die Brustwarze war so strapaziert, dass sie bereits im ersten Monat einriss und gelasert werden musste. Meine Brust war wund. Ich salbte und cremte, ließ „lufttrocknen“, doch meine Tochter trank viel – auch zur Beruhigung und zum Einschlafen – und eine „Brust-Schonung“ schien unmöglich. Mir liefen die Tränen in Strömen über die Wangen und es gab viele Momente, in denen ich deshalb meinen Diabetes verfluchte.

Ein Vierteljahr später hatte ich mich plötzlich daran gewöhnt. Der Schmerz verflog und ich konnte schmerzfrei und voller Hingabe stillen. Ich bin froh, dass ich dafür gekämpft habe.
Bei meiner zweiten Tochter schmerzte das Stillen auch, aber viel kürzer und weniger massiv. Ich wusste von Beginn an, dass der Schmerz endlich war, und stellte mich kühn der Herausforderung. Wenn es mal „gar nicht ging“, griff ich beherzt zur Flasche. Dieses Mal nahm ich es lockerer und hatte auch mir gegenüber mehr Erbarmen.
Fazit
Noch vor knapp 40 Jahren wurde Typ-1-Diabetikerinnen abgeraten, schwanger zu werden und Kinder zu gebären. Ein stabiler Blutzucker konnte noch nicht anständig kontrolliert oder dauerhaft stabil eingestellt werden. Sensoren, die die Zuckerwerte dauerhaft messen können, also Mess-Sensoren wie der heutige FreeStyle Libre oder Sensoren von Dexcom waren noch absolute Zukunftsmusik. Als diabetische Frau war man bei Schwangerschaften mehr Risiken ausgesetzt, ohne dass die Ärzte damals so viel wie heute hätten für sie tun können. Glücklicherweise können wir Diabetikerinnen Typ 1 heute genauso leicht und gesund schwanger werden wie alle anderen gesunden Frauen auch. Das sollten wir feiern!

10 Tipps
Da ich nun bereits zwei Schwangerschaften hinter mir habe, fasse ich meine wichtigsten Erfahrungen kurz zusammen:
- Das HbA1c sollte vor Empfängnis laut Leitlinie A1c- nicht mehr als absolut 0,5 bis 1% oberhalb des oberen Referenz-Grenzwertes der verwendeten Labormethode liegen.
- Bei Schwangerschaftsplänen sollten wir Folsäure und Jod einnehmen.
- Der Diabetologe unterstützt bei der Beantragung von Pumpen und Sensoren. Hierfür sollten wir über drei Monate lang ein Blutzuckertagebuch führen und bei der Krankenkasse einreichen. Je früher man die Gerätschaften erhält, desto früher lässt sich lassen sich die Glukosewerte gut einstellen.
- In der Frühschwangerschaft erleiden wir Diabetikerinnen häufig Unterzuckerungen! Dafür sollten wir gewappnet sein.
- Während der Schwangerschaft steigt der Insulinbedarf stark an – meist geht es richtig los ab der „Schwangerschaftsmitte“, wenn auch das Kind anfängt, ordentlich zu wachsen. Ich empfand eine ausgewogene Diätküche mit reduzierten Kohlenhydraten hilfreich!
- Da durch erhöhte Glukosewerte der Mutter, die auch das Ungeborene mitbekommt und deshalb selbst viel Insulin produziert, um die Zuckerwerte zu senken, und so das Kind zu stark wachsen kann, also das Risiko einer Makrosomie besteht, war es für mich wichtig, gesund zu leben und so gute Glukosewerte zu haben.
- Es ist keine Schande, als schwangere Typ-1-Diabetikerin seine Arbeitszeiten zu reduzieren.
- Drei pränatale Ultraschalluntersuchungen stehen allen Schwangeren als Krankenkassenleistung zu. Ich habe hier in Bayern als Schwangere mit Diabetes weitere Ultraschalluntersuchungen auf Krankenkassenkosten bekommen, um Wachstumsstörungen oder eine Makrosomie frühzeitig zu erfassen (außerdem gibt es sensationelle Ultraschallbilder). Fragt einfach euren Arzt nach den weiteren Ultraschallen!
- Ich befürworte die Entbindung in Krankenhäusern mit einer angeschlossenen Kinderklinik.
- Nach der Entbindung haben wir einen schnellen Gewichtsverlust, die hormonelle Situation ändert sich und der Insulinbedarf sinkt umgehend. Die Gefahr von Hypoglykämien ist unmittelbar gegeben. Wir müssen damit rechnen, dass sich die Krankenhausmitarbeiter nicht mit Diabetes auskennen und wir uns im Notfall selbst helfen müssen.
„Es ist ein Wunder“, sagt das Herz.
„Es ist eine große Verantwortung“, sagt der Verstand.
„Es ist viel Sorge“, sagt die Angst.
„Es ist eine enorme Herausforderung“, sagt die Erfahrung.
„Es ist das größte Glück“, sagt die Liebe.
„Es ist unser Kind, unser ein und alles, Lebensinhalt und Inspiration“, sage ich 😊
(Quelle: www.motherbook.de)
Hier findet ihr noch einmal alle vorherigen Teile der Reihe “Das Privileg Schwangerschaft:
Das Privileg Schwangerschaft – Teil 1
Das Privileg Schwangerschaft – Teil 2
Das Privileg Schwangerschaft – Teil 3
Video: Schwangerschaft mit Typ 1 – Tipps, die ich mir schon früher gewünscht hätte – Kathi ist ebenfalls zweifache Mutter und hat einige Tipps für eine Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes zusammengestellt.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 13 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 8 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig